Beiträge getaggt mit Jean Améry

Michael Landmann und das Israelpseudos der Pseudolinken

Als das europäische Judentum in Hitlers Mordfabriken unterging, stand das Establishment ohne sich zu rühren daneben.  Will die Neue Linke passiv danebenstehen — und sich dadurch mitschuldig machen —, will sie es gutheißen, wenn das Unausmalbare, aber arabischerseits täglich Angedrohte geschehen sollte und Israel untergeht? – Michael Landmann im Oktober 1970

landmann-israelpseudosDer am 16. Dezember 1913 in Basel geborene jüdische Philosoph Michael Landmann sympathisierte Mitte der 1960er Jahre mit der sogenannten Neuen Linken. Es war die Neue Linke die sich nach dem „Schlaf in das Sich-Abfinden mit dem Bestehenden“ eine Sensibilisierung für das Unrecht thematisierte. Die Neue Linke gab der Gegnern des Vietnamkriegs eine hörbare Stimme. Es war die mehr blochistische als marxistische Utopie die Michael Landmann ansprach. Jedoch hat die Neue Linke, wie kaum eine andere Bewegung, ihr großes Kapital sehr schnell verspielt. Die Stellungnahme der Neuen Linken zu Israel nach dem Sechstagekrieg war die „Hauptfront des Wandels“:  „Israel wurde der Neuen Linken zum Schiboleth. Als bei einer Berliner Demonstration 1969 Angehörige der Außerparlamentarischen Opposition sich als Fatah-Leute verkleideten, da war der angebliche Demonstrationszug in Wahrheit ein Leichenzug, in dem eine Hoffnung zu Grabe getragen wurde.“

Die Nationalrevolutionäre von Rudi Dutschke über Bernd Rabehl bis Horst Mahler waren trotz aller internationalistischen Rhetorik weniger neu als deutsch. Um den ersehnten Schulterschluss mit den Eltern vollziehen zu können, musste die Erinnerung an Auschwitz abgewehrt werden, weil dieses „Ereignis“ die erhoffte Familienzusammenführung behinderte. „Als wollten sie Freuds These über den Wiederholungszwang von Neurotikern bestätigen, benahmen sich Vertreter der Neuen Linken bei der Abwehr dieser Erinnerung so, als würden sie von einer unsichtbaren Hand aus dem Führerbunker gelenkt. “Die Abwehr der Erinnerung an das Unsägliche, was geschah,” so hatten Max Horkheimer und Theodor Adorno 1959 geschrieben, “bedient sich eben der Motive, welche es bereiten halfen”:  antisemitischer Raserei, die sich lediglich neu ausprägt“, schreiben Jan Gerber und Anja Worm im Nachwort von Michel Landmanns Essay. Diesen Zusammenhang zwischen dem Hass auf Israel und dem neulinken Bedürfnis nach der Versöhnung mit den Eltern thematisiert Michael Landmann in seinem 1971 veröffentlichten Essay.

1928 ist Michela Landmann aus der Schweiz nach Deutschland übergesiedelt. Bekannt wurde der Simmel-Herausgeber durch seine Monographie über Philosophische Anthropologie. 1951 wurde der “verspätete Aufklärer” zum Professor für Philosophie der Freien Universität Berlin berufen. Nach vielen Protesten und Gegenreden wider den antizionistischen Schriften des AStA oder des SDS erklärte Michael Landmann prophetisch, dass diese Protestbewegung zum Teil “faschistische Züge” trage. Nur fünf Jahre nach der Veröffentlichung von „Das Israelpseudos der Pseudolinken“ entführte ein Kommando aus deutschen und palästinensischen Linken, in einer durchweg faschistischen Aktion, ein Flugzeug der Air France über Athen und selektierte die jüdischen von den nichtjüdischen Insassen. Während die nichtjüdischen Passagiere freigelassen wurden, blieben die jüdischen Fluggäste unter menschenunwürdigen Bedingungen bis zur Erstürmung, während der Operation Thunderbolt in Entebbe, in der Hand der antizionistischen Entführer. Der Antiisraelismus, so schrieb Landmann bereits damals, ist die moderne Form des Antisemitismus. Im Herbst 1978 wanderte Michael Landmann, nicht zuletzt wegen dem  Antisemitismus vieler seiner pseudolinken Studenten nach Israel aus, wo er am 25. Januar 1984 in Haifa starb.

Nach dem Brandanschlag  am 13. Februar 1970 auf das Jüdische Altenheim München in der Reichenbachstraße 27 gaben SDS und das ISRA-CA am 17. Februar eine gemeinsame Erklärung ab, in der es hieß, der Bundesrepublik kämen solche Anschläge gelegen, „weil  sie eine zusätzliche Rechtfertigung  für die Unterstützung des zionistischen Staates Israel seien.“  „Links ist gleich antiisraelisch“ ist in diesen Zeiten eine unreflektierte Selbstverständlichkeit. In diesem Klima, zu einer Zeit als Deutschland und Westberlin von einer antizionistischen Krawall- und Terrorwelle überrollt wurde, veröffentlichte Michael Landmann seinen Text über das Israelpseudos der Pseudolinken.

Auf stereotype Behauptungen wie „Die Juden haben den Arabern das Land weggenommen“ macht Landmann ruhig und in gut aufklärerischer Manier unter anderem darauf aufmerksam, dass Juden das Land lange vor den Arabern bewohnten, dass zu Palästina auch das nach dem ersten Weltkrieg abgetrennte Transjordanien gehörte, was dreiviertel des Gebietes ausmachte. Vierzehn arabische Staaten dehnen sich über Gebiete von insgesamt elf Millionen Quadratkilometern aus. Das ist eine Fläche, die um eine Million Quadratkilometer größer ist als ganz Europa, die europäische Sowjetunion miteingeschlossen. Der Staat Israel war bis zum Sechstagekrieg 27.000 Quadratkilometer groß. Das sind zwei Tausendstel des enormen arabischen Raumes. Es bleiben immer noch 99,80 Prozent aller arabischen Gebiete in arabischem Besitz, von denen der größte Teil unbebaut ist. Die gängige Mythologie ist, Israel sei auf dem Boden eines arabischen Staates durch dessen gewaltsame Teilung entstanden. Aber nie gab es einen palästinensischen arabischen Staat. Palästina war, als die zionistische Besiedlung begann, eine Provinz des ottomanischen Reiches. Das bebaute Land wurde rechtlich erworben. Es war zum großen Teil türkisches Kronland, aus dem damals siebzig Prozent des Territoriums bestanden. Die arabisch-Deutschersche Behauptung, die Araber seien ausersehen worden, den Preis für die Verbrechen Europas an den Juden zu bezahlen, löst sich im Licht der Geschichte in ein Gespinst auf.

Beispielsweise gegen den Imperialismusvorwurf der Neuen Linken schreibt Landmann: „Zu einem guten Teil beruht das Israelpseudos der Pseudolinken auf der mechanischen Übertragung eines allgemeinen Denkschemas auf eine ihm unangemessene Situation. Statt den geschichtlich singulären Prozess zu analysieren, verfällt sie, so wie sie überhaupt geschichtsfremd ist, einer oberflächlichen Analogie. An der komplexen Konkretion geprüft, lösen ihre Argumente sich auf.“ Landmann belegt, dass Israel nicht mit Hilfe des “westlichen Imperialismus” entstanden ist, sondern umgekehrt gegen ihn. Der Nahostkonflikt wurde bis zum Ende des Kalten Krieges durch den Ost-West-Konflikt nur überlagert. Dem Vorurteil, im Nahen Osten stehe einem israelischen Imperialismus ein arabischer Sozialismus gegenüber, begegnet Landmann mit dem Verweis auf die sozialistischen Traditionen der Kibbuz-Bewegung, den Feudalismus in zahlreichen arabischen Staaten, die Sklaverei in Saudi-Arabien und die Begeisterung für den Nationalsozialismus  in Ägypten und in der Baath-Partei. Wer die Beweise für die arabischen Vernichtungsdrohungen gegen Israel nicht sehe, so Landmann, “will sie nicht sehen”.  Landmann belegt, dass der Israelfeind nicht an den Fakten interessiert ist und es ihm weder um eine Analyse noch um eine Lösung des Nahostkonfliktes gehe. Unter den Motiven, die die Neue Linke an die Seite der Palästinenser treiben, ist das   antiimperialistische zwar das hervorstechendste, aber nicht das einzige. Von der  “Europamüdigkeit“ bis zur „Geschichtsfremdheit” reichen die begründeten Vorwürfe Landmanns an die Pseudolinke. „Bis zum Sechstagekrieg erschienen die Israelis als die underdogs, die man verteidigen muss. Nach ihrem Sieg verlagert sich das natürliche Mitgefühl auf die Unterlegenen. – Dieses Mitgefühl ist kurzsichtig. Israel kann Schlachten gewinnen, aber nicht verhindern, dass die Araber erneut gegen es rüsten. Je mehr sie sich modernisieren, um so mehr wird ihre zahlenmäßige Überlegenheit ins Gewicht fallen. Sie empfangen große Waffenlieferungen nicht nur des Ostens. Während Israels Siege nur Waffensiege sind, die die Existenz der arabischen Staaten und Völker nicht bedrohen, wäre der arabische Sieg eine Staats- und Volksvernichtung“, so Landmann.

Im zweiten Teil seines Essays geht Michael Landmann auf die haltlosen Vorwürfe der trotzkistischen Flugschrift „Der israelisch-arabische Konflikt“  des Trotzki-Biografen Isaac Deutscher ein. Zum Sechstagekrieg schreibt Landmann beispielshalber: „In arabischen Ländern blüht der Antisemitismus, von dem uns seit Hitler noch in Erinnerung blieb, dass er nicht nur eine “Weltanschauung” ist, sondern ein kompaktes Ziel zu verwirklichen sucht. Die Araber erklären dem Fremden gern, sie seien Gegner nur des Staates Israel, nicht der Juden. Die Tatsachen sprechen eine andere Sprache. Hitlers Saat ist noch einmal aufgegangen. Seine Massenvernichtung der Juden findet in Literatur und Presse überall beredte Verteidiger, während andererseits Nasser in einem Interview mit der Deutschen National- und Soldatenzeitung sagte, “niemand nimmt die Lüge von den sechs Millionen ermordeten Juden ernst”. Nicht umsonst gingen Hunderte ehemaliger Nazis nach Ägypten. Araber vertreten die Authentizität der “Protokolle der Weisen von Zion”, die einst zu den russischen Pogromen führten und auch von Hitler benutzt wurden. Wie bisher nur im Dritten Reich, gibt es von ihnen in Ägypten eine offizielle Ausgabe, und auch in Auszügen, in Radiosendungen und Lehrbüchern werden sie wiedergegeben. Das Ritualmordmärchen wird wieder ausgegraben. Am 24. April 1970 strahlte der Sender der Palästinensischen Befreiungsfront von Kairo her die Nachricht aus, die Juden hätten in Gaza – die Bevölkerung sei Zeuge – arabischen Kindern die Kehle durchschnitten, um aus dem Blut Mazze herzustellen. (…)

Immer ist es die Methode des Faschismus, angestaute Aggressionstriebe innerhalb eines Volkes auf einen “Volksfeind” nach außen umzuadressieren. Wie der Antisemitismus unter Hitler dazu diente, Widersprüche des Systems zu überspielen, so dient der arabische Antiisraelismus dem gleichen Zweck. Wie er die unter sich zerstrittenen arabischen Staaten aneinander bindet, so bindet er die arabischen Massen gegen ihr eigenes Interesse an ihre Feudalherren und Militäroligarchien. Er blockiert damit auf faschistische Weise die Inangriffnahme der in den arabischen Staaten überfälligen Reformen: Kanonen statt Sozialismus. Da anderseits die Ungelöstheit ihrer eigenen Probleme verdrängt auf den arabischen Völkern lastet und sie zugleich in Israel einen effizienten progressiven Staat vor sich sehen, der für sie einen beständigen Vorwurf bedeutet, steigert sich der Haß gegen Israel zu doppelter Virulenz. Inversiv wird es rückständig, imperialistisch, rassistisch etc. genannt, während die wahre Fortschrittlichkeit erst von einem arabischen Palästina zu erwarten sei. Dass sich in den arabischen Staaten dieser massenpsychologische faschistische Mechanismus abspielt, ist, da auch so viel höher entwickelte europäische Staaten ihm verfielen, vielleicht nicht zu verwundern. Zu verwundern aber ist, dass die zuverlässig antifaschistische Neue Linke diesen Mechanismus nicht durchschaut und dass sie als Ausdruck von Sozialismus nimmt, was in Wahrheit mit zu dem Zweck erfunden wurde, Sozialismus zu hintertreiben. Im Unterschied zu einer breiten Strömung im arabischen Lager ist die Neue Linke nicht antisemitisch. Die Israelgegner in ihr sind “nur” gegen Israel. Aber an Israel haftet, nachdem die Religion als Bindeglied schwächer wird, heute die Identität des Judentums. Wird Israel morgen zerstört, so gibt es übermorgen kein Judentum mehr. Der Antiisraelismus, der sich durch die Abwehr des Antisemitismus als honorig darstellen möchte, ist daher diesem nicht so unähnlich, wie er glaubt. Er bildet die moderne Form des Antisemitismus. Er hat die Stelle erspäht, an der er das Judentum als Ganzes tödlich treffen kann.  (…)

Der Wille zur Ausradierung Israels ist die Konstante der arabischen Politik. Es besteht keinerlei Grund, die Ernsthaftigkeit des tausendmal Proklamierten herunterzuspielen. Hier nur wenige repräsentative Äußerungen Nassers: “Unser Ziel ist die Schaffung eines vereinten und ununterbrochenen arabischen Raumes, in welchem Israel ausgemerzt sein wird”. (Botschaft an die arabische Studentenversammlung, London, 15. Mai 1965) “Das nationale arabische Endziel ist die Ausrottung Israels”. (Gemeinsames Kommunique mit dem Präsidenten des Irak, 25. Mai 1965) “Unser Ziel ist die Vernichtung des israelischen Staates”. (Rede in Kairo, 18. November 1965) “Die Existenz Israels an sich ist Aggression.” (Pressekonferenz Kairo, 28. Mai 1967) Aber auch der “gemäßigte” Hussein ließ eine Briefmarke drucken, die ein hashemitisches Königreich bis zum Mittelmeer zeigt, in dem Israel nicht mehr existiert. Das ägyptische Artilleriefeuer, sagte der Korrespondent des Beiruter Daily Al-Muharrer, tönt “wie Mozarts (!) Neunte Symphonie”.

Beim Staatsmord allein soll es aber nicht bleiben. Ihm soll ein Volksmord hinzugefügt werden. Der unversöhnliche Hass gegen Israel richtet sich auch gegen die Israelis und konvergiert so mit dem Vernichtungsantisemitismus. “Der Hass, den wir unsern Kindern einprägen, ist ein heiliger Hass”, sagte der syrische Unterrichtsminister. Eine UNESCO-Kommission begutachtete arabische Schulbücher: sie empfahl die Rücknahme von acht und die Änderung von 59 Ausgaben. In vielen von ihnen wird die Sprache des internationalen Antisemitismus geführt. In einem Rechenbuch entdeckte sie die Aufgabe: “Du tötest von 10 israelischen Kindern 4, wie viel bleiben dann noch?”. (..)

Was die arabischen Staaten irgend tun konnten, um ihre Drohungen in die Tat umzusetzen, haben sie getan. Sie fielen am Tage nach seiner Gründung von allen Seiten über den jungen Staat her. Zurückgeschlagen, verhängten sie den Wirtschaftsboykott, durch den Israel erdrosselt werden sollte. Es kam zur Sperrung des Suezkanals für israelische Schiffe und zu dem Plan, das für Israel lebenswichtige Jordanwasser abzuleiten und großenteils ungenutzt versickern zu lassen.

Auch die arabischen Dispositionen im Mai/Juni 1967 waren nicht nur defensiv: das lässt sich anhand erbeuteter militärischer Befehle beweisen. Nach der Erneuerung der Blockade der Meerenge von Tiran, womit er ein internationales Abkommen umstieß, erklärte Nasser am 20. Mai im Radio Kairo: “Mit der Schließung des Golfes von Akaba steht Israel zwei Alternativen gegenüber, von denen jede es zerstören wird. Es wird entweder zu Tode gewürgt durch die arabische ökonomische Blockade, oder es wird vernichtet werden unter dem Feuer der arabischen militärischen Kräfte.” Am 24. Mai sekundierte die Kairoer Tageszeitung Al Ahram: “Israel wird die Schließung der Meeresstraße nicht hinnehmen, deshalb kann der Krieg jeden Augenblick ausbrechen.” Nasser am 26. Mai: “Es wird sich diesmal um einen totalen Krieg handeln und unser Ziel ist die Vernichtung Israels.” Er verkündete eine allgemeine Mobilmachung und brachte seine Armeen in Sinai bis auf sechzig Kilometer an Tel Aviv heran. Er errichtete ein einheitliches Militärkommando mit Syrien, Jordanien und anderen arabischen Staaten, die ebenfalls ihre Truppen entlang den Grenzen mit Israel zusammenzogen. Zusammen wurden Hunderttausende von Soldaten, weit über tausend Panzer, tausend Kampfflugzeuge um den leicht verletzbaren Staat Israel – Husseins Kanonen standen nur fünfzehn Kilometer von Tel Aviv – konzentriert. Die Syrer verstärkten ihr Artilleriefeuer auf landwirtschaftliche Siedlungen im Jordantal. Die von ihnen organisierten Terrorakte wurden täglich tödlicher. Der ganzen Welt wurde mitgeteilt, dass die Auslöschung des jüdischen Staates unmittelbar bevorstünde. Die jordanische Armee gab Anweisungen, sämtliche Einwohner eroberter Ortschaften auszurotten.

Wie kann Deutscher es wagen, angesichts dieser unverhüllten und auf Eroberung gerichteten Einkreisungsstrategie der Nachbarstaaten von der “Aggressivität” Israels zu sprechen? Hätte Israel sich damals nicht verteidigt, so existierte es nicht mehr. Die Redeweise vom israelischen “Aggressor” ist eine arabisch-sowjetische Gemeinschaftslüge, nach dem Rezept gefertigt, dass Lügen ein gewisses Größenmaß überschreiten müssen, um dann wieder Gehör zu finden. Die Sowjetunion widerspricht sich selbst, denn 1956 legte sie einem Sonderausschuss der UNO folgende Definition vor: “In einem internationalen Konflikt wird der Staat als Angreifer erklärt, der als erster folgende Taten ausführt: … Unterstützung von bewaffneten Banden, die aus seinem eigenen Territorium organisiert wurden und die in das Territorium eines andern Staates eindringen.” Die Lüge ist aber sowohl bei Arabern wie Russen wie auch bei de Gaulle, der sich ihr anschloss, wenigstens eine politisch motivierte Lüge. Es blieb der Neuen Linken vorbehalten, sie als höhere Wahrheit für Eingeweihte anzubieten. Was dort erklärlich und aus der Perspektive des Handelnden gerechtfertigt sein mag, erfüllt hier nur den Tatbestand der böswilligen Verleumdung.

Wie kann Deutscher dafür, dass ein rings umstelltes und mit Extermination konfrontiertes Volk in seiner Not und um zu überleben zu den Waffen greift, Worte gebrauchen wie “jener Wahnsinn aus Kampfeslust, Arroganz und Fanatismus”? Zieht man so mit erhobenem Zeigefinger, kontemplativ und besserwisserisch neben der Geschichte stehend, über Menschen her, die in einer absoluten Situation standen und keine andere Wahl hatten? Dies ist die Methode der Mesquinen, dem, dessen Nase einem nicht gefällt, Ehre und Ruf abzuschneiden, ihn zu diffamieren und der Lächerlichkeit preiszugeben. Ressentiment rächt sich an der Leistung, indem es sie entwertet und verzerrt. Notwehr heißt dann “Wahnsinn”, das Sich-Befreien aus tödlicher Umklammerung “Kampfeslust”. Mit “Arroganz und Fanatismus stießen die Israelis vor”: etwa so wie die Nazis in die Ukraine? Hätten sie sich untätig ermorden lassen sollen? War es ein Verbrechen, dass sie gewannen? Offenbar hätte Deutscher ihre Niederlage lieber gesehen und kann ihnen den Sieg nicht verzeihen.“ (…)

Nach über vierzig Jahren hat die Schrift Michael Landmanns nichts von seiner Aktualität verloren. So gut wie jede Verteidigungsaktion Israels wird heutzutage von deutschen Antizionisten abgelehnt und so gut wie jede Terroraktion der Palästinenser und ihrer Verbündeten von Pseudolinken ignoriert, verharmlost, relativiert oder begrüßt. Moderne Antisemiten gedenken jedes Jahr der Reichspogromnacht und polieren Stolpersteine von ermordeten Juden um gleichzeitig für das Recht des Irans auf atomare Bewaffnung einzutreten und jüdische Produkte aus Israel zu boykottieren. Es bleibt nach wie vor das Rätsel unserer Zeit wie sich Pseudolinke für die Gleichberechtigung der Frau in Europa einsetzen können um gleichzeitig die frauenverachtende Politik in den arabischen Staaten zu beschweigen, wie es Pseudolinke schaffen den demokratischen Staat Israel, die Insel der Aufklärung im Nahen Osten, zu delegitimieren und zu dämonisieren um gleichzeitig die islamfaschistische Ideologie, sowie die menschenverachtenden und antisemitisch motivierten Mordtaten von Hamas, Hisbollah und anderer arabischer Terrorregierungen zu verharmlosen oder gar gutzuheißen. Es kann nur als eine ideologische Verwahrlosung bezeichnet werden wenn Pseudolinke den alten „Antiimperialismus“ auf die islamistischen Bewegungen und Regimes übertragen, denn der Islamismus steht gegen alles, wofür eine emanzipatorische Linke jemals eingetreten ist.

Die pseudolinken antizionistischen  Studenten der sechziger und siebziger Jahre sind inzwischen, wie es Michael Landmann bereits vor über 40 Jahren befürchtete, “als Lehrer, Publizisten und als Beamte in maßgeblichen Stellungen Multiplikationen. Der antiisraelische Furor ist längst im politischen Mainstream angekommen in dem die Unterscheidung zwischen “links” und “rechts” kaum noch getroffen werden kann.  Um die einschlägigen antizionistischen Vorurteile und Ressentiments zu lesen, muss man nicht unbedingt ein nationalbolschewistisches, antizionistisches Wochenblatt abonnieren, es genügt die Süddeutsche Zeitung aufzuschlagen, einer Debatte im Bundestag über den Nahostkonflikt zu lauschen oder einen Bericht über Israel in 3sat zu sehen.

Michael Landmann gebührt mit Jean Améry das Verdienst bereits vor über vierzig Jahren aus linker Perspektive die ideologische Verwahrlosung dieser Pseudolinken geächtet zu haben. Die Erkenntnisresistenz von Antizionisten und ihren Verteidigern ist mittlerweile sprichwörtlich, so dass die Idee der Emanzipation nur gegen diese Kreise durchgesetzt werden kann. Mit Michael Landmann ist abschließend zu konstatieren: Argumente, die von einer Vernichtungsankündigung begleitet werden, sind keine Argumente. Wer das Gespräch damit eröffnet, dass es in Liquidierung enden soll, ist kein Partner. Indem sich „linke Israelkritiker“ mit denen identifizieren, die Israel liquidieren wollen, stiften diese Pseudolinken eine Situation, die keinerlei Gespräch mehr aufkommen lässt.

Quelle: Michael Landmann – Das Israelpseudos der Pseudolinken – Herausgegeben von Jan Gerber und Anja Worm für die » Materialien zur Aufklärung und Kritik« – ça ira Verlag – Oktober 2013, 148 Seiten („Das Israelpseudos der Pseudolinken“ erschien zuerst 1971 im Colloquium-Verlag in Berlin)

Erstveröffentlichung am 17. November 2013 in Mission Impossible

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Theodor Herzl und der „ehrbare“ Antizionismus

israelIm Jahre 1895 begann Theodor Herzl (1860-1904) mit den Vorarbeiten zu seiner programmatischen Schrift „Der Judenstaat – Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage“. Die Dreyfus-Affäre in Frankreich und der dadurch sichtbar werdende Antisemitismus, die Wahl des offenen Antisemiten Karl Lueger zum Wiener Bürgermeister und die Entwicklungen in Deutschland gelten als entscheidende Gründe dafür, dass Theodor Herzl den Zionismus entwickelte. In einem Brief an Albert Rothschild schreibt Herzl: „Ich versuche dem Antisemitismus dort beizukommen, wo er entstanden ist und wo er noch seinen Hauptsitz hat: in Deutschland. Ich halte die Judenfrage für äußerst ernst. Wer glaubt, dass die Judenhetze eine vorübergehende Mode sei, irrt schwer.“ Die Judenpogrome in Russland zwischen 1903 und 1906 mit mehr als zweitausend ermordeter russische Juden, die vielen weltweiten antisemitischen Schriften, die Judenverfolgung in Deutschland und der Holocaust betätigten die Weitsicht Theodor Herzls. Der Zionismus ist deshalb zweifellos die Reaktion auf den seit Jahrhunderten bis zu unserer Zeit herrschenden Antisemitismus.

1897 versammelten sich die jüdischen Delegierten der unterschiedlichen zionistischen Strömungen zu einem Kongress in Basel und verabschiedeten ihr Programm, einleitend mit dem Satz: „Der Zionismus erstrebt für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich rechtlichen Heimstätte in Palästina.“ Innerhalb der zionistischen Bewegung gab es verschiedene Strömungen und Richtungsstreitigkeiten. Ab 1900 entwickelte sich vor allem von Russland aus ein sozialistischer Zionismus, der später die Gründerjahre Israels mit seiner Kibbuz- und Arbeiterbewegung prägte. Anfang des 19. Jahrhunderts lebten knapp 300.000 Menschen, inklusive dem alten jüdischen Jischuw  im unterbevölkerten und wirtschaftlich stagnierenden Palästina. Nach antijüdischen Pogromen in Russland kam es ab 1881 zur ersten Alijah mit circa 70.000 jüdischen Immigranten nach Palästina. 1923 teilten die Briten das Land „Palästina“ in zwei administrative Zonen. Der arabisch-palästinensische Staat Transjordanien, knapp 80 Prozent der Landfläche Palästinas, das heutige Jordanien, wurde abgetrennt. In Jordanien dürfen sich bis heute keine Juden niederlassen. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts waren antisemitische Übergriffe in Palästina keine Seltenheit. Nach arabischen antijüdischen Pogromen wurde die Hagana, eine zionistische Organisation zum Schutz für die jüdische Zivilbevölkerung gegründet. Wegen ihrer moderaten Haltung spaltete sich 1931 die rechte Gruppe Irgun ab und beantwortete Terror mit Gegenterror. Beispielsweise während des „Hebron-Massakers“ am 23. August 1929, das unter dem Zeichen des muslimischen  Schlachtrufs, „das Gesetz Mohammads wird mit dem Schwert durchgesetzt“ stand, kamen 67 jüdische Zivilisten ums Leben.  In Safed wurden zur selben Zeit 45 Juden ermordet, insgesamt wurde durch das vom Großmufti von Jerusalem, Amin al-Husseini, dem unumschränkten Führer der „Palästinenser“,  inszenierte Blutvergießen in diesen Tagen 133 Juden ermordet und 339 verletzt. Während Hagana, Irgun, Palmach, die jüdische Brigade und alle anderen zionistischen Organisationen auf der Seite der Alliierten gegen Nazideutschland kämpften, kollaborierten der Mufti von Jerusalem und seine Kämpfer mit Hitler und seiner Ideologie.

1948 war das Ziel Theodor Herzls erreicht, der Judenstaat Israel war gegründet. Endlich existierte ein Land in dem Jüdinnen und Juden nicht länger der Verfolgung ausgesetzt waren. Für die meisten Juden kam diese Rettung allerdings zu spät. Millionen Menschen konnten dem europäischen Antisemitismus, den der deutsche Nationalsozialismus in Auschwitz in ein Vernichtungsprogramm umwandelte, nicht entkommen. Die arabischen antizionistischen Nachbarn akzeptierten freilich  das Existenzrecht Israels nicht und überfielen, vereinigt mit ehemaligen, geflohenen deutschen Nazis den neugegründeten Staat der Juden. Dieser vom Antisemitismus geprägte Krieg gegen Israel hält bis heute an. Für jeden Juden in der Welt, so Jean Améry,  ist der Bestand des kleinen Judenstaates eine existentielle Frage, denn in Israel haben die Juden, den „aufrechten Gang“ gelernt und wenn es einen Staat gibt der ein Existenzrecht besitzt, dann heißt dieser Staat Israel.  Jean Améry war in  den 1970er Jahren einer der ersten der linken Antisemitismus, also Antizionismus entschieden bekämpfte.

Nach 1945 konnte Antisemitismus, zumindest in Europa nicht mehr offen artikuliert werden, so brach sich ein vermeintlich ehrbarer Antizionismus die Bahn. „Die Definition des Antizionismus ist ziemlich einfach. Antizionismus ist die Überzeugung, dass jedes Volk der Welt das Recht auf einen eigenen und souveränen Nationalstaat hat, mit Ausnahme des jüdischen. Der Antizionismus ist kein Antinationalismus, sondern eben allein und ausschließlich gegen den jüdischen Nationalismus gerichtet“, schreibt Felix Bartels in seinem lesenswerten Artikel „Nahost! Nahost! oder Zur Romantik des Weltfriedens. Antizionisten engagieren sich selbstverständlich nicht für die Abschaffung der Nationalstaaten Deutschlands, Frankreichs der Türkei oder gar Irans oder Syriens. Andererseits und des Weiteren sehr inkonsequent ist den meisten Antizionisten der antisemitische Nationalismus der palästinensischen Blut und Boden-Bewegungen von Hamas bis Fatah eine Herzensangelegenheit. Antizionisten macht es fassungslos, dass den zweiundzwanzig bestehenden arabischen Nationalstaaten ein jüdischer von der Größe Hessens, also 1,5 Promille der Fläche der Staaten der Arabischen Liga hinzugefügt wurde. Während es für die meisten Antizionisten feststeht, dass Juden weder ein Volk noch eine Nation sind, reden sie von den Palästinensern beinahe ausschließlich und pathetisch vom „Recht auf Boden“ für das „palästinensische Volk“. In der antizionistischen Propaganda sind es nicht die Menschen die befreit werden müssen, sondern vielmehr der palästinensische Boden, der von den ungläubigen Juden „gereinigt“ werden müsse.

Antizionismus richtet sich von daher nicht im Allgemeinen gegen Rassismus, Nationalismus, Faschismus, Militarismus und Imperialismus, sondern ausdrücklich und exklusiv gegen Zionismus. Antizionisten verurteilen in ihrem Ressentiment den Zionismus als Rassismus. Hingegen ist der Umstand, dass in Jordanien laut jordanischer Verfassung bis heute keine Juden leben dürfen, für sie kein Grund verbal zu intervenieren. Der antizionistisch, islamisch dominierte Menschenrechtsrat der UN lässt beispielsweise keine Kritik an der menschenverachtenden Gesetzgebung der Scharia zu, denn Kritik an der Scharia ist Kritik an der islamischen Religion und damit Rassismus.

Viele Antizionisten haben ein verkürztes und oberflächliches Verständnis von  Imperialismus und Kapitalismus. Der Nationalsozialismus wird in diesen Kreisen meist darauf reduziert eine besonders abscheuliche, von den aggressivsten Fraktionen der Bourgeoisie dominierte Form von Klassenherrschaft zu sein. Die Frage an Antizionisten ob ihre Kollaboration mit diversen Diktatoren, völkischen Nationalisten und Antisemiten nicht irgendwie ein ungutes Gefühl bei ihnen hervorrufe, wird so gut wie nie von ihnen beantwortet.

Einer der eifrigsten Antizionisten war der Nazi-Ideologe Alfred Rosenberg. In  seinen Büchern „Der staatsfeindliche Zionismus“ (1922), „Der Weltverschwörerprozeß zu Basel“ (1927) oder „Die Protokole der Weisen von Zion und die jüdische Weltpolitk“ legte er größtenteils die Grundlagen für den aktuellen Antizionismus. Bekanntlich exportierte Nazideutschland seinen speziellen Antisemitismus ab 1935 in die arabische Welt. Der sogenannte arabische Aufstand in Palästina wurde von Nazideutschland finanziert. Die palästinensische Nationalbewegung hat von daher seine Wurzeln im Antizionismus der deutschen Nationalsozialisten. Die antisemitische Weltanschauung der palästinensischen Nationalbewegung begründet sich auf Amin al-Husaini. Spätestens seit 1929 war  der Großmufti von Jerusalem der „politische Führer der Palästinenser“ und damit Gründervater der palästinensischen Nationalbewegung.  „Tötet die Juden, wo immer ihr sie findet […]“ rief der Mufti über die deutsche Sendeanstalt in Berlin am 1.3.1944 nicht zum ersten und einzigen Male seinen muslimischen Glaubensbrüdern zu.

Die meisten deutschen Antizionisten leugnen freilich jede ideologische Gemeinsamkeit mit Alfred Rosenberg oder Amin al-Husaini, wie Antizionisten sich auch nicht oder kaum mit dem arabischen Antisemitismus auseinandersetzen möchten. Deutsche Antizionisten sind anfällig für die spezifischen Zwänge des deutschen Nationalismus, ihre Weigerung sich mit der belasteten Vergangenheit auseinanderzusetzen ist ebenso sprichwörtlich wie ihr manichäisches Weltbild des Antiimperialismus. Antizionisten sind zumeist außerstande ihr eigenes Bedürfnis nach kollektiver und damit potentiell nationaler Identität zu reflektieren. Sie haben gelernt, von wem und aus welchen Gründen auch immer, dass die USA und Israel für alles Unheil dieser Welt verantwortlich und dass selbstverständlich die Juden selbst schuld am Antisemitismus in ihrer Region sind.

So gut wie alle Antizionisten fordern die „Einstaatenlösung“ für Palästina, weil sie wissen, dass die Juden durch den demographischen Faktor in wenigen Jahren, sollten sie bis dahin überlebt haben, zu Dhimmis degradiert werden würden, weshalb es auch nicht weiter verwundert, dass Antizionisten ein „Rückkehrrecht“ für Palästinenser nach Israel fordern obwohl die nie in Israel gelebt haben. Der deutsche Antizionist Wilfried Böse selektierte, nachdem er mit anderen Antizionisten ein französisches Flugzeug entführte,  1976 in Entebbe Juden von Nichtjuden. Wilfried Böse war der Auffassung, „er sei kein Nazi, er sei Idealist, er bereite die Weltrevolution vor“. Für Antizionisten ist eine Welt ohne Israel das erstrebenswerteste  Ziel aller Ziele.

Groteskerweise gibt es auch antizionistische Juden. Für einige ultra-orthodoxe Juden ist die gegen den Willen Gottes vollzogene Staatsgründung Israels eine Gotteslästerung.  Diese jüdischen Antizionisten pflegen am israelischen Unabhängigkeitstag schwarze Fahnen als Zeichen der Trauer aus ihren Fenstern zu hängen, obwohl es auch immer wieder in ihren Vierteln zu arabischen Anschlägen gegen Juden kam. In Beit Yisrael einem Stadtviertel von Jerusalem leben beinahe ausschließlich strenggläubige jüdische Antizionisten. Am 2. März 2002 verübten die Al Aksa-Brigaden der Fatah ganz bewusst einen Selbstmordanschlag gegen antizionistische Juden in Beit Yisrael, wobei zehn Juden, darunter Kinder und Säuglinge getötet und weitere dreißig teilweise schwer verletzt wurden. In Ramallah zogen daraufhin hunderte von Palästinensern feiernd und siegestrunken auf die Straßen. Die Angriffe und antisemitischen Morde von Beit Yisrael belegen die feindliche Haltung dieser Palästinenser gegenüber allen Juden, egal ob sie nun Antizionisten oder Zionisten sind.

Antizionisten sind erschüttert wenn in Hebron einem palästinensischen Steinewerfer ein Arm gebrochen wird oder die israelische Armee auf tausendfachen Raketenbeschuss der Hamas militärisch reagiert. Als letzte Woche das syrische Militär ein palästinensisches Flüchtlingslager bombardierte und 25 Tote Palästinenser hinterließ oder als 1982 Assad in der syrischen Stadt Hama einen Aufstand der Muslimbrüder durch Artellerie und Bomben mit fünfzehntausend Toten niederschlug war von fassungslosen Protesten der Antizionisten nichts zu hören, denn wie der Name schon sagt, Antizionisten sind auf Israel fokussiert.Inwieweit sekundärer Antisemitismus bei deutschen Antizionisten mit eine Rolle spielt ist nicht einfach zu beweisen, außer wenn sie wie Norman Paech  es ausdrückte „wegen dem Leid der Palästinenser  aus dem ‚Schatten Hitlers‘ heraustreten dürfen“.

Felix Bartels meint nicht zu Unrecht: „Ein vernunftbegabter Mensch redet mit Antizionisten wie der Arzt mit seinen Patienten. Es ist mehr ein Reden zum Zwecke der Anschauung. Die eigentliche Überlegung findet später statt. Übrigens ist es ethisch durchaus vertretbar, Antizionisten, wenn man schon mit ihnen redet, auf eine Couch zu setzen und Geld nach Stunden zu nehmen.“

Das Problem dabei ist nur, dass der antizionistische Wahnsinn nicht in kleinen Zirkeln stattfindet,  sondern längst in der Mehrheitsgesellschaft angekommen ist, wie folgende Umfrageergebnisse zeigen: Das Meinungsforschungsinstitut EOS Gallup Europe hatte im Auftrag der EU-Kommission 2003 eine Umfrage durchgeführt. In Deutschland hielten 65 Prozent der Befragten Israel für „die größte Gefahr für den Weltfrieden“.  In einer weiteren EU-Umfrage 2004 erklärten über die Hälfte der Bundesbürger: „Was der Staat Israel heute mit den Palästinensern macht, ist im Prinzip auch nichts anderes als das, was die Nazis im Dritten Reich mit den Juden gemacht haben.“ 2007 positionierten sich laut einer BBC-Umfrage 77 % der Deutschen eindeutig negativ gegenüber Israel das jeden Deutschen und Österreicher alleine durch seine Existenz an Auschwitz und Majdanek, an Treblinka und Sobibor erinnert.  Laut einer Studie aus dem Jahre 2011 der Fakultät für Erziehungswissenschaft am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung ärgerten sich 63 % der Deutschen im Jahre 2008 darüber, dass ihnen die Verbrechen der Nazis noch heute vorgehalten würden und 57.3 % der Deutschen waren im Jahr 2010 der Meinung, dass Israel einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser führe. Die Mehrheit der Deutschen steht hinter dem „Gedicht von Grass. Laut FTD-Umfrage halten 57% der Deutschen die Israel-Thesen von Günter Grass für richtig und 27% für diskutabel. 84 % ist eine klare Mehrheit.

Israel ist ein kapitalistischer Staat, mit allen Fehlern die kapitalistische Staaten nur haben können, angefangen von sozialer Ungerechtigkeit bis zu dem zu großen Einfluss der Religion auf die Politik. Trotz alledem ist Israel die Insel der Aufklärung im Nahen Osten. Israel ist das Land das den verfolgten Juden dieser Welt Zuflucht gewährt. Nach der riskanten aber erfolgreichen Geiselbefreiung von Entebbe sagte einer der Organisatoren Moshe “Muki” Betser: „Ich sehe in Entebbe das Wesen des Zionismus“, hätten wir vor dem Zweiten Weltkrieg einen Staat und eine Armee gehabt, hätte es den Holocaust in Deutschland so nicht gegeben.“ Seit seiner Gründung sammeln sich die feindlichen Armeen und Terroristen um Israel und selbst die zügellosesten Stimmen aus den arabischen Ländern werden von der Weltgemeinschaft ignoriert.

Eines steht fest: Der Antizionismus ist ein von Grund auf reaktionäres Phänomen, er ist die eine Seite einer irrationalen Medaille, die andere Seite heißt Antisemitismus. Es scheint aktuell so zu sein als ob die Welt vorbereitet werden müsse, weil die Welt es so will, auf das zu bereitende Auschwitz II am Mittelmeer.

Quellen: Felix Bartels -Nahost! Nahost! oder Zur Romantik des Weltfriedens | Alexandra Kurth –  Insel der Aufklärung, Israel im Kontext | Karl Selent – Ein Gläschen Yarden-Wein auf den israelischen Golan | Jean Amèry – Zwischen Vietnam und Israel | Leon Poliakov – Vom Antizionismus zum Antisemitismus

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Was ist (heute) „links“?

Nach der französischen Revolution wählte sich Frankreich eine Gesetzgebende Versammlung, in der ganz rechts die Monarchisten saßen, während die republikanischen Jakobiner  mit diesen nichts zu tun haben wollten  und deshalb die Plätze ganz links einnahmen. Die Politik der Jakobiner  war für das einfache Volk,  für Arbeiter und Kleinbürger, sie waren gegen den Krieg und forderten den Verkauf der Nationalgüter, wollten ein geeintes, zentralistisches Frankreich und Planwirtschaft. Seit der Zeit kümmern sich „Linke“ um Dinge, die sie nichts angehen. Viele „Linke“, so auch ich, sind der Meinung, dass Menschen die dies nicht tun, die Achtung vor sich selbst verlieren müssten, dass sie moralisch Selbstmord begehen.  „Links“ ist deshalb, wo das Herz ist. Das Eintreten für eine  sozial gerechtere Gesellschaft, gegen die Herrschaft von Menschen über Menschen, für die Gleichberechtigung der Geschlechter, für die Gleichberechtigung der Nationen inklusive einer gerechteren Verteilung  des Reichtums, gegen Krieg, gegen  Diskriminierung von Minderheiten, gegen den Aberglauben der Religionen und gegen Antisemitismus stand  damals und steht  heute auf der Agenda der „Linken“. Die Geschichte der“ Linken“ weist einige „dunkle Schatten“ auf. Die Spaltung der Arbeiterklasse in SPD und KPD wegen der „Burgfriedenspolitik“, das Querfrontdenken der KPD in den 30er Jahren, die stalinistischen Säuberungen in der Sowjetunion bis in die 50er Jahre, die Fehler der Regierenden in der DDR bis zum heutigen linken Antisemitismus sind trauriger Beleg für die vielen Irrtümer und Verbrechen von „Linken“. Die Fehler müssen teilweise, im Kontext ihrer Zeit gesehen, sollten trotzdem nicht entschuldigt werden. Die rote Armee befreite das KZ  Auschwitz, die Überlebenden der NS- Konzentrationslager waren die ersten Regierenden der neu entstandenen Staaten Israel und  DDR. Das Blockdenken des „Kalten Krieges“ brachte unheimliche Allianzen, die aus rein pragmatischen Gründen geboten waren. Seit der Zeit der Jakobiner spaltete sich die „Linke“ mehrfach in reformistische, radikalere und esoterische Gruppierungen, so gab und gibt es innerhalb und außerhalb der parteipolitischen und gewerkschaftlichen Gruppierungen viele abstruse Ansichten, angefangen von kleinbürgerlichen Rassisten, nationalen Stalinisten, Eugenikern, Sozialdarwinisten, Esoterikern, Anthroposophen, religiös motivierten Antisemiten bis zu den „linken“ Antizionisten. Diese Kräfte befinden sich im Wettstreit mit ihren aufgeklärten, humanistischen, antinationalistischen Gegenspielern. Im Folgenden versuche ich, fragmentarisch darzulegen, was für mich linke Positionen sind und welche Positionen mit „linkem Denken“ unvereinbar sind:

1) „Links“ ist – sich jederzeit selbst hinterfragend der Aufklärung, verpflichtet zu fühlen, dabei für den nachhaltigen Fortschritt seiner Umgebung/Gesellschaft einzutreten. Die Aufklärung richtete sich zuerst gegen die christliche Religion, denn Wissen sollte Glauben ablösen. Karl Marx schreibt: „Die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik“. Gott wurde vom Menschen erschaffen und nicht umgekehrt. Religion ist Ideologie, sie ist falsches Bewusstsein, sie lenkt als „Opium des Volks“ die Menschen von ihren existenziellen Problemen ab, mit ihrer Hilfe werden Menschen von herrschenden Despoten unterdrückt. Die Menschen sind also keinem Gott verantwortlich, der Mensch ist nach „linkem“ Weltbild dem Menschen verantwortlich, nicht nur für seine  Individualität, sondern  er ist verantwortlich  für alle Menschen.  Eine „Linke“ kann daher niemals strategisch, gemeinsam mit christlichen Kirchen oder islamischen Gruppierungen gegen fundamentale Missstände vorgehen. Die Trennung von Staat und Kirche ist eine unveränderliche „linke“ Forderung.  Frauenunterdrückung, mit ihren sichtbaren Symbolen wie die erzwungene Verschleierung von Frauen durch Burka, Niqab oder Kopftuch,  wie sie in islamischen Gesellschaften am extremsten zu Ausdruck kommt, kann von „Linken“, die sich der Emanzipation verschreiben, nicht toleriert werden. “Jedes Stückchen Emanzipation der Menschheit, noch das bescheidenste, ist nicht mit, sondern gegen Religion und Kirche erkämpft worden. Und schlichtester Anstand müßte es verbieten, einer religiösen Organisation, deren Geschichte eine einzige breite Blutspur zeichnet, den Gebrauch des Wortes »Menschenrecht« anders zu quittieren als mit Hohnlachen oder einem Schlag auf die Pappn. Geschieht das? Keineswegs: Nicht die Propheten und Mitläufer des Aberglaubens haben zu beweisen, daß sie, obwohl Christen, ansonsten einigermaßen anständige Leute sind. Entschuldigen müssen sich die andern, die Ketzer ”, schrieb einst Hermann L. Gremliza in „Konkret“. Wenn Religion öffentlich wird, wenn sie nicht mehr „Privatsache“ bleibt, wenn Religion missioniert, muss „linker Geist“ aktiv werden. Sigi Zimmerschieds „Kardinal daschlogn“ ist diesbezüglich sicherlich die „letzte“ Lösung.   2) „Links“ ist – Kapitalismuskritik, die zuerst den eigenen bürgerlichen Staat kritisiert, der den Reichtum von unten nach oben lenkt, ebenso zu erkennen, dass privater Produktionsmittelbesitz mit Ausbeutung verbunden ist. Redliche Kritik am Kapitalismus ist nicht zu verwechseln mit der Suche nach Sündenböcken, zumeist in kapitalistischen Krisenzeiten. Die „Heuschrecken-Kampagnen“ sowie die Unterscheidung zwischen „raffendem“ und „schaffendem“ Kapital ist rechte Kapitalismuskritik, die von „Linken“ kritisiert werden muss. Die Kritik am Finanzkapital steht meist im Zentrum einer regressiven Kapitalismuskritik, die die Totalität des kapitalistischen Systems verkennt. Die Hetze gegen “Heuschrecken” läuft immer Gefahr, die Systemkritik zu personalisieren und dadurch die kapitalistische Vergesellschaftung nicht als „gesellschaftliches Verhältnis“ mit abstrakten Zwängen zu begreifen, sondern die konkreten Akteure als persönlich Verantwortliche für Elend, Armut und Ausbeutung auszumachen. Diese Kritik am Kapitalismus von „rechts“ muss aufs Schärfste kritisiert werden.  3) „Links“ ist – die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit, Umweltschutz, „Gleichheit vor dem Gesetz“, internationaler Verteilungsgerechtigkeit und Chancengleichheit. 4) „Links“ ist, nicht zu Schweigen bei Diskriminierung von Migranten, Ausländern, wie aktuell bei den Aussagen des den bayerischen Ministerpräsidenten, oder anderen Minderheiten. Diese Solidarität darf nicht mit falscher Toleranz verwechselt werden. Toleranz oder Wegsehen bei religiös motivierter Frauenunterdrückung kann keine „linke“ Position sein.  Nicht zu Schweigen etwa über die Verbrechen des iranischen Regimes oder anderer islamfaschistischer Gruppierungen oder Regierungen ist ein entscheidender Grundpfeiler linker, humanistischer Gesinnung. Denn die Menschen im Nahen Osten benötigen dringend eine grundlegende Veränderung der Verhältnisse. Zu einer Demokratisierung und Liberalisierung in Ländern wie Iran, Pakistan oder Saudi Arabien gibt es keine Alternative. Aufgabe der „Linken“ ist daher die Unterstützung und Solidarität emanzipatorischer Bewegungen wie der Frauen- und der Studierendenbewegung in den arabischen und islamischen Ländern. „Linke“ verurteilen die iranischen Antiisrael-Konferenzen mit Holocaustleugnern, sie verurteilen den Terror der islamischen Sittenpolizei dem Schwule und Lesben unterliegen, die für ihre Lebensweise gehängt oder gesteinigt werden. 5)  „Links“ ist – sich für den Frieden einzusetzen. Bei militärischen Auseinandersetzungen zu Erkennen wer Aggressor und wer Angegriffener ist. Jedes Land hat das Recht sich zu verteidigen. Die entsprechenden Aggressoren, wie beispielsweise Hamas oder Hisbollah, müssen benannt und geächtet werden. 6) „Links“ ist – zu erkennen, dass Revolution kein Selbstzweck ist, da Revolution das äußerste Mittel zur Herstellung einer gerechten Gesellschaft ist. Sie ist die letzte Maßnahme zur Verwirklichung menschenwürdiger Zustände.  „Am Anfang aller Brüderlichkeit steht der Brudermord, am Anfang aller politischen Ordnung steht das Verbrechen. Für diese uralte, durch die Jahrhunderte getragene Überzeugung, von dem Beginn aller menschlichen Angelegenheiten ist die Annahme eines Naturzustandes nur eine letzte, theoretisch gereinigte Paraphrase, und sie klingt noch deutlich nach in Marx’ berühmten Ausspruch von der Gewalt als der mächtigen Geburtshelferin der Geschichte.“, schrieb Hannah Arendt bereits 1963. Revolutionäre Befreiungsbewegungen wie etwa die FMLN, FSLN oder der Vietcong, die gegen Militärdiktaturen oder imperialistische Aggression kämpften, verdienten die weltweite Solidarität der “Linken“. „Revolutionäre“  Bewegungen,  die einen Gottesstaat fordern, egal ob dieser fundamental christlich oder islamfaschistisch ist, sind nicht ansatzweise emanzipatorisch, sondern fanatisch reaktionär. Ein Gottesstaat wie der Iran mit seinen Ayatollahs, ist deshalb aufs Schärfste zu kritisieren. Die siegreiche sozialistische kubanische Revolution von 1959 ist dagegen ein gutes Beispiel für eine gelungene soziale, emanzipatorische Umwälzung.   7) „Links“ ist – ein klares Geschichtsbewusstsein, als Teil der Bildung, mit der Reflexion der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Ohne das Verstehen der „Urkatastrophe“ des 1. Weltkrieges, der Fehler der Weimarer Republik, der Machtübernahme der Nationalsozialisten, den „einmaligen“ Verbrechen der NS-Diktatur, kann aktuelle Politik nicht begriffen werden. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, nach dem 11. September haben sich die Welt-Koordinaten verschoben. Das überholte antiimperialistische Weltbild kann die Welt nicht mehr erklären. Aus diesem Antiimperialismus heraus bezeichnen „Betonlinke“  Israel als imperialistischen Brückenkopf der USA. Dieser  Antiimperialismus führt über den  Antizionismus zu linkem Antisemitismus. Die Mehrheit der heutigen Feinde Amerikas sind keine nationalen Befreiungsbewegungen mehr, die fortschrittliche Ziele verfolgen, sondern antimoderne, frauenfeindliche, antisemitische Bewegungen des politischen Islam. Deutsche Nazis haben die Anschläge am 11. September in New York City bejubelt, deutsche Nazis sind mit Palästinensertüchern auf Anti-Israeldemos unterwegs und erneuern ihren Hass auf Israel und ihre Solidaritätsaufrufe mit den Palästinensern. Wenn „Linke“ in „dasselbe Horn blasen“, entsteht eine neue, alte verhängnisvolle,  Querfront.  8)“Links“ ist – die Solidarität mit Israel, weil der arabische Antisemit, den Tod des Juden will. Die Liquidierung Israels steht auf dem Programm der PLO, der Hamas, des Dschihad und der Hisbollah. Wo es Stärkere gibt, steht  die „Linke“ auf der Seite der Schwächeren und stärker,  das sind die Araber,  stärker an Zahl, stärker an Öl, stärker an Dollars, stärker ganz gewiss, an Zukunftspotential. Deshalb ist, wie Jean Améry schreibt, die Allianz des antisemitischen Spießer-Stammtisches mit den Barrikaden wider die Natur, Sünde wider den Geist. Leute wie Horst Mahler oder Ahmadinejad  können sich die Umfälschung des kruden Antisemitismus zum aktuellen Anti-Israelismus gestatten: Die Linke muss redlicher sein. Es gibt keinen ehrbaren Antisemitismus.  Israel ist auch die Staat gewordene Konsequenz aus Auschwitz. Israel ist der erste und einzige Zufluchtsort für von Antisemiten verfolgte Juden. Eine Linke die sich ernst nimmt, muss solidarisch mit Israel, dem „Juden unter den Staaten“,  sein, dazu gehört auch die Solidarität mit den überlebensnotwendigen Verteidigungsmaßnahmen Israels. Deshalb stellen sich redliche Linke dem alten und neuen Antisemitismus oder Antizionismus entgegen, solange es diesen gibt. Dass die israelischen Regierungen seit der Staatsgründung auch Fehler machten ist unbestritten, aber welche Regierung machte keine Fehler? 9) „Links“ ist – internationalistisches Denken und die Kritik an der eigenen bürgerlichen Gesellschaft, weil der unsägliche, speziell der deutsche, Nationalismus mit seiner irrationalen Leidenschaft und seinen Vorurteilen, die Quelle für Mord und Totschlag war und ist. „Linke“ sind als  gesellschaftlich geprägte Individuen potentiell so nationalistisch und antisemitisch wie die sie umgebende Gesellschaft. Der deutsche Nationalismus, mit seiner fehlenden oder unzureichenden Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Verdrängungsmechanismen in Form eines sekundären Antisemitismus und Antiamerikanismus ist leider auch innerhalb der Linken virulent. Die Aufgabe einer sich als radikal begreifenden und historisch reflektierenden politischen Linken wäre es, sich dieser Auseinandersetzung zu stellen und den Antizionismus als das aufzuweisen und zu denunzieren, was er ist.  10)“Links“  ist – Widerstand gegen bornierte (vermeintliche) Mächtige, Betondeppen, Kadavergehorsam und gegen die „Gefangenschaft eindimensionalen Denkens“, weil dies zum einen, das Gebot der Stunde ist und außerdem auch mächtig Spaß machen kann. Der bayerische anarchistische „Paradelinke“ Oskar Maria Graf wollte während des ersten Weltkriegs, 1916 weg von der Front und weg vom Krieg. Er verweigerte einen Befehl, riskierte die standrechtliche Erschießung, gaukelte dabei Wahnsinn vor und kam dafür später in eine Irrenanstalt. Er sollte abgeurteilt werden, in seiner Zelle trat er in einen 10-tägigen Hungerstreik, nach einigen Tagen meinte der Leutnant: “ Warum essen sie denn nichts? Sind sie krank? “  Graf: „Nein, aber ich habe keinen Appetit.“ Leutnant: „So, so …  wissen Sie auch, dass man Sie zum Essen zwingen kann?“  Graf:“ Jawohl Herr Leutnant, aber nicht zum Appetit“

Wenn „Linke“ die DDR eventuell zu blauäugig, 20 Jahre nach dem Untergang der selbigen, beurteilen, ist dies zwar betrüblich, aus meiner Sicht jedoch nicht verwerflich. Wenn „Linke“ im Jahre 2010, dagegen ein islamfaschistisches Regime, wie den Iran und ihre Ausläufer wie Hamas und Hisbollah  huldigen,  Israel ihr legitimes Verteidigungsrecht absprechen, so halte ich dieses Verhalten dagegen, alleine wegen seiner Aktualität und der „deutschen Vergangenheit“,  für verwerflich. Wenn „Linke“ im Gleichklang mit  geschätzten 70 % der restlichen Deutschen den Juden Auschwitz nie verzeihen wollen, müssen diese „Linken“, notfalls schmerzhaft, auf ihre Vorurteile hingewiesen werden. Wenn „Linke“ in der aktuellen Wirtschaftskrise, Sündenböcke im Finanzkapital suchen, ähnlich wie die  Nationalsozialisten um Gottfried Feder,  oder die Lösung der aktuellen Probleme in Esoterik, Biologismus, Schwundgeld, Anthroposophie oder in einer Volksfront mit Nationalsozialisten suchen, muss auf die Sackgasse dieses gefährlichen Denkens hingewiesen werden. Wenn scheinbar „linke“ Medien diese „Sackgasse“ in Print- und Onlineartikeln sowie Leser-Foren befördern, machen sie sich freiwillig zum Komplizen der jeweiligen obskuren Ansichten.  1974 schrieb Jean Améry : „Die Linke ist Wirklichkeit  in ihrer Praxis, nicht in ihrer Dogmatik. Ihr letzter Referenzpunkt ist ein Humanismus, den aus verqueren theoretischen Gründen in Frage zu stellen, im günstigsten Fall Spinnerei ist, im üblen Sabotage. Denn es ist der Humanismus keine bürgerliche Mystifikation, wenn auch sein Banner von der Bourgeoisie nur allzu oft zu Mystifikationszwecken rauschend geschwenkt wurde.“

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Jenseits von Schuld und Sühne

In seinem Vorwort zur Neuausgabe von „Jenseits von Schuld und Sühne“ schreibt Jean Améry 1976 in Brüssel: “… Was geschah, geschah. Aber dass es geschah, ist so einfach nicht hinzunehmen. Ich rebelliere:  gegen meine Vergangenheit, gegen die Geschichte, gegen meine Gegenwart, die das Unbegreifliche geschichtlich einfrieren lässt und es damit auf empörende Weise verfälscht. Nichts ist vernarbt, und was vielleicht 1964 schon im Begriff stand zu heilen, das bricht als infizierte Wunde wieder auf. Emotionen? Meinetwegen. Wo steht geschrieben, dass Aufklärung emotionslos zu sein hat? Das Gegenteil scheint mir wahr zu sein. Aufklärung kann ihrer Aufgabe nur dann Gerecht werden, wenn sie sich mit Leidenschaft ans Werk macht.

Geboren wurde Jean Améry als Hans Mayer am 31. Oktober 1912 in Wien. Er war der Sohn eines jüdischen Vaters,  welcher nie in einer Synagoge war und im ersten Weltkrieg fiel. Seine Mutter war katholisch.  Bis zum „Anschluss“ Österreichs an das „Dritte Reich“ 1938, lebte Améry, der sich bis dahin nicht als Jude fühlte, als intellektueller Agnostiker und Bohemien. Die „Nürnberger Gesetze“ machten ihn zum Juden. Als seine Mutter wieder heiratete hätte er seinen jüdischen Vorfahren verheimlichen können, da sein neuer katholischer Stiefvater im „Amt“ arbeitete. Zu dem Zeitpunkt hatte er allerdings eine jüdische Freundin. Er entschied sich für die Freundin und die Flucht aus Österreich, schloss sich dem kommunistischen Widerstand in Frankreich und Belgien an. Am 23. Juli 1943 wurde Jean Améry beim Verteilen von antinazistischen Flugblättern verhaftet. Im belgischen Festungslager Breendonk entdeckte die Gestapo seine jüdische Abstammung. Er wird  bestialisch gefoltert.  Im  Januar 1944 kam er nach Auschwitz.  Jean Améry überlebte als Schreiber in einem Werk der I. G. Farben. Im Februar 1945 wurde er in das unterirdische Arbeitslager Mittelbau-Dora nach Thüringen verlegt.  Im April kam er nach Bergen-Belsen, wo er zwei Wochen später befreit wurde. Jean Améry war 642 Tage in deutschen Lagern gewesen. Seine Auschwitznummer 172 364, schrieb er einst, lese sich kürzer als der Pentateuch oder der Talmud und gebe zudem gründlicher als diese Auskunft über eine jüdische Existenz. Am 17. Oktober 1978 wählt er den Freitod mittels Schlaftabletten in Salzburg.  Auf dem  Wiener Zentralfriedhof ist sein Grab.

„Jenseits von Schuld und Sühne“, „Unmeisterliche Wanderjahre“ und „Örtlichkeiten“ gehören zu den autobiografischen Büchern von Jean Améry. Mit seinem Werk „Jenseits von Schuld und Sühne“ , dass er 1966 veröffentlichte, wurde Jean Améry weltbekannt. Das Buch mit den „Bewältigungsversuchen eines Überwältigten“ besteht aus sechs Essays. „An den Grenzen des Geistes“ beschreibt die Unterschiede der Gefangenen in Auschwitz. In der Hierarchie der Gefangenen kamen erst die Schwerverbrecher, Kommunisten  und so fort,  an absolut letzter Stelle waren die Juden.  Kommunisten und religiöse Gefangene konnten, laut Améry,  Folter und Grausamkeit „besser“ ertragen als er, der Atheist. Sie glaubten an „etwas“,  dass ihnen Kraft gab. Den Glauben an „Gott“ oder die „Gewissheit“, dass der Kommunismus auch nach den KZs noch bestehen wird und die Kameraden einen  rächen werden, hatte Améry   nicht.  Er, der Humanist und Atheist,  konnte dies nicht. Gedichte und philosophische Betrachtungen sind im KZ wertlos. Améry  wusste,  dass seine Mithäftlinge einer Illusion erlagen, aber zumindest einer sehr beruhigenden und hilfreichen. Über das System der Tortur schreibt Améry: „Wenn man von der Tortur spricht muss man sich hüten, den Mund zu voll zu nehmen. Was mir in Breendonk zugefügt wurde, war bei weitem nicht die schlimmste Form der Folter. Man hat mir keine glühenden Nadeln unter die Fingernägel getrieben, noch hat man auf meiner nackten Brust brennende Zigarren ausgedrückt. […] Staunen über die Existenz des grenzenlos in der Tortur sich behauptenden anderen und Staunen über das, was man selber werden kann: Fleisch und Tod. Der Gefolterte hört nicht wieder auf, sich zu wundern, dass alles was man je nach Neigung seine Seele oder seinen Geist oder sein Bewusstsein oder seine Identität nennen mag, zunichte wird, wenn es in den Schultergelenken kracht und splittert. Dass das Leben fragil ist, diese Binsenwahrheit hat er immer gekannt, und dass man es enden kann, wie es bei Shakespeare heißt, „ mit einer Nadel bloß“. Dass man aber den lebenden Menschen so sehr verfleischlichen und damit im Leben schon halb und halb zum Raub des Todes machen kann, dies hat er erst durch die Tortur erfahren. Wer der Folter erlag kann nicht mehr heimisch werden in der Welt. Die Schmach der Vernichtung lässt sich nicht austilgen. Das zum Teil schon mit dem ersten Schlag, in vollem Umfang aber schließlich in der Tortur eingestürzte Weltvertrauen wird nicht wiedergewonnen.“ Im letzten Kapitel, „Über den Zwang und Unmöglichkeit, Jude zu sein“ schreibt Jean Améry: „Ist es so, das ich, der einstige Auschwitzhäftling, dem er wahrhaftig nicht an Gelegenheit gefehlt hat, zu erkennen, was er ist, was er sein muss – ist es denkbar, dass ich immer noch kein Jude sein wollte, wie vor Jahrzenten, als ich weiße Wadenstrümpfe trug, eine lederne Kniehose und unruhig mein Spiegelbild beäugte, ob es mir wohl einen ansehnlichen deutschen Jüngling zeige? […]  Ich war, als ich die „Nürnberger Gesetze“ gelesen habe, nicht jüdischer als eine halbe Stunde zuvor. Meine Gesichtszüge waren nicht mediterran-semitischer geworden, mein Assoziationsbereich war nicht plötzlich durch Zauberkraft aufgefüllt mit hebräischen Referenzen, der Weihnachtsbaum hatte sich nicht magisch verwandelt in den siebenarmigen Leuchter. Wenn das von der Gesellschaft über mich verhängte Urteil einen greifbaren Sinn hatte, konnte es nur bedeuten, ich sei fürderhin dem Tode ausgesetzt. […] In meinem unablässigen Bemühen, die Grundkondition des Opferseins auszuforschen, im Zusammenstoß mit Zwang und Unmöglichkeit, Jude zu sein, glaube ich erfahren zu haben, dass die äußersten Zumutungen und Anforderungen, die an uns gestellt werden, psychischen und sozialer Natur sind. Dass mich solche Erfahrung untauglich gemacht hat zu tiefsinniger und hochfliegender Spekulation, weiß ich. Dass sie mich besser ausgerüstet haben möge zu Erkenntnis der Wirklichkeit, ist meine Hoffnung.“

„Jenseits von Schuld und Sühne“ ist zudem als Hörbuch erschienen, gelesen von Peter Matic. Amérys Texte sollten zur Pflichtlektüre für „gefährdete“ Linke werden. Der Améry Essay „ Der ehrbare Antisemitismus“, sowie neuere Améry-Texte zwangen viele „Freitagsblogger“ zur Offenbarung ihrer Ressentiments. Bis zu seinem Freitod, 1978 schrieb Améry gegen linken Antisemitismus an. „Die Allianz des antisemitischen Spießer-Stammtisches mit den Barrikaden ist wider die Natur, Sünde wider den Geist, um in der vom Thema erzwungenen Terminologie zu bleiben. [..] Es gibt keinen ehrbaren Antisemitismus.“ Eine Linke, die sich ernst nimmt, muss Israel verteidigen. Angesprochen ist jedoch nicht nur die Linke. Die Palästina-Frage war das gemeinsame Band für die einstimmige Resolution zur Lage in Gaza. Für die Protagonisten der nationalen Selbstfindung im Bundestag, von der FDP bis zur Linkspartei, könnte sich die Lektüre Jean Amérys sicherlich auch lohnen.

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Die Linke, Israel, Jean Améry und der ehrbare Antisemitismus

Wenn ich mit Bekannten, welche aus Linksparteimitgliedern, Gewerkschaftlern, Pädagogen, Friedensbewegten und Antifaschisten bestehen, über das Thema Israel diskutiere läuft es immer darauf hinaus, dass meine Diskussionspartner den Staat Israel verurteilen und ich den Staat Israel verteidige. Dabei diagnostiziere ich oft, teilweise extremen, Antisemitismus, welcher im Gewand von vermeintlich „ehrbarem“ Antizionismus gereicht wird. Ich stelle mir dann die Frage warum ich offensichtlich für Antizionismus/Antisemitismus nie anfällig war, meine vermeintlich linken Gegenüber aber voll im Mainstream schwimmen. Ich glaube dass ein kleines Büchlein, welches mir vor ungefähr dreißig Jahren zufällig in die Hände fiel, ausschlaggebend für diesen Umstand ist. Es hieß Widersprüche und enthielt unter anderem den Essay „Der ehrbare Antisemitismus“ von Jean Améry. Geboren wurde Jean Améry als Hans Mayer am 31. Oktober 1912 in Wien. Er war der Sohn eines jüdischen Vaters, der nie in der Synagoge war, im ersten Weltkrieg fiel und einer katholischen Mutter. Bis zum „Anschluss“ Österreichs an das „Dritte Reich“ 1938, lebte Améry, der sich bis dahin nicht als Jude fühlte, als intellektueller Agnostiker und Bohemien. Die „Nürnberger Gesetze“ machten ihn zum Juden. Als seine Mutter wieder heiratete hätte er seinen jüdischen Vorfahren verheimlichen können, da sein neuer katholischer Stiefvater im „Amt“ arbeitete. Zu dem Zeitpunkt hatte er allerdings eine jüdische Freundin. Er entschied sich für die Freundin und die Flucht aus Österreich, schloss sich dem kommunistischen Widerstand in Frankreich und Belgien an. Am 23. Juli 1943 wurde Jean Améry beim Verteilen von antinazistischen Flugblättern verhaftet. In einem belgisches Gestapo-Gefängnis entdeckte man seine jüdische Abstammung. Hier wird er von der Gestapo bestialisch gefoltert. Die Tortur beschreibt er unter anderem in seinem Buch „Jenseits von Schuld und Sühne“. Améry wird nach Auschwitz deportiert, später nach Buchenwald und Bergen-Belsen. Seine Auschwitznummer 172 364, schrieb er einst, lese sich kürzer als der Pentateuch oder der Talmud und gebe zudem gründlicher als diese Auskunft über eine jüdische Existenz. Am 17. Oktober 1978 wählt er den Freitod mittels Schlaftabletten in Salzburg. Im Jahr 1969 schreibt Amérys den Essay „Der ehrbare Antisemitismus“ und setzt sich darin mit dem Verhältnis der Linken zum Staat Israel auseinander. Die Aktualität ist erschreckend und zugleich faszinierend.

Jean Améry   Der ehrbare Antisemitismus (1969)

De Gaulle fiel. Manch einem war trüb zumut wie einem Heineschen Grenadier; mir auch, mir auch. Nur leider, dass in New York dem französischen UNO-Delegierten Armand Bérard nichts besseres einfiel, als verzweifelt auszurufen (laut „Nouvel Observateur“ vom 5.Mai): „C’est l’or juif!“ Und kein Dementi. Rechter Hand, linker Hand alles vertauscht. Der Antisemitismus schafft’s und, wie es einst bei Stefan George hieß: „… er reißt in den Ring.“ Das klassische Phänomen des Antisemitismus nimmt aktuelle Gestalt an. Der alte besteht weiter, das nenn ich mir Koexistenz. Was war, das blieb und wird bleiben: der krummnasige, krummbeinige Jude, der vor irgendwas – was sag ich? – der vor allem davonläuft. So ist er auch zu sehen auf den Affichen und in den Pamphleten der arabischen Propaganda, an der angeblich braune Herren deutscher Muttersprache von einst, wohlkaschiert hinter arabischen Namen, mit kassieren sollen. Die neuen Vorstellungen aber taten auf die Szene gleich nach dem Sechs-Tage-Krieg und setzen langsamerhand sich durch: der israelische Unterdrücker, die mit dem ehernen Tritt römischer Legionen friedliches palästinensisches Land zerstampft. Anti-Israelismus, Anti-Zionismus in reinstem Vernehmen mit dem Antisemitismus von dazumal. Der ehern tretende Unterdrücker- Legionäer und der krummbeinige Davonläufer stören einander nicht. Wie sich endlich die Bilder gleichen! Doch neu ist in der Tat die Ansiedlung des als Anti-Israelismus sich gerierenden Antisemitismus auf der Linken. Einst war das der Sozialismus der dummen Kerle. Heute steht er im Begriff, ein integrierender Bestandteil des Sozialismus schlechthin zu werden, und so macht jeder Sozialist sich selber freien Willens zum dummen Kerl. Den Prozeß kann man nutzbringend nachlesen in dem schon vor mehr als einem Jahr in Frankreich bei Pauvert erschienenen Buch „La Gauche contre Israel“ von Givet. Es genügt aber auch, gewisse Wegmarken zu erkennen, beispielsweise eine in der Zeitschrift „konkret“ erschienene Reportage zu lesen: „Die dritte Front“. „Ist Israel ein Polizeistaat?“ heißt da ein Zwischentitel. Die Frage ist nur rhetorisch. Natürlich ist Israel das. Und Napalm und gesprengte Häuser friedlicher arabischer Bauern und Araber-Pogrome in den Straßen von Jerusalem. Man kennt sich aus. Es ist wie in Vietnam oder wie es einstens in Algerien war. Der krummbeinige Davonläufer nimmt sich ganz natürlich aus als Schrecken verbreitender Goliath. Es ist von der Linken die Rede und keineswegs nur von den noch mehr oder minder orthodoxen kommunistischen Parteien im Westen oder gar von der Politik der Staaten des Sozialistischen Lagers. Für diese gehört der Anti-Israelismus, aufgepfropft auf den traditionellen Antisemitismus der slawischen Voelker, ganz einfach zur Strategie und Taktik einer so und so gegebenen politischen Konstellation. Die Sterne lügen nicht, die Gomulkas wissen, worauf sie rechnen dürfen. *C’est de bonneguerre!* Darüber ist kein Wort zu verlieren. Schlimmer ist, dass die intellektuelle Linke, die sich frei weiß von Parteibindungen, das Bild übernimmt. Jahrelang hat man – um einmal von Deutschland zu reden – den israelischen Wehrbauern gefeiert und die feschen Mädchen in Uniform. In schlechter Währung wurden gewisse Schuldgefühle abgetragen. Das musste langweilig werden. Ein Glück, dass für einmal der Jude nicht verbrannt wurde, sondern als herrischer Sieger dastand, als Besatzer. Napalm und so weiter. Ein Aufatmen ging durchs Land. Jedermann konnte reden wie die „Deutsche National- und Soldatenzeitung“; wer links stand, war befähigt, noch den Jargon des Engagements routinemäßig zu exekutieren. Fest steht: Der Antisemitismus, enthalten im Anti-Israelismus oder Anti-Zionismus wie das Gewitter in der Wolke, ist wiederum ehrbar. Er kann ordinär reden, dann heißt das „Verbrecherstaat Israel“. Er kann es auf manierliche Art machen und vom „Brückenkopf des Imperialismus“ sprechen, dabei so nebstbei allenfalls in bedauerndem Tonfall hinweisen auf die missverstandene Solidarität, die so ziemlich alle Juden, von einigen löblichen Ausnahmen abgesehen, an den Zwergstaat bindet, und kann es empörend finden, daß der Pariser Baron Rothschild die Israel-Spenden der französischen Bevölkerung Frankreichs als eine Steuer einfordert. Der Antisemitismus hat es leicht allerwegen. Die emotionelle Infrastruktur ist da, und das keineswegs nur in Polen oder Ungarn. Der Antisemit „de mystifiziert“ den Pionierstaat mit Wohlbehagen. Es fällt ihm ein, dass hinter dieser staatlichen Schöpfung immer schon der Kapitalismus stand in Form der jüdischen Plutokratie: Auf diese letztgenannte geht er nicht ausdrücklich ein, das wäre ein ideologischer *lapsus linguae,* jedoch – *c’est l’or juif!* – niemand wird sich täuschen über die tatsächliche Bestelltheit eines Landes, das aus einer schlechten Idee geboren, am schlechten Orte errichtet, einen oder mehrere schlechte Kriege geführt und Siege erfochten hat. Missverständnisse sind nach Möglichkeit zu vermeiden. Ich weiß so gut wie irgendwer und jedermann, dass Israel objektiv die unerfreuliche Rolle der Besatzungsmacht trägt. Alles zu justifizieren, was die diversen Regierungen Israels unternehmen, fällt mir nicht ein. Meine persönlichen Beziehungen zu diesem Land, von dem Thomas Mann in der Josefs-Tetralogie gesagt hat, es sei ein „Mittelmeer-Land, nicht gerade heimatlich, etwas staubig und steinig“, sind quasi null: Ich habe es niemals besucht, spreche seine Sprache nicht, seine Kultur ist mir auf geradezu schmähliche Weise fremd, seine Religion ist nicht die meine. Dennoch ist das Bestehen dieses Staatswesens mir wichtiger als irgendeines anderen. Und hiermit gelangen wir an den Punkt, wo es ein Ende hat mit jeder berichtenden oder analysierenden Objektivität und wo das Engagement keine freiwillig eingegangene Verbindlichkeit ist, sondern eine Sache der Existenz, das Wort in mancherlei Bedeutung verstanden. Über Israel, den modischen Anti-Israelismus, den altmodischen, aber stets in jegliche Mode sich wieder einschleichenden Antisemitismus spricht existentiell subjektiv, wer irgendwie „dazugehört“ („Juden, Personen, die im Sinne des Reichsbürgergesetzes vom 15. September 1935 als Juden gelten“) – und erreicht am Ende vielleicht gerade darum eine Objektivität annähernd naturrechtlichen Charakters. Denn schließlich mündet noch die geistesschlichteste – genauso wie die gründlichste und gescheiteste – Überlegung in die Erkenntnis, dass dieses Pionierland, und mag es hundertmal nach einer sich pervertierenden pseudomarxistischen Theologie im Sündenstande technischer Hochentwicklung sich befinden, unter allen Staaten dieses geopolitischen Raumes das gefährdetste ist. Sieg, Sieg und nochmals Sieg: Es droht die Katastrophe, und ihr weicht man auch nicht aus, indem man direkt in sie hineinrennt und Israel zum Teilgebiet einer palästinensischen Föderation macht.

Die arabischen Staaten, denen ich Glück und Frieden wünsche, werden den israelischen Entwicklungsvorsprung einholen, irgendeinmal. Ihr demographischer Überdruck wird das übrige tun. Es geht unter allen Umständen darum, den Staat Israel zu erhalten, so lange, bis Frieden, wirtschaftlicher und technischer Vorausgang der Araber in einen allgemeinen Gemütszustand versetzen, der ihnen die Anerkennung Israels innerhalb gesicherter Grenzen gestattet. Es geht darum. Wem? Die subjektive Verfassung, die zur geschichtlichen Objektivität werden will, hat hier ihre Dreinrede. Israels Bestand ist unerlässlich für alle Juden („Juden, Personen, die im Sinne …“ und so weiter), wo immer sie wohnen mögen. „Wird man mich zwingen, Johnson hochleben zu lassen? Ich bin bereit dazu“, rief am Vorabend des Sechs-Tage-Krieges der linksradikale französische Publizist und Sartre-Schüler Claude Lanzmann. Der wusste, was er meinte und wollte. Denn jeder Jude ist der „Katastrophen-Jude“, einem katastrophalen Schicksal ausgeliefert, ob er es erfaßt oder nicht. „Lauf, blasser Jude“ schreiben die Black-Panther-Männer an die Geschäfte und Häuser jüdischer Händler in Harlem und vergessen leichten Herzens die alte Allianz, die in den USA den Juden an den Neger kettete und die noch der mieseste bürgerlich-jüdische Händler nicht verriet. Wer garantiert, dass nicht einmal eine Regierung in den Vereinigten Staaten zum großen Versöhnungsfest den Juden dem Neger zum Frass hinwirft? Wer verbürgt den einflussreichen und zum Teil reichen Juden Frankreichs, dass nicht eines Tages das Erbe der Drumont, Maurras, Xavier Vallat zu neuer Virulenz gelangt? Wer steht ein dafür, dass nicht Herrn Strauß, an die Macht gekommen, irgendwas einfällt, worauf dann auch ein gewisser Zeitungs-Tycoon sich hüten würde, weitere schnöde Spenden einer schnöde zur Annahme bereiten israelischen Regierung zu geben? Niemand garantiert nichts. Das ist keine paranoide Phantasie und ist mehr als die menschliche Grundverfassung der Gefahr. Die Vergangenheit, die allerjüngste, brennt. Und nun wird jeder Freund von der Linken mir sagen, auch ich reihte mich ein in die große Armee derer, die mit sechs Millionen (oder meinetwegen fünfen oder vieren) Ermordeter Meinungserpressung treiben. Das Risiko ist einzugehen: Es ist geringer als das andere, welches die Freunde mir proponieren, wenn sie für die Selbstaufgabe des „zionistischen“ Israel plädieren. Die Forderung der praktisch-politischen Vernunft geht dahin, dass die Solidarität einer Linken, die sich nicht preisgeben will (ohne dass sie dabei das unerträgliche Schicksal der arabischen Flüchtlinge ignorieren muss), sich auf Israel zu erstrecken, ja, sich um Israel zu konzentrieren hat. Das Gebot hat für den nichtjüdischen Mann der Linken nicht die gleiche Verbindlichkeit wie für Juden, stehe dieser politisch links, mittwegs, rechts oder nirgendwo. Aus der Linken kann man austreten; das Sosein als Jude entlässt niemand, das wusste schon ein Früh-Antisemit wie Lanz-Liebenfels. Freilich hat die Linke ihre ungeschriebenen moralischen Gesetze, die sie nicht beugen darf. „Wo es Stärkere gibt, immer auf der Seite des Schwächeren“, welch unüberschreitbar wahre Trivialität! Und stärker – wer wagte Widerrede? – das sind die Araber; stärker an Zahl, stärker an Öl, stärker an Dollars, man frage doch bei der Aramco und in Kuwait nach, stärker, ganz gewiss, an Zukunftspotential. Die Linke aber ganz offensichtlich schaut wie gebannt auf die tapferen palästinensischen Partisanen, die freilich ärmer sind als die Männer Moshe Dayans. Sie sieht nicht, daß trotz Rothschild und einem wohlhabenden amerikanisch-jüdischen Mittelstand der Jude immer noch schlechter dran ist als Frantz Fanons Kolonisierter, sieht das so wenig wie das Phänomen des anti-imperialistischen jüdischen Freiheitskampfes, der gegen England ausgefochten wurde. Am Ende ist es auch nicht die Schuld der Israelis, wenn die Sowjetunion vergaß, was 1948 vor der UNO Gromyko mit schönem Vibrato vorgetragen hat: „Was den jüdischen Staat betrifft, so ist seine Existenz bereits ein Faktum, das gefalle oder nicht (…) Die Delegation der UdSSR kann sich nicht enthalten, ihr Erstaunen über die Einstellung der arabischen Staaten in der palästinensischen Frage auszudrücken. Ganz besonders sind wir überrascht zu sehen, daß diese Staaten oder zumindest einige von ihnen sich entschlossen haben, militärische Maßnahmen zu ergreifen mit dem Ziele, die nationale Befreiungsbewegung der Juden zu vernichten. Wir können die vitalen Interessen der Völker des Nahen Ostens nicht identifizieren mit den Erklärungen gewisser arabischer Politiker und arabischer Regierungen, deren Zeugen wir jetzt sind.“

So sprach, wie schon gesagt, die Sowjetunion, eine Großmacht, die Großmachtpolitik treibt und die wohl à la longue nicht absehen konnte von dem offenbaren Faktum, dass es mehr Araber gibt als Juden, mehr arabisches Öl als jüdisches, dass militärische Stützpunkte in den arabischen Staaten einen höheren strategischen Wert haben als in Israel. Die Linke im weiteren und weitesten Sinne aber, und ganz besonders die protestierende äußerste Linke, der ich mich auf weiten Stecken verbunden weiß, hat diese Großmacht-Ausflucht nicht. Sie ist, nach dem Gesetz, nach dem sie angetreten, zur Einsicht verpflichtet; zur Einsicht in die tragische Schwäche des jüdischen Staates und jedes einzelnen Juden in der Diaspora, zur Einsicht in das, was hinter den Kulissen eines jüdisch-bürgerlichen Mittelstandes, hinter dem Mythos des Geld- und Gold-Juden (vom Jud Süß bis zu den kontemporären Rothschilds und ein paar jüdischen Hollywood-Größen) sich verbirgt. Die Juden manipulieren zeitweilig Kapitalien: Sie beherrschen sie niemals. Sie haben heute in Wall Street so wenig zu sagen wie einst im wilhelminischen Deutschland in der Schwerindustrie. Der Staat Israel ist heute so wenig ein Bollwerk des Kapitalismus, wie er es war, als die ersten Pioniere dort den Boden umgruben, so wenig wie die arabischen Staaten vernünftigerweise als progressiv angesehen werden können. Die Linke macht, das ist der Jammer, die Augen zu. Der Zufall spielte mir gerade einen Text von Hans Blüher zu: „Eine wirkliche Geschichte Europas dürfte nicht so geschrieben werden, wie das bisher geschah, dass nämlich ein Jude einmal hie und da anekdotenhaft vorkommt …, vielmehr müsste die Darstellung so sein, dass dauernd die geschichtliche Macht des Judentums als eines latenten und ständig mitspielenden Reiches sichtbar wird.“ Der Text könnte wörtlich in einer der zahlreichen pseudointellektuellen arabischen Veröffentlichungen stehen, mit denen die Presse überschwemmt wird. Und von Blüher – aber auch von Streicher, denn allerwegen ebnet der Antisemitismus die intellektuellen Höhenunterschiede ein – könnte stammen, was der Unterrichtsminister des progressiven Staates Syrien an den Generaldirektor der UNESCO schrieb: „Der Haß, den wir unseren Kindern einprägen, ist ein heiliger Hass.“ Es wäre das alles kaum der Aufnotierung wert, und der närrische Blüher könnte im Frieden des Vergessens schlafen, hätte nicht die intellektuelle Linke Westeuropas (einschließlich übrigens einiger vom Selbsthass verstümmelter Juden wie Maxim Rodinson) sich dieses Vokabulars bemächtigt und das vom Wortschatz vermittelte Normensystem angenommen. Wenn aus dem geschichtlichen Verhängnis der Juden- beziehungsweise Antisemitenfrage, zu dem durchaus auch die Stiftung des nun einmal bestehenden Staates Israel gehören mag, wiederum die Idee einer jüdischen Schuld konstruiert wird, dann trägt hierfür die Verantwortung eine Linke, die sich selber vergißt. „Der Antizionismus ist ein von Grund auf reaktionäres Phänomen, das von den revolutionären progressistischen antikolonialistischen Phrasen über Israel verschleiert wird“, sagte neulich Robert Misrahi, ein französischer Philosoph, der, gleich dem vorhin zitierten Claude Lanzmann, zur weiteren Sartre-Familie gehört. Der Augenblick einer Revision und neuen geistigen Selbstbestreitung der Linken ist gekommen; denn sie ist es, die dem Antisemitismus eine ehrlose dialektische Ehrbarkeit zurückgibt. Die Allianz des antisemitischen Spießer-Stammtisches mit den Barrikaden ist wider die Natur, Sünde wider den Geist, um in der vom Thema erzwungenen Terminologie zu bleiben. Leute wie der polnische General Moczar können sich die Umfälschung des kruden Antisemitismus zum aktuellen Anti-Israelismus gestatten: Die Linke muss redlicher sein. Es gibt keinen ehrbaren Antisemitismus. Wie sagte Sartre vor Jahr und Tag in seinen „Überlegungen zur Judenfrage“: „Was der Antisemit wünscht und vorbereitet, ist der Tod des Juden.“

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Nach 470 Kommentaren wurde das Blog vom „Freitag“ nach meinem (zensierten) Satz an Uwe Theel: “Wenn du alle Kommentare aufmerksam lesen würdest, könntest Du in diesem Forum feststellen, dass es linken Antizionismus/Antisemitismus gibt.“ für weitere Kommentare gesperrt.Für die Moderation des Freitags waren die  antizionistischen Kommentare von Fritz Teich, Zelotti, BOT, thinktankgirl, Rahab, winsztein, Magda, Eddie Sayyid, Phineas Freek, Uwe Theel, usw. völlig einwandfreie Meinungsäußerungen.

Nachfolgend 30 der 470 Kommentare, welche die Tendenz der Wochenzeitung „derFreitag“, seiner BloggerInnen, sowie seiner Moderation deutlich macht:

thinktankgirl schrieb am 11.02.2010 um 17:45

@fidelche  Nein, das meinen Sie jetzt hoffentlich nicht ernst? Oder glauben gar, daß es wahr ist? Ich könnte Ihnen jetzt Opferzahlen aufführen und noch so Zeugs, aber ich will es wirklich nicht mehr. 1,5 Millionen (oder waren es mehr – weniger?) im Gaza-Streifen eingeschlossene Menschen, die KEINERLEI Fluchtmöglichkeit hatten, zusammenzuschiessen,das war wirklich ne tolle Leistung. Sind eigentlich inzwischen alle dort verhungert? Man hört ja nichts mehr?

thinktankgirl schrieb am 11.02.2010 um 20:20
@fidelche
Sie haben das nicht so ganz verstanden mit Vorgeschichte. Wie kamen die Juden dazu, in Palästina einen Staat gründen zu wollen. Das war nicht der unbesiedelte Mond. Bitte fangen Sie mit Herzl, dem Osmanischen Reich, Völkerbundmandat etc an und nicht erst mit den 30er Jahren.Was halten Sie davon, das heutige Israel und was noch von dem palästinensischen Pseudo-Staat übrig ist, zusammenzulegen und EINEN STAAT für beide Ethnien zu schafften, in dem beide Gruppen GLEICHBERECHTIGT zusammenleben können.

Fritz Teich schrieb am 12.02.2010 um 19:03
Ob man mit der Politik von Hamas in jedem Fall uebereinstimmt, ist nicht die Frage. Die Frage ist, ob man mit ihnen redet und ob man sie als legitimer Vertreter der Palestinenser anerkennt. Mit anderen Worten: ob man sie als Terroristen labeled und zu Feinden der Menschheit erklaert. Ich halte sie nicht fuer sehr klug, inm Prinzip haben sie aber recht. Sie sind nur etwas zu totalitaer. Moeglicherweise verstehen es die Araber nicht anders. Auch Obama hat vor der Wahl fuerchterliche Dinge gesagt, zum Beispiel im Tiergarten.

weinsztein schrieb am 12.02.2010 um 02:59
In der Altstadt Jerusalems, am Damaskustor. Ein Schemel, darauf ein großes rundes Blechtablett mit Gurken, angeboten von einer alten arabischen Frau. Sie darf bis 18 Uhr ihre Gurken verkaufen, aber es schon zwei Minuten später. Ein sehr junger israelischer Soldat mit Maschinenpistole schlendert heran, schnauzt die alte Frau an, er tritt zu, Tablett und Gurken landen im Graben. Die anderen Soldaten lachen, die Frau sagt nichts, sie geht weg. Viele Menschen haben diese Szene miterlebt, niemand protestiert, manche Gesichter sind weiß vor Wut. Mir ist schlecht vor Scham, weil auch ich schweige, nicht protestiere.  Das ist über zehn Jahre her, ich erlebte etliche Male, wie palästinensische Menschen gekränkt, gedemütigt wurden durch israelische Soldaten oder Grenzbeamte. Ich assoziierte: Herrenmenschengehabe. (Ja, ja, es ist politisch nicht korrekt, das so zu formulieren.) Einen Staat, der seinen Bediensteten erlaubt, sich so zu verhalten, kritisiere ich. Diese kleinen Soldaten und Grenzer äffen das Verhalten ihres Staates gegenüber seinen Nachbarn nach. „Wenn ich mit Bekannten, welche aus Linksparteimitgliedern, Gewerkschaftlern, Lehrern bestehen, über das Thema Israel diskutiere läuft es immer darauf hinaus …“ schreibt’s fidelche.  thinktankgirl fragt’s fidelche: „Sind Sie so ein bezahlter Propaganda-Schreiberling?“
Ich weiß nicht, ob das fidelche dafür bezahlt wird, ist mir auch egal.  weinsztein

thinktankgirl schrieb am 12.02.2010 um 14:28

Ich erkläre mir das Phänomen der islamistischen Hamas damit, daß die Palästinenser derart zermürbt und demoralisiert sind, daß sie nur noch in der Religion Halt finden:Frei nach Marx: „Die Religion ist das Opium des Volkes“Ich habe den Gaza-„Krieg“ verfolgt, und ich habe geweint, als ich die Bilder gesehen habe. Tote Kinder. Kinder mit Kopfschüssen. Der palästinesische Arzt in Live-Schaltung mit einem israelischen Radiosender, als eine Rakete seine halbe Familie auslöscht. Israel hat sich die Hamas gezüchtet.

thinktankgirl schrieb am 12.02.2010 um 17:43
Man muss es mir nur erklären, dann ich verstehe so was auch. Mir sind schon solche Typen in den Foren begegnet, und bei Ihren ersten Beiträgen drängte sich mir der Eindruck auf, daß Sie auch dazugehören. Wobei ich mich vielleicht auch getäuscht haben könnte. Ihre Argumentation erinnert mich stark an die Kommentare in israelischen Foren während des Gaza-Krieg. Bzw. ganz allgemein an die der jüdischen Fundis; da frage ich mich halt, wie jemand der kein Jude/Israeli ist, sich genau diesen Jargon und die entsprechenden Positionen aneignet.  Noch eine Frage, wo finden Sie inhaltliche Ähnlichkeiten zwischen meinen Aussagen und diesen Protokollen?

Magda schrieb am 13.02.2010 um 14:40
„Ich weiss natürlich nicht wie der Auschwitzüberlebende Amèry geantwortet hätte. Vielleicht hätte er gesagt, weder noch. Wer Missstände und Fehler korrigieren will, muß zuerst eine klare Analyse der Geschichte vornehmen. Muss alle Argumente kennen und dann handeln.“  Wenn Du es nicht weißt, dann halt die Klappe. Und nimm ihn nicht in geistige Geiselhaft. Das ist ja nicht zu glauben.

zelotti schrieb am 12.02.2010 um 18:12

Was mir an dieser „Linken“ aufstößt, und was in der Tat „antisemitisch“ ist, das ist die Betonung die das Thema Israel geniesst im einen wie im anderen. Quasi eine Art Fetisch. Dabei darf auch nicht vergessen werden, dass die Verteidigung des Heiligen Landes vor den Muselmanen eigentlich der Kern abendländischer Kultur ist, das gemeinsame kulturelle Band. Und bis zum industrialisierten Massenmord war Antisemitismus paneuropäischer Volkssport. Darum ist die israelische Ideologie ja auch so irre völkisch. Die Behauptung, dass ein „Volk“ ein exklusiven „Staat“ haben müsse, das ist Ideologie des 19Jh. Wir wohnen heute mit Russen und Griechen in einem Haus, dienen gemeinsam mit französischen Soldaten in der Brigade, wohnen dann ein Jahr in London, unsere Freunde heiraten Spanier, man zieht quer durch Europa, egal welche Religion, Ethnie was weiss ich. Dann hört sich dieses ganze Volkinsistiere wirklich arg reaktionär an, und die Ausgrenzung die stattfindet. Der Zionismus ist rein ideologisch der Zwillingsbruder des nationaldeutschen Imperialismusm, und genauso wie der fühlt er sich immer zu kurz gekommen.

Fro schrieb am 12.02.2010 um 18:45
@fidelche „Viele Kommentare in diesem Forum hätten seine Sorge über linken Antizionismus wachsen lassen, meine zumindest ich“ Unter Antizionismus verstehe ich die Ablehnung des Staates Israel. Ich habe hier keinen Kommentar entdeckt, der diese Ablehnung zum Ausdruck bringt.Du beharrst darauf, dass eine Kritik der menschenverachtenden Politik Israels gegenüber dem palästinensischen Volk antizionistisch ist – oder verstehe ich das falsch? Und noch einmal, da du es anscheinend nicht gelesen hast:„Von der israelischen Friedensoganisation Gush Shalom wurden vor kurzem 80 Thesen vorgelegt, die für ein „neues Friedenslager“ notwendig seien. Darin heißt es unter anderem, dass es eine entscheidende Aufgabe sein wird, die „einseitige Sicht des Konflikts aufzugeben.“ Jede Seite sollte in der Lage sein, „die nationale geistige Welt der anderen Seite zu verstehen“ und sich als gleichberechtigte Partner gegenüber zu treten. Die Möglichkeit einer einvernehmlichen Lösung wird durch eine „unsensible, herablassende, anmaßende Haltung“ ausgeschlossen. Zur Lösung des Konflikts müssen die unterschiedlichen Geschichtsdeutungen verstanden werden, dabei ist unter der Oberfläche zu suchen, „an den Wurzeln des historischen Konflikts zwischen den beiden Völkern.““ Nur im gegenseitigen Verstehen kann Antisemitismus aufgelöst werden! Das geht natürlich nicht, wenn eine Seite ausgeblendet und jedes begangene Unrecht gegen ein anderes aufgerechnet wird.Wird es nicht mal Zeit nach vorne zu blicken und Lösungen zu suchen, anstatt hier den Ankläger zu machen gegen Menschen, die ich hier nirgendwo sehe?

zelotti schrieb am 12.02.2010 um 20:05
„Antizionismus verstehe ich die Ablehnung des Staates Israel“ Antizionismus meint die Ablehnung bestimmter Politiken oder Ideologien der zionistischen Bewegung zur Landnahme. Der Trick zur Verbindung mit Antisemitismus geht so: „Ablehnung des Existenzrechts des Staates…“ Das ist natürlich ähnlich absurd wie von dem „Existenzrecht“ Großdeutschlands (mit Österreich) zu sprechen in einem postnationalen kulturellen Kontext. Oder vom Existenzrecht Frankreichs oder Deutschlands. Ich glaube nicht an das „Existenzrecht“ Deutschlands, kann damit nichts anfangen. Er schleift eine nationalstaatsfetische und vökische Prämisse mit, jedem Volk sein Staate, die für Internationalisten seltsam anmutet. Und die Konstitution als „Volk“, na gut, meinetwegen. Wir haben da heute ein abgeklärteres Verständnis, reden einfach nur von Staatsbürgerschaft… Viele „Deutsche“ leben seit dem 1. Weltkrieg in Belgien. Sie sind aber belgische Staatsbürger. Deutsche jüdischer Religionsangehörigkeit sind ja bitte schön auch deutsche Staatsangehörige. Wie hoch da ihre Religion hängt und welche Rolle ihr „Volkstum“ das bleibt einem in diesem Lande selbst überlassen, in dem mich mit einem Bayern wenig kulturell verbindet, mit Dänen und Polen dagegen mehr, wo meine Nationalität nicht die Frage ist, sondern vielmehr meine soziale Klassenzugehörigkeit über meine Chancen in der Gesellschaft entscheidet. Und da kommt der Zionismus und reinkarniert diese Idee des Volkstums des Blutes, und Linke lassen sich darüber trollen. Das ist alles andere als progressiv, sondern war ein Mittel um die progressive Aufbruchstimmung nach dem 2. Weltkrieg in Israel zugunsten rechter Scharfmacherei zu verdrängen. Alles natürlich mit polarisierenden Ereignissen verknüpft, plötzlich kippt es. Völkische Ideologie ist halt eine harte Software, die funktioniert, ganz gleich um wen es da geht.  Eigentlich hat Israel, indem es seine Gründer als „Staat“ verstanden, ursprünglich auf dieser sehr offenen preussischen Konzeption eines „Staates“ gelagert, die einen Nationalismus völkischer Art nicht gedeihen liess.

Eddie Sayyid schrieb am 12.02.2010 um 20:43
Mensch fidel …Bist du erkenntnisresistent, lediglich kriminell uninformiert oder hast du schlichtweg grausige Lanngeweile über die Karnevalstage? „Wenn aus dem geschichtlichen Verhängnis der Juden- beziehungsweise Antisemitenfrage, zu dem durchaus auch die Stiftung des nun einmal bestehenden Staates Israel gehören mag, wiederum die Idee einer jüdischen Schuld konstruiert wird, dann trägt hierfür die Verantwortung eine Linke, die sich selber vergißt. „Damit du eins nicht vergißt, möchte ich dir eine kleine Geschichte aus meiner Sippe erzählen. Mein Vater ist christlicher Palästinenser, meine Mutter Deutsche. Mein Großvater mütterlicherseits hat fleißig an der Ostfront Juden abgemurkst und ist über Umwege heute ein sehr erfolgreicher Kunstsammler. Währenddessen arbeitete mein Großvater väterlicherseits in einer Perlmuttfabrik in Bethlehem und wurde nach Folter und Misshandlung von den israelischen Besatzern umgebracht (Alter 50) . Das man sich als Linker nun fragt auf wessen Kosten der unerlässliche Bestand Israels baut ist Antisemitismus? Nicht mein deutscher Großvater mütterlicherseits musste die Zeche prellen. Auch nicht deiner … Nein, die Ureinwohner Palästinas. Die Psychoanalyse der Linken mag dich vielleicht ernsthaft beschäftigen, ist aber bei der ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Nah-Ost Konflikt absolut überflüssig. Deine ausgelutschte Position hat einzig als Reflex auf Pali-Tücher eine Daseinsberechtigung. Zudem offenbart dein schwülstiger Eintrag, dass ein erkenntnisarmer Umgang mit der Materie kein Hinderniss ist um im Netz mal so richtig zu glänzen. Was dir ja scheinbar an deinen eingangs erwähnten Rotwein Stammtischen nicht so gelingt…Wie nonchalant du mit Begriffen wie „der Araber“ jonglierst ist einfach nur peinlich.Obendrein ist fraglich, ob du für den Zionismus noch so in die Bresche springen würdest, wenn Israel als Reparationszahlung 1945 im Schwarzwald gegründet worden wäre … Ich zweifel stark dran. dein Eddie

I.D.A. Liszt schrieb am 12.02.2010 um 23:45
A propos propagandistische Leimrute für Linke: fidelche schrieb am 12.ß2.2010 um 17:08: >Mir war allerdings schon klar dass ich diesem Thema in diesem Forum in ein „Haifischbecken“ betrete. Die Beiträge habe ich im Prinzip so oder so ähnlich erwartet. Grundsätzlich habe ich lieber kontroverse als langweilige Diskussionen.<Wenn ich nur wüßte, woran oder an wen mich solche Worte und die ganze Masche erinnern!Mir ist der Name doch tatsächlich entfallen!Oder bin ich nur den Namen losgeworden?Die Sätze nach den ertsen dreien braucht man ja nicht zu verstehen, wenn man merkt, wohin der Hase hoppelt.

Fro schrieb am 13.02.2010 um 01:34
Ich weiß nicht, was fidelche wollte. Wenn er den kritischen Blick auf die Israelische Außenpolitik schärfen und die Diskussion auf mögliche Lösungsansätze lenken wollte, die den Palästinensern einen eigenständigen Staat ermöglichen, dann hat er sein Ziel erreicht.Wenn er uns polarisieren und emotionalisieren wollte, dann hat er es nicht erreicht.

zelotti schrieb am 13.02.2010 um 19:29
„Sie sehen also keine Affinität der beiden Aussagen: Deutsche, wehrt euch kauft nicht bei Juden – und – Jeder könne durch den Boykott israelischer Waren dazu beitragen, dass der Druck für eine andere Politik verstärkt wird.“Nein. Das tun Sie. „Deutsche wehrt Euch, kauft nicht bei den Juden“, fusst auf der Prämisse die jüdischen Geschäftsleute seien als Stellvertreter für „unser“ „Unglück“ verantwortlich und ist in einen rassistischen Diskurs eingebettet. Das „wehren“ meint hier die Reichsprogromnacht.Das andere ist nicht antisemtisch, sondern einfach die Überlegung, dass man durch Kaufentscheidungen seine Konsumentenmacht einsetzen kann, wenn man mit dem Militäreinsatz durch einen fremden Staat unzufrieden ist. Hier wird gar nicht behauptet, dass „die Juden“ „die Deutschen“ bedrohen. Es geht um die Beeinflussung im Sinne einer „anderen Politik“ des Staates.Das gibt übrigens in vielerlei Richtung. Ein Komponist wie Stockhausen hatte plötzlich Auftragsprobleme, als er aus der Distanz 911 als großes Kunstwerk bezeichnete, was eigentlich sehr intelligent war, aber nicht in den vulgären Trauerdiskurs passte. Und den Dixie Chicks liefen die Fans davon, als sie gegen den Irakkrieg sich positionierten.

carlfatal schrieb am 13.02.2010 um 02:00
@zelotti Gut gegeben, Antideutsche sind anders nicht zu bremsen; und schön, diese Position hier im Thread zu finden. Danke!

Fritz Teich schrieb am 15.02.2010 um 12:01
Immerhin sagt Fidelchen mal, worum es ihm bei Hamas geht: Wir sollen nicht nur Israel kritisieren, sondern auch Hamas. Dann schauen wir doch mal genau hin. Spielt Hamas in der gleichen Liga? Popelige Raketchen auf ein Dorf in der Wueste. Wer immer die abgeschossen hat. Was wird Hamas denn vorgeworfen? Dass sie die Raketchen nicht verhindert haben? Nicht ganz leicht, in Gaza Polizeiaufgaben zu erledigen, wenn ein Polizeichef nach dem anderen „herausgenommen“ wird. Und was ist die Folge der Raketen: Kinder werden traumatisiert. Wie schrecklich. Woanders werden Kinder abgeschossen. Das nenn ich mit Iran „grosse Arroganz“.

Fritz Teich schrieb am 13.02.2010 um 20:28
Fiedelchen, btw: „Die Sowjetunion sowie die Alliierten wehrten sich „schlugen“ den Aggressor zurück. Bei diesem zurückschlagen wurden auch sehr viele Zivilisten getötet.“ Echt suess!

Fritz Teich schrieb am 15.02.2010 um 11:08
<< Fritz Teich hat in einem anderen Thread unter anderem bekundet, dass die Verurteilung Flicks in Nürnberg noch nicht bedeute, dass Flick ein Verbrecher gewesen sei. Auch die Mitgliedschaft im Freundeskreis Reichsführer SS bedeute nichts.>>Da werden jetzt Dinge raus geschlossen, die abenteuerlich sind. Ganz sicher war Nuernberg Siegerjustiz. Das ist aber nur eine juristische Aussage. Genauso kann man sagen, dass Flick kein Verbrecher war. Aussagen ueber Tatsachen sind das nicht. Es ist einfach zu simpel, mit irgendeinem label, womoeglich noch mit Profitinteressen kombiniert, wie eklig, Flick zum Buhmann zu machen. So wird das ganze zum Maerchenbuch.
Buhmann war er eben wegen diverser Freundeskreise (zu denen ich mich aber meiner Erinnerung nach ueberhaupt nicht geaeussert hatte) usw, weil er tatsaechlich mitgemacht hat, mag er auch kaum eine Alternative gehabt haben. Warum reicht das nicht? Und wenn er Anti-Kommunist war, dann war er das eben. Ich find es einfach zum Kotzen, wie alles zu Mickey-Mouse gemacht wird, Kindergarten, nur dagegen wehre ich mich, allerdings heftig. IMHO war der Flickkonzern Teil des militaerisch-industriellen Komplexes der Nazis, wobei ich allerdings nicht glaube, dass dieser Komplex schon so weit war wie der amerikanische nach dem Krieg in dem Sinn dass sich die Industrie aus kapitalistischen Interessen heraus ihre Kriege sucht. Usw. Und was hat das mit Israel zu tun? Da haben wir zwar auch eine Kriegswirtschaft, auch das Gute gegen das Boese, gegen die Feinde der Menschheit, Stimmungen, Geraune, die Lage ist aber eine ganz andere. Auch dank zweier Kriege, Libanon II und Gaza, mit denen sich Israel selbst aus dem Kreis „zivilisierter Nationen“ herauskatapultiert hat. Wobei man, wie gesagt, keinen Goldstone braucht. Im Fall Libanon II war die Kritik Allgemeingut in Israel, im Fall Gaza braucht man nur Livni zuzuhoeren. Sie sagt all das, was Goldstone muehsam aus diversen Fakten konstruiert, mag sie es auch positiv bewerten nach dem Motto: den Palestinensern eine Lektion erteilen.

Feilong schrieb am 14.02.2010 um 13:39
Herje….ich wusste gar nicht, dass hier fleißig weiter diskutiert wurde. Die Sache ist doch denkbar einfach, Israel muss man kritisieren für ihre Außenpolitik, aber auch für die Innenpolitik mit der Ausgrenzung gegen andere Gruppen. Nicht nur Araber werden ausgegrenzt, sondern auch Juden aus anderen Teilen der Welt, das ist Rassismus reloaded im heiligen Land, solche Missstände kritisieren auch Autoren wie Uri Avnery. Doch wieso müssen wir nur den Israeliten das Manna gönnen? Wissen Sie fidelche, die ganze Zeit stören mich Ihre Unterstellungen, was wollen Sie damit erreichen? Das ist die Zionismus/Antisemitusmus Keule ist eine primitive Art der broderschen Dialektik sonst aber nichts anderes! Das Sie den Islam auch noch so sehr in den Bereich der Nazis schieben ist doch nun wirklich nicht die feine englische Art. Ich mein sogar das im Koran ein Verhältnis zu den Juden drin steht „zum Volk der Schrift“, dass man ihnen nichts tun sollte, auch wenn an anderen Stellen gesagt wird man müsse sie zwingen Tribut zu zollen – genau hier erkennt man den klar kapitalistischen Geist im Islam -, aber wegen einem Mufti oder ein paar Sprücheklopfer in der islamischen Welt muss man ja nicht gleich meinen, dass alle Muslime die Juden hassen, eher hassen sie Polytheisten. Der Linke sollte möglichst nicht auf der Seite von irgendwen sein, sondern einfach nur kritisch hinterfragen und wenn es bei jemanden mehr zu bemängeln gibt, dann ist man halt eher gegen ihn. (Das ist nur eine einfache Formel, die so im Leben nie zutrifft :p) Mit freundlichen Grüßen Feilong

thinktankgirl schrieb am 14.02.2010 um 14:19
@Feilong Vielleicht ist er Broder?

BOT schrieb am 14.02.2010 um 14:19
Israel ist ein Staat, der systematisch Tausende von Menschen umbringt, obdachlos macht, Familien auseinanderreisst und bei Menschen, die nicht streben Traumata herbeiführt. Nennen Sie es wie sie wollen. Ich nenne das GROSSE SCHEISSE und hab was dagegen.
   
thinktankgirl schrieb am 14.02.2010 um 14:27
Dazu die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem  http://www.btselem.org/English/Statistics/Index.asp

Fro schrieb am 14.02.2010 um 17:21
@fidelche „Ist man für Dich gleich ein Fanatiker wenn man im Nahostkonflikt die israelische Position vertritt?“  Wenn man das mit dieser Inbrunst macht wie du – ja.
Du willst jetzt über die Hamas diskutieren und ich weiß wirklich nicht, was das mit dem angeblichen Antisemitismus innerhalb der Linken hier bei uns zu tun haben soll. Willst du jetzt Anschläge zählen? Oder sollen wir jetzt staunend feststellen, dass die Hamas den Staat Israel ablehnen und wünschen, dass die Israelis Palästina verlassen?
Was soll das?

Fro schrieb am 14.02.2010 um 18:41
@oca Wenn Ahmadinedjad sagt, die Sonne ist heiß. Dann sage ich, der Mann spricht die Wahrheit. Es hat keinen Sinn, dass wir uns von diesen Kriegen vereinnahmen – oder uns auf irgend eine Seite ziehen lassen. Unabhängig bleiben ist das beste Rezept gegen Antisemitismus und „Islamphobie“.

thinktankgirl schrieb am 14.02.2010 um 19:07
@fro  Diese Genfer Rede wurde wohl auch falsch übersetzt in allen Massenmedien verbreitet, meine ich mich zu erinnern. Die Badische Zeitung hatte daraufhin eine korrekte Übersetzung veröffentlicht, die sich wesentlich gemäßigter ausnahm. Sowenig mir die iranische Theokratie gefällt, ist es auch nicht seriös Ahmadinedjad, falsche Worte in den Mund zu legen.

Fro schrieb am 14.02.2010 um 19:24
Danke für den Hinweis thinktankgirl  hier der Link zur Rede Ahmadinedjads

Phineas Freek schrieb am 14.02.2010 um 16:06
War ja nur eine Frage der Zeit, dass der „antideutsche“ Irrsinn und die Resultate seines paranoiden Sektenwahns auch hier seinen bizarren Ausdruck findet.
Diese exlinken und heutigen negativen Deutschtümler sollte man bei ihren vertrackten Einstiegsprogramm in die bürgerliche rechte Mitte ganz einfach in Ruhe lassen.
Diskurs unmöglich.

weinsztein schrieb am 15.02.2010 um 03:12
Übereifrigkeit, unter welchem Nick auch immer, amüsiert mich.  Hoffentlich immunisiert dieser blog vom fidelche die Freitag-Communitiy davor, künftig auf derartig dümmliche Provokationen zu reagieren. Quasi wie eine Impfung. Ein fidelche nebst einem göller, ein donnerstag mit seiner Freundin galore, einige andere Provokatörchen und ein paar Bälle, die man sich zuwirft (etwa: göller will Solidarität mit dem fidelche provozieren, galore was ähnliches mit donnerstag). Wie drollig, wie öde. Was das soll, wissen wir. Linker Konsens heute ist das Existenzrecht Israels. Ein eigener oder ein mit Israel verbundener palästinensischer Staat. Gibt es, jenseits von Unterstellungen, heute Linke, die Israelis ins Meer treiben wollen oder deren Staat? Die Linken in Israel oder in Palästina werden diesen blog mit viel Amüsement lesen. Sie werden ahnen, aus wessen Schoß das kroch.  weinsztein

Uwe Theel schrieb am 15.02.2010 um 23:01
@fidelche
Ich habe mich jetzt mal durch 60 bis 80 Prozent dieses Threads – und leider muß ich es sagen – gequält. Der Hype, der Deinem Thread positiv gesehen, angediehen wird, ist aber zweifellos nicht Deinen Beiträgen oder gar Argumenten zu verdanken, sondern dem ewig brisanten Thema selbst. Der Umgang damit von Deiner Seite ist m.E. nicht ok, womit ich Dir weder zionistischen Nationalismus oder sonst was Böses unterstellen will. Dein Ausgangstext war ein Aufsatz von Améry, der diesen im Geist der 60iger Jahre als ein Plädoyer für das Existentrechts Israels geschrieben hat. Niemand hier hat diesen Aufsatz, den Du Dir zu eigen gemacht hattest, wirklich diskutiert, Du am allerwenigsten. Die gescheiten Beiträge hier konnten Dir dagegen wenigstens eine zeitgemäße Position einer Kritik von Links an der staatlichen Poltik Israels im Nahostkonflikt heute deutlich machen, die nichts mit Antisemitismus zu tun hat; (ob man das Antizionismus nennen sollte, weiß ich nicht, auf jedenfall nicht im Sinne einer Kritik an meinetwegen Herzles Ideen). Darauf gehst Du nicht ein. Statt dessen machst Du Quizspiele bei denen Du das Durcheinanderwerfen der Begriffe noch zur Regel machst. Dein Verwechseln von „Antizionismus“ und „Antisemitismus“ hat nicht einmal den Anschein von Methode. Was Du in Deinem Beitrag vom 14.02.2010 um 22:57 geschrieben hast, macht die Verwirrtheit Deiner Ausführungen besonders deutlich:Du schriebst: „In der von Horkheimer/Adorno gegründeten Kritische Theorie von steckt die materialistische Antisemitismustheorie, das heißt: Kritik des Antisemitismus als Gesellschaftskritik.“ Man kann der Kritischen Theorie wahrscheinlich viel vorwerfen, aber dass sie eine Theorie des Antisemtismus sei, Antisemitismus also formuliere, begründe, ist schlicht Unfug, materialistisch hin materialistisch her. Die Formel „Kritik des Antisemitismus als Gesellschaftskritik“ als anderer Ausdruck dieses Vorwurfs ist als solcher genauso unsinnig, da widersinning zur ersten Formulierung. Weiter schreibst Du „Die Kritische Theorie beschäftigt sich mit der Denunziation der deutschen Ideologie und des Nachlebens des Faschismus in der Demokratie. Und während die Studenten Ende der sechziger Jahre in den Nachfolgestaaten des Nationalsozialismus nach einem kurzen Erschrecken über ihre Eltern meinten, es sei eine prima Idee, dem „Volke zu dienen“ und sich von den palästinensischen Fedayin ausbilden zu lassen, …“ Ist Die Ausgangsthese noch nachvollziebar, so solltest Du für die „Folgerungen“ darus wissen, dass die, die sich als Mitglieder der RAF dort ausbilden ließen in der Regel keine Studenten waren, eine verschwindend kleine Zahl darstellten und niemals repräsentativ für die demokratische Linke waren. Sätze wie diese kammen damals vielleicht aus dem BKA oder standen in WELT und BILD. Was soll das? weiter in Deinem Text: „… ahnten Horkheimer und Adorno früh, wohin dieser deutsche Aufbruch führen würde. Das implizierte ganz selbstverständlich die Solidarität mit Israel als Zufluchtstätte für alle vom Antisemitismus Bedrohten.“ Ja was denn nun? Adorno und Horkheimer „ahnten“, dass alle Juden (= diejenigen, die von Antisemtismus bedroht sind), die noch in Deutschland (=BRD) überlebt hatten, würden von der RAF nach Israel vertrieben, wohl dass die RAF in Deutschland eine judenfreie Volksrepublik ausrufen könnte? – Ich formuliere hier nur den Blödsin, der, wenn überhaupt irgendetwas, sich aus Deinen Worten ableiten ließe. Seit der offiziellen Regierungspolitik der späten 70er hat sich nie wieder jemand so wie Du über das wirkliche politische Bedrohungspotential der RAF geirrt – ich spreche nicht über deren Unzulässigkeit. aufgrund des von Ihr in der Schlußphase zumal ausgeübten Terrorismus. Ich will und kann Dir keine Ratschläge für DEinen Blog geben, aber hier ein Thema loszutreten, ohne eine Idee zu haben, wie Du das Gespräch an Deinem Problem entlang als Initiator so führen könntest, ohne dass Du immer neue Gedanken, Thesen Namen und Aspekte aufnimmst, einwirfst, ohne auch nur eines mal präzise zu definieren. Einige Diskussionsteilnehmer haben es Dir in Ihren Antworten sogar versucht vorzumachen. Du hast diese Angebote nicht angenommen, sondern stürmst immer weiter durch Deinen Dschungel politischer Annahmen, unerklärter Thesen aber auch Ängste ohne einmal innezuhalten, Eckpunkte zu benennen oder dem anderen iregndetwas Substantielles einzuräumen, auf dem das gespräch weiter aufbauen könnte. Ich spekuliere hier nicht, warum, Du das so machst, beteilige mich auch nicht weiter an dieser leider längst gescheiterten Diskusssion in diesem Thread, wiewohl ich es gerne getan hätte. Man sollte Dir auch sicher nicht mit irgendwelchen Agenten- oder Verschwörungstheorien bezüglich Deiner Rolle hier im Blog kommen, aber mehr gedankliche Klarheit und Strukturiertheit hätte das Thema des „Existenzrechts Israels“, was immer heute auch das Existenzrecht eines Palestinenserstaates nach international anerkannten Normen einschließ, schon verdient, als Du es dem eigenen Kind hier hast angedeihen lassen. Wenn dann tatsächliche oder auch nur vermeintliche Geier von rechts einfliegen und auch die Dir Wohlgesonnenen sich verfranzen, solltest Du Dich zu allerletzt aufregen. Alles Gute ut

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Von der Freitag-Redaktion wurden diese und viele weitere antisemitische Kommentare nicht zensiert, zensiert wurde mein Satz: “Wenn du alle Kommentare aufmerksam lesen würdest, könntest Du in diesem Forum feststellen, dass es linken Antizionismus/Antisemitismus gibt.“! Das sagte bereit nach meinem ersten Artikel im Freitag sehr viel über die politische Ausrichtung des „Freitag“ aus! Unter http://www.freitag.de/community/blogs/fidelche/die-linke-israel-jean-amry-und-der-ehrbare-antisemitismus- waren die Kommentare der Freitags-Blogger nachzulesen.

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