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Halbmond und Hakenkreuz: Walther Rauff und die Gaswagen für Palästina

halbmondWalther Rauff (Juni 1906/Köthen – Mai 1984/Santiago de Chile), der von seinen Eltern in „nationalem und soldatischem Sinne erzogen“ wurde, trat 1938 der SS bei. Im selben Jahr wurde Rauff in das SD-Hauptamt berufen, wo er an den Amtschefbesprechungen unter der Leitung Heydrichs teilnahm. Der Obersturmbannführer hatte ab 1941 im Reichssicherheitshauptamt die Organisation des technischen Nachrichtenwesens zu leiten. Besonders durch seine Tätigkeit als Gruppenleiter II D avancierte Rauff zu einem der zentral Verantwortlichen für die Massenvernichtung der Juden, denn er war zuständig für die technische Ausrüstung der Einsatzgruppen in der Sowjetunion. Rauff gab die Anweisung die Kastenwagen so umzubauen, dass in den geschlossenen Aufbauten Menschen durch die Einleitung von Fahrzeugabgasen getötet werden könnten. Bis in den Sommer 1942 wurden ungefähr 20 Gaswagen konstruiert, die in der Sowjetunion sowie in Serbien beim Judenmord verwendet wurden. Als Rauff später im chilenischen Exil auf seine Konstruktion angesprochen wurde, meinte dieser: „Ob ich damals Bedenken gegen den Einsatz der Gaswagen hatte, kann ich nicht sagen. Für mich stand damals im Vordergrund, dass die Erschießungen für die Männer, die damit befasst waren, eine erhebliche Belastung darstellten und dass diese Belastung durch den Einsatz der Gaswagen entfiel.“ Offenbar waren es gerade seine Entscheidungskompetenz und die Vertrautheit mit dem Prozess der rationalisierten Vernichtung der Juden, die Obersturmbannführer Rauff auch für den neuen Posten als Chef einer mobilen Todesschwadron für den Nahen Osten prädestinierten.

Nach dem Zusammenbruch Nazideutschlands setzte sich Rauff mit Hilfe des Vatikans nach Syrien ab und arbeitete dort für das Syrische Regime als Nachrichtenoffizier und Folterspezialist, mit dem unveränderten Ziel den neu gegründeten Judenstaat zu vernichten. Neben Rauff, dem polnischen Gestapo-Chef Leopold Gleim und Eichmanns wichtigstem Mitarbeiter Alois Brunner waren dutzende NS-Größen nach dem 2. Weltkrieg als Verbündete der arabischen Gegner Israels im Nahen Osten gegen Juden im Einsatz.  Ende 1949 verließ Rauff mit seiner Familie über die sogenannte Rattenlinie Syrien in Richtung Ecuador, zehn Jahre später übersiedelte der Massenmörder nach Chile. Von 1958 bis 1962 arbeitete Walther Rauff  als Agent für den deutschen Bundesnachrichtendienst, er sollte unter anderem Fidel Castro ausspionieren. Simon Wiesenthal versuchte vergeblich den „Gaswagenspezialisten“ vor ein Gericht zu stellen. Simon Wiesenthals dringende Bitten Walther Rauff auszuliefern und vor ein Gericht zu stellen wurden allesamt abgelehnt. Salvador Allende, Staatspräsident von 1970-1973 lehnte aus formalen Gründen ab und Augusto Pinochet blutiger Diktator von 1973-1990 übergab Rauff, laut dem chilenischen Buchautor Leon Gomez, eine Aufgabe im Folterzentrum der DINA Londres 38 in Santiago. So konnte der Massenmörder unbehelligt bis zu seinem Ende 1984 in Chile leben. Bei seiner Beerdigung grüßten die alten Kameraden am offenen Grab mit dem Hitlergruß.

terrorWährend die deutsche Wehrmacht das Zusammenkommen der Afrika- und der Kaukasus-Front in einer Zangenbewegung im Nahen Osten anstrebte, wurden bereits detaillierte Pläne zur Vernichtung der Juden in Palästina ausgearbeitet. Fest einkalkuliert war dabei die Mithilfe der in der Region ansässigen Araber. Italiens später Kriegseintritt im Juli 1940 machte das Mittelmeer zum Schauplatz heftigster militärischer Auseinandersetzungen. Die Briten hielten nach wie vor die Ein- und Ausgänge zum Mittelmeer – Gibraltar und den Suezkanal – besetzt. Im Februar 1941 erhielt der deutsche Generalleutnant Erwin Rommel den Befehl den erfolglosen Bündnispartner Italien mit zwei Divisionen des Deutschen Afrikakorps zu unterstützen. Nach dem Sieg in der ostlibyschen Festung und Hafenstadt  Tobruk am 21. Juni 1942 und dem rasanten Vormarsch Rommels in Richtung ägyptischer Grenze schien die Besetzung Ägyptens und dann Palästinas nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Von 1940 bis 1942 flog zudem die italienische und deutsche Luftwaffe zahlreiche Angriffe unter anderem auf die Städte Haifa und Tel Aviv um möglichst viele Juden in Palästina zu töten und um einen Judenstaat zu verhindern. Die deutsche Wehrmacht wurde indes von der arabischen Bevölkerung begeistert empfangen, was kaum verwundert, da beide Seiten mit den Juden den selben Feind hatten.

buberHitlerdeutschland unterstützte seit Mitte der 1930er Jahre den Kampf der palästinensischen Araber gegen die jüdische Bevölkerung  in Palästina. So wurde beispielsweise der „Arabische Aufstand“ von 1936 bis 1939, den der uneingeschränkte Führer der Araber Palästinas, der  Großmufti von Jerusalem, Amin al Husseini  initiierte, von der deutschen nationalsozialistischen Reichsregierung  politisch unterstützt und finanziert. Während des „Arabischen Aufstandes“ kam es an vielen Orten zu Pogromen gegen Juden. Über den deutschen Kurzwellensender Radio Zeesen rief der Mufti  zum Dschihad gegen die Juden auf. Es war der Mufti, der jegliche westliche Lebensart ablehnte und eine „islamkonforme“ Kleiderordnung mit Gewalt durchzusetzten versuchte. Bereits damals erzwangen die aufständischen Araber von der Araberinnen, selbst von den Christinnen unter ihnen, den Verzicht westlicher Kleidung und die Verschleierung ihrer Gesichter. Der Aufstand wurde zwar 1939 von den Briten niedergeschlagen, jedoch wurde, um die arabische Bevölkerung zu besänftigen, eine Einwanderungsbeschränkung für Juden im Weißbuch von 1939 festgeschrieben. Hitler hatte am 25. Oktober 1941 verkündet: „Es ist gut, wenn uns der Schrecken vorangeht, dass wir das Judentum ausrotten. Der Versuch, einen Judenstaat zu gründen, wird ein Fehlschlag sein.“

Die tödliche Bedrohung die aus dem rasanten Vormarsch Rommels und der immer feindseliger werdenden Haltung der Araber erwuchs, wurde innerhalb des Jischuws genau registriert. Die Haltung des Jischuws gegenüber den Briten, die im Weißbuch von 1939 einen Einwanderungsstop gegen Juden verhängten, wodurch die von den Nazis verfolgten Juden an den Häfen Palästinas abwiesen wurden, brachte Ben Gurion 1939 folgendermaßen auf den Punkt: „Wir werden in diesem Krieg zusammen mit Großbritannien kämpfen, als ob es kein Weißbuch gäbe, und wir werden das Weißbuch bekämpfen, als ob es keinen Krieg gäbe„.

wrauffAnfang Juli stand Rommels Armee vor der britischen Verteidigungsstellung El-Alamein. Von dort aus war es nicht mehr weit bis nach Palästina, das nichts anderes sei als „der staatliche Mittelpunkt für den destruktiven Einfluss der jüdischen Interessen“, wie sich Hitler im November 1941 gegenüber dem Großmufti von Jerusalem ereiferte. Die Einsatzgruppe des Reichssicherheitshauptamtes unter der Führung von Walther Rauff, die Ende Juli nach Athen überführt worden war, sollte zunächst in Ägypten und nach dessen vollständiger Eroberung in Palästina zum Einsatz kommen. Das Einsatzkommando bei der Panzerarmee Afrika, das Anfang Juli 1942 unter SS-Obersturmbannführer Walther Rauff aufgestellt worden war, hatte das eine Ziel, die palästinensischen Juden zu ermorden. Der Jischuw zählte zu der Zeit etwa eine halbe Million jüdische Menschen.

Am 20. Juli flog SS-Obersturmbannführer Rauff nach Tobruk um von Generalfeldmarschall Rommel die notwendigen Instruktionen für den „Einsatz“ seines Kommandos zu empfangen. Die Verwendung der Einheit stand damit unmittelbar bevor. Zu Rauffs Todesschwadron gehörte der Nahostexperte und SS-Sturmbannführer Beisner, sowie der Leiter des Arabienreferates VI C 13, Obersturmbannführer Hans-Joachim Weise, der als Verbindungsoffizier des Reichssicherheitshauptamtes bei al-Husseini tätig war. Für den nachrichtendienstlichen Bereich innerhalb des Kommandos war Sturmbannführer Franz Hoth zuständig. Offiziell galt die Verwendung der in Athen abmarschbereit liegenden Einheit als „Geheime Kommandosache“ und unterlag damit umfangreichen Geheimhaltungsbemühungen. Die Truppe besaß aber immerhin einen derart öffentlichen Status, dass ihr bereits die von Heeresfeldpostmeister vergebene Feldpostnummer 02039 zugewiesen worden war. Wie am Beispiel der Einsatzgruppen im europäischer Osten zu sehen war gingen Rauff und seine Mordkumpane nicht grundlos davon aus, dass der in Gang gesetzte Massenmord vielfach sehr bald und ganz maßgeblich von einheimischen Kollaborateuren unterstützt und unter deutscher Anleitung reibungslos  realisiert werden würde. Wie sich schon seit langem in zahlreichen Stimmungsberichten andeutete, bot sich im Nahen Osten eine unübersehbare und teilweise bereits wohlorganisierte Zahl von Arabern als willige Helfershelfer der Deutschen an. Walter Schellenberg, der Chef des Auslandsgeheimdienstes der SS, brachte die Besonderheit der deutsch-arabischen Beziehungen auf einen kurzen gemeinsamen Nenner. In einem Bericht über Palästina schreibt er 1942: „Die außergewöhnlich deutschfreundliche Stimmung der Araber ist im wesentlichen darauf zurückzuführen, dass man hofft, ‚dass Hitler kommen möge‘, um die Juden zu vertreiben.“ Teile der ansässigen arabische Bevölkerung in Palästina kennzeichneten mit „mysteriösen Kalkzeichen“ die jüdischen Häuser um ihre Besitzansprüche für die Zeit nach der „Säuberung“ in Palästina geltend zu machen. Die Realisierung der Shoah in Palästina wäre mit Hilfe jener Kollaborateure zweifellos unmittelbar nach Erscheinen der Panzerarmee Afrika schnell in die Tat umgesetzt worden, so ein Resümee von Klaus-Michael Mallmann und Martin Cüppers in „Halbmond und Hakenkreuz“. Bekanntlich verloren die Deutschen die Schlacht von El-Alamein. Diese Niederlage des Generalfeldmarschall Rommel („Wüstenfuchs“ und überzeugter Nazi) und seiner Divisionen im November 1942 war die Wende in seinem bisher so erfolgreichen Feldzug in Nordafrika und die Rettung der Juden in Palästina.

propagandaDie NS-Massenmörder hatten bereits mit den Vorbereitungen begonnen, auch die Juden in Palästina zu ermorden und einem zukünftigen jüdischen Staat jede Existenzgrundlage zu entziehen. Wenn die Briten Anfang November 1942 unter General Montgomery Rommels Panzerarmee nicht vor El-Alamein besiegt hätten, dann wäre der Wunsch der heutigen Antisemiten, der Zerschlagung des Judenstaates wohl bereits vor seiner Entstehung erfüllt worden und den deutschen Hamasverstehern und BDS-Adepten wäre viel Ärger erspart geblieben.

Quelle: Klaus-Michael Mallmann, Martin Cüppers – Halbmond und Hakenkreuz – Das „Dritte Reich“, die Araber und Palästina – Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt  – 2006

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Der Großmufti von Jerusalem

Amin al-Husseini (1893 – 1974) war eine der Schlüsselfiguren des 20. Jahrhunderts im „Nahen Osten“. Für die Ausbreitung des modernen Antisemitismus im arabischen Raum und die Zusammenarbeit  mit dem NS Regime in Deutschland spielte er eine entscheidende Rolle. Der extreme Antisemit Amin el-Husseini war 30 Jahre der politische Führer und 16 Jahre das religiöse Oberhaupt der palästinensischen Muslime. Zeitweilig war er der wichtigste Repräsentant der arabischen Welt. Er war Mitglied der „SS“ und betrieb NS-Propaganda für Deutschland in arabischer Sprache. Während des 2. Weltkrieges half der „Großmufti“ auf dem Balkan bei der Mobilisierung von Moslems für die Waffen-SS. Nach dem Krieg wurde al-Husseini in mehreren europäischen Staaten als Kriegsverbrecher gesucht, fand aber in Ägypten Asyl, wo er seine Ideen weiterverfolgte.Die türkische Herrschaft wurde durch die britische Herrschaft abgelöst. Laut Beschluss des Völkerbundsrates wurde Großbritannien 1922 zur Mandatsmacht über Palästina erklärt. Die faktische Übertragung des Mandats erfolgte bereits auf der Konferenz in San Remo 1920. Transjordanien (77% Palästinas) wurde am 15. Mai 1922 formal ein unabhängiger Staat unter britischer Kontrolle. Juden wurde nicht gestattet sich in Transjordanien aufzuhalten oder gar zu siedeln. Damit sahen viele Juden die Versprechungen der Briten an die Araber als erfüllt an. Amin el-Husseini gehörte zu denjenigen die eine völlig andere Position hatten und für eine Politik der Kompromisslosigkeit, der Unversöhnlichkeit und des „alles oder nichts“ stehen sollte. Amin al-Husseini wollte ein „judenreines“ Palästina.

al-Husseini und Hitler

Amin al-Husseini stammte aus einer reichen einflussreichen Großgrundbesitzerfamilie Palästinas. Bis 1920 leitete er den radikalen Arabischen Club in Jerusalem, der zur Verteidigung der arabisch-palästinensischen Interessen gegründet wurde. Zielsetzung war die Vereinigung mit Feisals Haschemitenregime in Damaskus.  In dieser Zeit wurde der Konflikt zwischen den beiden mächtigsten palästinensischen Familien, den Husseinis und  Nashashibis offensichtlich. 1921 starb Kamil el-Husseini der Mufti von Jerusalem, sein Nachfolger wurde nach vielen Konflikten mit den  Nashashibis Amin al-Husseini, 1922 wurde er zum Präsidenten des Moslemischen Oberrats bestimmt. Dem neuen Mufti diente die Religion nicht nur als Instrument der Massenmobilisierung gegen Juden und gegen die „Moderne“, sondern auch als Mittel der Repression. „Ein Vorfall an der Klagemauer wurde vom muslimischen Oberrat unter al-Husseini dermaßen aufgebauscht, dass es 1929 zu heftigen Ausschreitungen kam, die ihren Höhepunkt in der Ermordung von mehr als 130 Juden in Hebron erreichten“. Derartige Ausschreitungen stärkten seine Position. Im April 1936 wurde der Mufti von allen arabischen Clan-Parteien zum Präsidenten des Obersten Arabischen Komitees (AHC) ernannt. Er benützte diesen Posten in erster Linie dazu seine arabischen Gegner während der Unruhen 1936-39 auszuschalten. 1937 nach Auflösung des AHC durch die Briten musste der Mufti aus dem Land fliehen. Auch der Machtkampf zwischen den „Husseinis“ und  „Nashashibis“ erreichte zwischen 1936 und 1939 seinen Höhepunkt. Unter der Leitung des „Großmufti“ versuchten die nicht-jüdischen Araber mit einem Generalstreik die jüdische Einwanderung zu stoppen. Schrittweise wurde der Streik durch „institutionalisiertes Bandentum“ ersetzt. Der Mufti ging mit äußerster Härte gegen seine Gegner innerhalb des palästinensischen Lagers vor. Die „Muftibanden“ setzten mit Mord und Totschlag die neue Kleiderordnung durch. Unislamische Abweichler wurden massenhaft liquidiert. Unterstützt wurde Amin al-Husseini und seine Bewegung finanziell, politisch und mit Waffenlieferungen vom nationalsozialistischen Deutschland. Nach dem arabischen Aufstand wurde die Familie der Nashashibi, die den Ausgleich mit den jüdischen Nachbarn suchten,  mit ihren Gleichgesinnten entweder ermordet oder vertrieben.  So verließen in diesen Jahren zahllose christlichen Araber sowie fast der gesamte palästinensische Mittelstand das Land. Von diesem Exodus hat sich die palästinensische Gesellschaft bis heute nicht erholt. Der Mufti hat den Islam also auf dreierlei Weise instrumentalisiert: erstens als Basis für einen islamisch motivierten Judenhass, zweitens als Waffe gegen die Moderne und drittens als Vorwand für Terrorismus und Gewalt. Am Beispiel der Schlüsseljahre 1937 und 1947 lässt sich zeigen, wie sehr diese Instrumentalisierung die Geschichte des Nahost-Konflikts geprägt hatte und bis heute prägt. Es dauerte einige Jahrzehnte, bis sich der frühislamische Judenhass mit der antisemitischen Weltverschwörungstheorie verband. Erst zwischen 1937 und 1945 wurde diese Fusion besiegelt und die Ideologie des islamischen Antisemitismus massenhaft verankert. Das entscheidende Instrument hierfür war die nationalsozialistische Propaganda in der islamischen Welt. Diese Propaganda war  religiös orientiert. Der Nationalsozialismus öffnete sich für bestimmte Aspekte des Islam. Die Nazis versuchten ab 1937 mit ihrem Antisemitismus deutsche Überzeugungsarbeit in Palästina zu leisten. Es war jetzt aber ein Antisemitismus besonderer Art, welcher den antijüdischen Kampf Mohammeds aus dem siebten Jahrhundert mit der vermeintlichen jüdischen Weltverschwörung des 20. Jahrhunderts unmittelbar verknüpfte. Den Auftakt machte das 31-seitige Pamphlet „Islam-Judentum. Aufruf des Großmufti an die islamische Welt im Jahre 1937.“ Es wurde mit deutscher Hilfe erstellt, 1937 erstmals verbreitet und anschließend in der ganzen arabischen Welt wie auch unter den bosnischen Teilnehmern der muslimischen SS-Division verteilt. Himmler schwärmte von der „weltanschaulicher Verbundenheit“ zwischen dem Nationalsozialismus und dem Islam. „Aus den Muselmanen wurden „Muselgermanen“. Die „weltanschaulich geistige Erziehung“ der muselmanischen SS-Division wurde mit dem Mufti besprochen, und es wurde mit ihm vereinbart, dass der Nationalsozialismus als völkisch bedingte deutsche Weltanschauung und der Islam als völkisch bedingte arabische Weltanschauung unter Herausstellung der gemeinsamen Feinde (Judentum, Anglo-Amerikanismus, Kommunismus, Freimaurerei, Katholizismus) gelehrt werden sollten.

al-Husseini beim Abschreiten seiner „Handschar“ Waffen-SS

Der Mufti flüchtete 1937 in den Irak, wo er die Pro-Achsenpolitik unterstützte und auch dabei finanziell von Deutschland unterstützt wurde. Hitler machte intern im Sommer 1939 aus seinem Rassismus kein Geheimnis: „Wir werden weiterhin die Unruhe in Fernost und in Arabien schüren. Denken wir als Herren und sehen wir in diesen Völkern bestenfalls lackierte Halbaffen, die die Knute spüren wollen.“ Zur Politik der Unruhestiftung im Irak trug der Mufti erheblich bei. Im Irak kam es im Frühjahr 1941 zu einer Auseinandersetzung mit den Briten, die am 1. und 2. Juni mit einem Pogrom endete, dem 179 Juden zum Opfer fielen. Eine irakische Regierungskommission verurteilte den Mufti als einen der Mitschuldigen. Über Teheran, Istanbul und Rom gelangte der Mufti im November 1941 nach Berlin, wo er bis 1945 blieb. Der Antisemitismus des „Großmufti“ war ungebrochen. Im November 1943 sagte er im Berliner islamischen Zentralinstitut, wo er das nationalsozialistische Deutschland als Beispiel nahm: “…wusste, wie es sich von dem Unheil der Juden erretten konnte […] Es hat die Juden genau erkannt und sich entschlossen für die jüdische Gefahr eine endgültige Lösung zu finden, die ihr Unheil in der Welt beilegen wird.“ Zwischen 1939 und 1945 strahlte der deutsche Kurzwellensender Radio Zeesen allabendlich seine Programme mit  islamischen Antisemitismus, in arabisch, türkisch und persisch, aus. Ein Medium, dass auch die analphabetischen Massen in den Teehäusern und Basaren erreichte. Josef Goebbels zufolge waren 1943 etwa 80 Prozent der orientalischen Wortbeiträge von Radio Zeesen antijüdisch orientiert. Im April 1945 wurde Radio Zeesen stillgelegt, doch der Antisemitismus wirkte im Nahen und Mittleren Osten weiter nach. Nach dem Krieg wurde bekannt, dass, durch die Interventionen von Amin el-Husseini gegen die Ausreise von jüdischen Kindern aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien nach Palästina, tausende Kinder in den deutschen Vernichtungslagern und deren „Gaskammern“ den Tod fanden. Zum Beispiel schlug er dem bulgarischen Außenminister vor: „Ich möchte mir erlauben, Ihre Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass es sehr angebracht und zweckmäßiger wäre, die Juden an der Auswanderung aus Ihrem Land zu verhindern, und sie dorthin zu schicken, wo sie unter starker Kontrolle stehen, z.B. nach Polen. Damit entgeht man ihrer Gefahr und vollbringt eine gute, dankbare Tat dem arabischen Volke gegenüber.“ Doch erst 1947 erhielt der unerhörte Umstand, dass der in Europa als Nazi-Kriegsverbrecher gesuchte al-Husseini erneut als Sprecher aller Palästinenser reüssieren konnte, historisches Gewicht: Sein Antisemitismus, der zuvor tausenden Menschen das Leben gekostet hatte, richtete sich Jahre später gegen Israel. Obwohl dieser Mann spätestens 1947 – nicht zuletzt wegen seines Judenhasses – auch in der Arabischen Liga isoliert war, fand kein arabischer Staatschef den Mut, dem populären Führer der Palästinenser zu widersprechen. 1947 bestand die Möglichkeit eines Palästinenserstaates. Diese Möglichkeit hat der „Großmufti von Jerusalem“ , Amin al-Husseini durch seine Intransigenz verspielt. Klaus Gensicke zeigt die Verbindung zur Charta der Hamas auf und resümiert: „Dieser zur Tradition gewordene fanatische Extremismus bleibt so virulent wie zur Zeit des „great uprising“ (1936-1939) und stellt eine gescheiterte Politik der Kompromisslosigkeit, der Unversöhnlichkeit und des „alles oder nichts“ dar. Indem diese Politik unnachgiebig weitergeführt wird, lässt sie auch das Schicksal der Palästinenser hoffnungslos erscheinen.“

Quellen:
Matthias Küntzel – Djihad und Judenhaß
Matthias Küntzel – Islamischer Antisemitismus und deutsche Politik
Klaus Gensicke – Der Mufti von Jerusalem und die Nationalsozialisten
K.M Mallmann/Martin Cüppers – Halbmond und Hakenkreuz

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