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Theodor Lessing und der jüdische Selbsthass

Wollt jetzt wirklich ihr
die neue Gestapo sein
die neue Wehrmacht
die neue SA und S.S.
und aus den Palästinensern
die neuen Juden machen?

Ihr Hakenkreuzlehrlinge, ihr Narren und Wechselbälge der Weltgeschichte, denen der Davidstern auf euren Fahnen sich immer schneller verwandelt in das verfluchte Zeichen mit den vier Füßen, das ihr nun nicht sehen wollt, aber dessen Weg ihr heut geht!

Erich Fried – aus seinem Gedichtband „Höre Israel“ – 1974

TheodorLessingErich Fried (1921-1988) war einer von vielen Alibi-Juden die mit ihrem jüdischem Selbsthass unverzichtbar für die Publikationen bekennender Antizionisten waren und bis heute sind. Ihr jüdischer Antisemitismus ist oftmals gekennzeichnet vom zwanghaften Vergleich des Judenstaates  mit den Verbrechen der Nazis. Sartres Feststellung, es sei unmöglich, einen guten antisemitischen Roman zu schreiben, gilt umso mehr für die antisemitischen Gedichte von Erich Fried.

Jüdischen Antisemitismus gibt es seit es Antisemitismus gibt. Beispielshalber begründeten die als Juden geborenen christlichen Konvertiten Pablo Christiani, Nicholas Donin und Johannes Pfefferkorn schon im Mittelalter die Judenverfolgungen der Kirche als Kronzeugen gegen die Juden. Der Jude Johannes Pfefferkorn (1469-1523) hasste die Juden so sehr, dass er Dominikaner wurde und sein Leben fortan der Verbrennung jüdischer Bücher widmete. Der jüdischen Philosoph Otto Weininger (1880-1903) verteufelte sein Zeitalter, weil er es für das „jüdischeste und weibischeste aller Zeiten“ hielt. Der russisch-jüdische Apostat Jakow Brafman (1824—1879) war Autor des antisemitischen Machwerks von 1869 „Das Buch vom Kahal“. Die jüdische Minisekte Neturei Karta demonstrierte mit Gleichgesinnten im Jahr 2011 in Berlin beim antisemitischen Aufmarsch zum Al Quds-Tag. Die Mitglieder von Neturei Karta leugnen die Shoa, bekämpfen das Existenzrecht Israels und nahmen an den berüchtigten „Holocaust-Konferenzen“ in Teheran teil. Laut Arnold Zweig (1887-1968) ist der jüdische Selbsthass eine Form der Ich-Entwertung und eine Verneinung des eigenen Wesens. Weit ausführlicher als Arnold Zweig  beschäftigte sich der jüdische Kulturphilosoph Theodor Lessing (1872- 1933) mit dem „psychopathologischen Problem“.

Theodor Lessing, am 8. Februar 1872 in Hannover geboren, in einem assimilierten, religiös indifferenten Bürgerhaus der Kaiserzeit aufgewachsen, war Sozialist, Philosoph, Reformpädagoge und einer der bekanntesten politischen Schriftsteller der Weimarer Republik. Wegen eines kritischen Essays im „Prager Tagblatt“ über den Präsidentschaftskandidaten Hindenburg verlor der jüdische Professor auf Druck deutschnationaler Kreise seinen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule Hannover. Die Selbstbehauptungskräfte der demokratischen Weimarer Republik waren bereits 1925 sehr gering. Im selben Jahr veröffentlichte Lessing einen Bericht über den Prozess gegen den Serienmörder Fritz Haarmann, den er als Augenzeuge verfolgte. Weil Lessing auf die zweifelhafte Rolle der Polizei aufmerksam machte, Haarmann war ein Spitzel der Polizei, wurde Lessing vom Prozess ausgeschlossen. Lessing empörte die töricht ehrliche, naiv selbstgefällige Position vieler jüdischer Intelektueller seiner Zeit, er wollte den gebildeten Juden ihr eigenes Schicksal ins Gedächtnis rufen, nämlich „Ausgestoßene unter den Völkern Europas“ zu sein. Schonungslos geißelte er das emanzipierte Kulturjudentum, dessen assimilationsversessene „Humanität“ ihm ebenso fragwürdig erschien wie der Kult der jüdischen Orthodoxie. Lessing trat wegen dem Wiedererstarken des Antisemitismus nach dem ersten Weltkrieg für die zionistische Lösung, einen jüdischen Staat ein und sprach von der „jüdischen Nation“ als der seinigen.

In seinem Buch „Der jüdische Selbsthass“, dass im Jahre 1930 veröffentlicht wurde, schildert Lessing, nach dreißigjährigen Vorstudien, die Leidensgeschichte von Juden, die das Fremde mehr liebten als sich selbst, die das Jude-Sein als Makel und Belastung betrachteten, weil sie die christlich-antijüdischen Stereotype übernahmen und daran zugrunde gingen. Für Lessing war  die „deutsch-jüdische Symbiose“ durch die zunehmenden antisemitischen Anfeindungen gescheitert. Jüdische Assimilation war für ihn ein Synonym für „Selbstverleugnung“ eine sich in der Form des „jüdischen Antisemitismus“ äußernde „Selbstnegation“. Lessing dokumentierte und belegte in den sechs jüdischen Lebensgeschichten von Paul Reé, Otto Weininger,  Arthur Trebitsch, Max Steiner, Walter Calé und Maximilian Harden seine These des jüdischen Selbsthasses. Zum Problem der Schuld schreibt Theodor Lessing in „Der jüdische Selbsthaß: „Wir Menschen müssen alle, um überhaupt leben zu können, manche „Schuld“ auf uns nehmen. Wir müssen zum Beispiel eine wundervolle, in sich vollendete, ursprünglich uns überlegene Tierwelt ausrotten. Wenn wir die großen Raubtiere, Löwen und Leoparden, vernichten, so gehen wir dabei sehr böse vor; wir sagen daher: das Raubtier sei böse. Wenn wir die großen Schlangen ausrotten, so verwenden wir dazu viel Hinterlist; wir sagen daher: die Schlangen seien hinterlistig. Habe ich jemals gegen einen andern schlechte Gedanken gehegt, dann muss ich diese schlechten Gedanken eben aus der Schlechtigkeit des andern vor mir selber begründen. Wer einmal gesprochen hat: „Gott strafe England“ oder: „Deutschland muss gedemütigt werden“, der hegt von nun an unbewusst eine Parteinahme daran, alles aufzusammeln und hoch zu bewerten, was nur irgend zweckdienlich ist, sein ungünstiges Vorurteil zu rechtfertigen. Schließlich könnte es sogar sein, dass wir ein Böses gar nicht darum hassen, weil es böse ist, sondern: das, was wir hassen und hassen müssen, nennen wir: das Böse. Dieser Vorgang der „Verhässlichung des Verhassten“ wird noch gesteigert, wenn ein geheimes Gefühl der Sympathie übertäubt und tot gemacht werden muss. Man sieht das in solchen Fällen, wo eine Liebe oder Freundschaft in Hass und Verfolgung übergeht. Habe ich einen Menschen sehr hoch geschätzt oder sehr geliebt und fühle mich enttäuscht und ernüchtert, so empfinde ich das Verschwinden meiner alten Gefühle in der Regel keineswegs als meine Schuld oder als meinen Irrtum, sondern ich motiviere die Wandlung meines Gefühlslebens, indem ich sage: der andere habe sich verändert. Das ist in der Regel ein Selbstbetrug. Nicht der andere hat sich verändert, sondern meine „innere Einstellung“ ist anders geworden. Aber überall, wo der Mensch Gewissenslasten tragen und seine Taten verantworten muss, da sind auch schöne Worte und große Ideale zur Hand, in deren Namen wir auch unser Unrecht in unser gutes Recht umdeuten können.

Man wende nun dieses allgemeine Gesetz auf die Judenfrage an: Dem jüdischen Volk ist zweifellos Unrecht zugefügt worden. Sein unwürdiges Dasein würde jedem der gesunden Völker, unter denen das kranke Volk fortvegetiert, zum Vorwurf geworden sein, wenn man nicht geschichtliche Formeln gehabt hätte, dank deren das am jüdischen Volke verübte Unrecht zum berechtigten Unrecht, also zum Rechte zurechtgerückt wurde. Solche sinngebende Formeln hatten die Juden wie die Nichtjuden nötig. — Wird man uns künftig vernutzen, dann wird man es begründen mit der Einsicht, dass wir die Vernutzer der anderen seien. Will man uns abdrängen und unser Lebensgefühl vermindern, dann wird man alles anführen, was Ausnahmebestimmungen und Sondergesetze berechtigt macht. Es gibt in der Geschichte kein Unrecht, das nicht nachträglich als berechtigt oder doch als notwendig erwiesen werden könnte. Wo immer eine Menschengruppe verflucht wird, ihr Kreuz zu tragen, da wird es stets heißen: „Sie hat den Heiland ans Kreuz geschlagen.“ Welcher Seelenforscher aber weiß, ob jahrhundertelanges Herabmindern von Seelen nicht auch wirklich das Wesen der Geminderten verwandelt, so dass am Ende aller Enden alles Unrecht der Geschichte wirklich zum begründbaren Unrecht, also zum Rechte wird? – Denn um Menschen in Hunde zu wandeln, braucht man nur lange genug ihnen zuzurufen: „Du Hund!“ …“

Laut Lessing hat der jüdische Selbsthass jedoch tiefere Wurzeln als nur die innere Reaktion auf die jahrhundertelange Verfolgung. Der jüdische Selbsthass gründet in seiner Religion, demzufolge ein Jude aufgrund seines weltlichen Lebens immer vor Gott schuldig ist. Der Selbsthass erweist sich damit als jüdisches Los von alters her, aus dem es kein Entrinnen gibt. Hier sieht Lessing den Unterschied zu den „glücklichen und siegreichen“ Völkern: Sie suchen, wenn sie das Unglück trifft, die Quelle nicht bei sich, sondern bei den anderen. „Die Lage des jüdischen Menschen war somit doppelt gefährdet. Einmal, weil er selber auf die Frage: ‚Warum liebt man uns nicht?‘ antwortet: ‚Weil wir schuldig sind.‘ Sodann aber, weil die anderen Völker auf die Frage: ‚Warum ist der Jude unbeliebt?‘ nun gleichfalls antworten konnten: Er sagt es selber. – Er ist schuldig.In dieser Formel  der Kollektiv-Verschuldung und Kollektiv-Verantwortung des Volkes Israel erblicken so mancher Denker den ­innersten Kern der jüdischen Lehre . Bereits der  Glaube, dass Diaspora, Verfolgung und Pogrome eine Strafe seien, enthalte den Ansatz zum Phänomen des „Selbsthasses“. Aktuelle Beispiele gibt es dafür genügend. Für die heutigen jüdischen Selbsthasser stellt der Staat Israel die ideale Projektionsfläche für ihre Probleme dar. „Israelkritiker“ wie Erich Fried, Uri Avnery, Noam Chomsky, Moshe Menuhin, Felicia Langer, Ilan Pap­pe oder Norman Finkelstein und viele mehr sind nicht deshalb in Deutschland so populär weil sie Israel hassen, sie sind in den einschlägigen Publikationen so beliebt weil sie den Antisemiten als Kronzeugen dienen. Beispielshalber setzte sich Noam Chomsky, der Sohn des jüdischen Hebraisten William Chomsky  für den Holocaustleugner Faurisson ein. 2002 schreibt Noam Chomsky: „Ich sehe keine antisemitischen Implikationen darin, die Existenz von Gaskammern oder selbst des Holocaust zu bestreiten. Noch hätte die Behauptung per se antisemitische Implikationen, die Apologeten israelischer Repression und Gewalt schlachten den Holocaust (ob man ihm nun glaubt oder nicht) auf ganz infame Art und Weise aus. Ich sehe keine Spur von antisemitischen Implikationen in Faurissons Werk.” Chomsky hält es außerdem für ausgemacht, „dass die Sharon-Regierung ein einziges riesiges Labor zur Züchtung des Antisemitismus-Virus darstellt”. Die Tochter des ehemaligen Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland Evelyn Hecht-Galinski phantasierte von der „Ausrottungspolitik des jüdischen Apartheid-Staates“ und Felicia Langer beruhigt die Deutschen indem sie meinte: „Israel erpreßt das deutsche Volk mit dem Holocaust und funktionalisiert bewußt deutsche Schuldgefühle!”  Solcherlei Muster ließen sich vielfach anführen.

Richtig amüsant wird es jedoch wenn sich linke Antizionisten auf jüdische Kronzeugen berufen die nachweißlich Nazis sind. So geschehen am 3. Juni 2005 in der antizionistischen Wochenzeitung „der Freitag“: Ludwig Watzal, das einstige „Eisenbahngeschütz des antizionistischen Feuilletons“, lobte im „israelkritischen“ „Wochenblatt“ das Buch „Blumen aus Galiläa“ des Antisemiten Israel Shamir aus dem Wiener Promedia-Verlag als  „eine freimütige Darstellung Israels und seiner Politik, die viele so nicht sehen und wahrhaben wollen“. Ludwig Watzal bejubelte „Blumen aus Galiläa“,  obwohl oder weil Israel Shamir darin zum Beispiel fordert  „das Judentum zu bekämpfen, um die Seele der Juden zu retten“, weil alle Juden zusammen „eine gewaltige und abstoßende Gesellschaftsmaschine“ bilden, „versessen auf Machtzuwachs und voll Habgier“, deren „Wohlstand“ „gegen die Interessen der Normalbevölkerung arbeitet“. Zudem schreibt Israel Shamir in seinem „Bestseller“: „Wenn die Juden als Banker Erfolg haben, sollte das Bankensystem neu organisiert werden. Wenn Juden in den Medien erfolgreich sind, sollten die Medien demokratisiert werden. Wenn Juden in den USA den Hauptanteil der Anwälte darstellen, sollte das Rechtssystem neu angepaßt werden, bis Millionenklagen auf Schadenersatz vergessen sind“. Erst als sich herumsprach, dass Israel Shamir kein israelischer Jude ist und er zudem Verbindungen zur Neo-Nazi-Szene und faschistischen Sympathisanten wie Horst Mahler und David Irving hat, musste Ludwig Watzal in seinem damaligen „Hausblatt“ zurückrudern. Nachdem er noch kurz zuvor Israel Shamir für dessen Kampf gegen „Anti-Antisemitismus-Propaganda“ dankte und außerdem forderte, „die Organisatoren der OSZE-Konferenz gegen Antisemitismus 2004 in Berlin hätten auch Shamir einladen sollen“, schrieb Watzal in einem Nachfolgeartikel geknickt dass Shamir mit seiner „judeophoben  Haltung“ der „progressiven israelischen und palästinensischen Gemeinschaft und ihrem Anliegen großen Schaden“ zugefügt habe. Und die Moral von der Geschicht: Linke „Israelkritiker“ bejubeln ein offen antisemitisches Nazi-Buch. Erst als ihnen klar wird, dass der Verfasser kein Jude ist distanzieren sie sich, obwohl sich inhaltlich am wenige Monate zuvor hochgelobten Machwerk nicht das Geringste änderte.

Wer sich mit dem linken deutschen Antisemitismus beschäftigt, einem Antisemitismus der ohne  Alibijuden nicht auszukommen scheint, der sollte Theodor Lessings Buch über den jüdischen Selbsthass lesen. Es ist einer der großen Verdienste Theodor Lessings, trotz aller sonstigen Widersprüche, den jüdischen Antisemitis­mus erkannt, benannt, gedeutet und anhand von Beispielen belegt zu haben.

Am 1. März 1933 flüchtete der Außenseiter und „Nestbeschmutzer“ mit seiner Tochter Ruth in die Tschechoslowakei nach Marienbad. Trotz Kontrollen durch die Nationalsozialisten gelang Theodor Lessing die Flucht über die deutsch-tschechoslowakische Grenze. Lessings politische und publizistische Arbeit lief im Exil auf Hochtouren, er publizierte beispielshalber im „Prager Tagblatt“ und in vielen Ländern Europas konnten seine Texte gelesen werden. Lessing nahm am Zionistenkongress in Prag (21. August bis 4. September 1933)  teil. Seine Artikel beschäftigten sich hauptsächlich mit der Lage der Juden im nationalsozialistischen Deutschland.  Der Hass der NSDAP über die „antideutschen“ Schriften Lessings wuchs rapide. In deutschsprachigen tschechoslowakischen Zeitungen setzten die Nazis eine Kopfprämie für die Entführung Lessings nach Deutschland aus. Marienbad lag nur wenige Kilometer vom Deutschen Reich entfernt. Am Abend des 30. August 1933 wurde Theodor Lessing in seiner Wohnung in der Villa Edelweiß durch die Fenster seines Arbeitszimmers von nationalsozialistischen sudetendeutschen SA-Schergen erschossen. Wenige Stunden später erlag er in einem Marienbader Krankenhaus seinen Verletzungen. Lessing war erst kurz zuvor vom 18. Zionistenkongress aus Prag heimgekehrt und hatte sich noch nicht bei der Marienbader Polizei zurückgemeldet, weshalb der zuvor installierte Polizeischutz wirkungslos blieb. Als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus war Theodor Lessing Hitlers erstes Mordopfer im Ausland. Hermann Göring belohnte die Mörder mit achtzigtausend Reichsmark.

Theodor Lessings Todestag jährt sich in diesem Monat, am 31. August zum achtzigsten Mal.

Quellen: Theodor Lessing – Der jüdische Selbsthaß – Matthes & Seitz Verlag Berlin – 2004 | Theodor Lessing – Wir machen nicht mit – Schriften gegen den Nationalsozialismus und zur Judenfrage – Donat Verlag -1997 | Stefan Frank – Können Juden Antisemiten sein? (Konkret 03/06, S. 30)

 

Erstveröffentlicht bei Mission Impossible

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Wurzelrassen – Rudolf Steiner und die Anthroposophie

steinerAls Teil der lebensreformerisch-esoterischen Bewegung entstand die Anthroposophie vor dem Ersten Weltkrieg. Sie war ein kleiner Zweig jener „völkischen Revolution“, die dazu beitrug, die Deutschen zu jenen willigen Vollstreckern zu formen, auf die sich der Nationalsozialismus stützen konnte. Rudolf Steiner (1861 -1925) begründete die Anthroposophie, die in der Tradition der deutschen Romantik und der von Helena P. Blavatsky (1831-1891) begründeten Theosophie. Das Konzept der besonders tiefschürfenden, zur Spiritualität neigenden Deutschen übernahm Steiner von Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) und Paul de Lagarde (1827-1891). Steiners Lehre gab einflussreiche Anregungen für die Waldorfpädagogik, die anthroposophische Architektur,  Medizin,  Christengemeinschaft, sowie für die biologisch-dynamische Landwirtschaft. Antihumanismus, Irrationalität, Rassismus und Antisemitismus sind die entscheidenden Bestandteile der Anthroposophie, weshalb die Lehre dafür geeignet scheint autoritäre und faschistische Entwicklungen ideologisch vorzubereiten.

Karmalehre – Seelenwanderung – Reinkarnation

Die indischen Priester und Adligen legitimierten bekanntlich mit der Karmalehre das Ausbeutungs- und Herrschaftssystem der Kasten und die besondere Unterdrückung der Frau. Die Karma-Lehre im tibetischen Buddhismus geht noch einen Schritt weiter und benutzt sie sehr gezielt als individuelle und soziale Zuchtrute. Wie die Gurus erklären Anthroposophen Hunger und Elend, Krankheit und Behinderung, Vergewaltigung und Mord als karmisch bedingt. In der Rassenlehre Steiners ist die Karmalehre ein wichtiger Bestandteil, so wird das Leben jedes Menschen von seinen Handlungen im vermeintlich früheren Leben geprägt. Wer mit seinem Schicksal hadert, handelt sich laut Steiner nur „seelischen Unfrieden“ ein, darüber hinaus seien die seelischen Anlagen, das Aussehen, das Befinden, das Geschlecht und die soziale Position eines Menschen sowie sein Lebensweg karmisch determiniert. Steiner spricht von einem Karmakonto: „Durch alles, was Sie im verflossenen Leben Gutes oder Böses getan haben, sind Ihre Posten nach Soll und Haben gestimmt“. Karmische Schulden können durch Spiritualität und tugendhaften Lebenswandel getilgt werden. Jedes als Versäumnis oder Untat gewertete Handeln belastet dagegen das Konto. Insofern gilt das Karma als eine „höhere, unbestechliche Gerechtigkeit“.  Die Cholera in den Slums der Dritten Welt hat nach dieser Karmalehre nichts mit den miserablen Lebensverhältnissen dieser Menschen zu tun. Steiner behauptete, Menschen mit „schwachem Ich-Gefühl“ würden sich bei der nächsten Inkarnation Gegenden aussuchen, in denen Cholera auftritt, um ihr Selbstgefühl an „derbsten Widerständen“ zu kräftigen. Anthroposophen nutzen die Reinkarnationslehre, um patriarchale Klischees zu legitimieren.  Ausführlich beschrieb Steiner die Seelenwanderung: Nach dem Tod sind Geist und Seele noch aneinander gefesselt und durchlaufen ein siebenstufiges Fegefeuer. Dem Astralleib fehlen die physischen Organe, um seine Gelüste zu befriedigen, weshalb der Mensch nach dem Tode laut Steiner einige Zeit im „Kamaloka“, dem Ort der Begierde, zu schmachten habe. In diesem Fegefeuer müsse der Mensch leiden, bis er „die Begierde und Sucht, die im astralischen Leibe wurzeln und nur in der physischen Welt befriedigt werden können, ausgerottet hat“.

Wurzelrassen- Atlantis – Arier

Laut Steiners Antroposophie entwickelte sich der menschliche Geist auf der Erde in sieben Wurzelrassen mit je sieben Unterrassen. Die fünfte arische Wurzelrasse ist laut Steiner mehrere Jahrtausende lang, vom Untergang des mythischen Atlantis bis in eine ferne Zukunft, zur Führung ausersehen.  Unter den sieben arischen „Unterrassen“ ist die nordisch-germanische Rasse von 1415 bis zum Jahr 3573 die auserwählte Rasse. Die Deutschen seien laut Steiner von 1879 bis ins 23. Jahrhundert prädestiniert, die Mission der Ich-Entdeckung zu verwirklichen. Diese Wurzelrassenlehre übernahm Steiner von den Theosophen Blavatsky und Alfred Percy Sinnet (1840-1921). Die ersten fünf Wurzelrassen sowie einige Unterrassen beschrieb Steiner in dem Buch „Aus der Akasha-Chronik“ ausführlich. Nach Blavatsky und Steiner gehen den Ariern vier Wurzelrassen voraus: Die ersten beiden, die polarische und die hyperboräische Rasse, hatten kaum menschliche Züge. Beispielsweise die lebte die dritte Wurzelrasse, die Lemurier, auf dem später versunkenen Kontinent Lemuria im Indischen Ozean. Nur eine kleine Gruppe der Lemurier habe sich unter dem Einfluss höherer Wesen zum Keim der nächsten Wurzelrasse entwickelt. Diese benannte Steiner nach Atlantis. Dieser Mythos findet sich in den Werken vieler faschistischer Autoren, etwa bei Alfred Rosenberg oder Hermann Wirth. Unter Anthroposophen gilt Atlantis als historische Realität, die sie verteidigen und die in Waldorfschulen gelehrt wird.

Laut Steiner betrieben die Atlantier Ackerbau und besaßen hoch entwickelte Kenntnisse der Tier- und Pflanzenzucht. Sie verfügten über eine besondere Lebenskraft, die es ihnen erlaubte, mit Pflanzensamen zu heizen und mit speziellen Fahrzeugen über dem Boden zu schweben.  Die Ordnung war theokratisch. Führer mit enormen Fähigkeiten, die sie „von höheren, nicht unmittelbar zur Erde gehörenden Wesenheiten“, von Götterboten, erhalten hatten, herrschten über die Masse.  Für Steiner gab es einen kosmischen Kampf zwischen dem Dämon Ahriman und dem Erzengel Michael. Bildung und Wissenschaft waren für den Kleinbürgersohn einerseits Mittel des sozialen Aufstiegs, andererseits teilte er die völkische Aversion gegen den Intellektualismus, den er als zersetzendes Gift schmähte und als jüdisch identifizierte. Seine Synthese lautete das logisches Denken eine wichtige Etappe auf dem Weg zur spirituellen Erleuchtung sei. Diese zwiespältige Haltung findet sich auch in der Charakterisierung der fünften Unterrasse der Atlantier, die Steiner bezeichnenderweise Ur-Semiten taufte. Deren begabtesten Teil lässt er zum Keim der arischen Rasse aufsteigen, „welche die vollständige Ausprägung der denkenden Kraft mit allem, was dazugehört, zur Aufgabe hat“. Die Masse der Ur-Semiten trifft aber laut Steiner der Fluch der Ratio, sie produzieren „unruhige Zustände“, beherrschen Techniken wie das Feuer, aber ohne religiösen Charakter, und gehen schließlich an „Neuerungssucht und Veränderungslust“ zugrunde. Während und nach dem Ersten Weltkrieg spitzte Steiner seine Lehre insoweit zu in dem er verkündete, dass die Deutschen zur spirituellen Mission prädestiniert seien, während die Entente-Mächte als dekadent und dem Materialismus verfallen oder wie die Russen kindlich-brutal karikiert wurden. Die übelsten rassistischen Ausfälle leistete sich der Guru 1923 während der Rheinlandbesetzung durch französische und belgische Truppen, die zum Entsetzen aller nationalen deutschen Strömungen auch aus Soldaten aus den afrikanischen Kolonien bestanden. Bei Indianern und Afrikanern wirkten laut Steiner die „abnormen Geister der Form“ auf das Drüsensystem. Steiner titulierte die Indianer als  „die Rasse des finstern Saturn“ und Amerika als den Ort, „an dem die Rassen oder Kulturen sterben“.

Die „zersetzende“ Kraft des Judentums –  Assimilation – Antizionismus

Steiner war davon überzeugt, dass sich das Judentum überlebt hatte. Assimilation bedeutete für ihn, dass jede eigenständige jüdische Identität verschwinden sollte. Daraus resultierte auch seine scharfe Abneigung gegen den Zionismus. Seine Sicht auf das Judentums leitete Steiner aus seiner Wurzelrassenlehre ab, kombiniert mit Motiven des traditionellen christlichen Antisemitismus. Laut Steiner waren die Juden eine verderbte, wurzellose Rasse, welche Christus leugneten. Von 1882 bis 1891 schrieb Steiner für die deutsch-nationale Presse in Österreich. 1888 rezensierte Steiner den Roman Homunculus von Robert Hamerling (1830-1889). Der Schriftsteller verteufelte in seinen Werken den Materialismus einer „entgötterten“ Gegenwart und bewunderte den alldeutschen und antisemitischen österreichischen „Führer“ von Schönerer. In dem Roman zeichnet Hamerling bösartige Karikaturen von Wucher- und Börsenjuden, die nach der Weltherrschaft streben, weswegen sein Werk als antisemitisch kritisiert wurde. Steiner dagegen feierte Hamerling. Er behauptete, der Mann habe die objektive Perspektive eines Weisen eingenommen, bloß „überempfindliche Juden“ würden sich daran stören. Steiner schrieb in der Rezension: „Es ist gewiss nicht zu leugnen, dass heute das Judentum noch immer als geschlossenes Ganzes auftritt und als solches in die Entwickelung unserer Zustände vielfach eingegriffen hat, und das in einer Weise, die den abendländischen Kulturideen nichts weniger als günstig war. Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens, und dass es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte, dessen Folgen nicht ausbleiben konnten. Wir meinen hier nicht die Formen der jüdischen Religion allein, wir meinen vorzüglich den Geist des Judentums, die jüdische Denkweise.“ 1897 zog Steiner von Weimar nach Berlin. Er freundete sich mit dem jüdischen Dichter Ludwig Jacobowski an, der im Dezember 1900 starb, und unterrichtete ab 1899 an der Arbeiter-Bildungsschule der SPD. Unter dem Einfluss Jacobowskis engagierte sich Steiner kurze Zeit im Verein zur Abwehr des Antisemitismus, allerdings mit bedenklichen Argumenten. So behauptete er, die zionistische Bewegung sei schuld am Antisemitismus. Er bescheinigte nicht den Antisemiten, sondern den Zionisten eine „überreizte Phantasie“ sowie ein „gekränktes Gemüt“, das ihnen „den Verstand umnebelt“. Die Antisemiten seien ungefährlich „wie Kinder“ und „viel schlimmer“ seien „die herzlosen Führer der europaweiten Juden“ wie Theodor Herzl.

Der Holocaust als karmischer Ausgleich

Der Anthroposoph Karl König (1902-1966) war Arzt jüdischer Herkunft und stammte aus Wien.  Ab 1928 leitete er die anthroposophische heilpädagogische Einrichtung Pilgramshain bei Striegau in Schlesien. 1935 wurde König und anderen aus der Anthroposophischen Gesellschaft ausgeschlossen, weil er die zentralistischen Bestrebungen des Vorstands ablehnte. 1938 emigrierte er mit anderen anthroposophischen Ärzten und Heilpädagogen nach England. Im Exil gründeten die Emigranten die anthroposophische Camphill-Bewegung, die heute vor allem in angelsächsischen Ländern Einrichtungen und Dörfer für Behinderte unterhält. Während die Nazis Behinderte als lebensunwert verfolgten und ermordeten, glaubte König, dass die Behinderung für das betroffene Individuum wichtig sei für seine Entwicklung durch viele Inkarnationen hindurch, was zwar abstrus aber immerhin dem Euthanasie-Programm der Nazis diametral entgegengesetzt ist.

In den 50er Jahren schrieb König diverse Aufsätze, in einem dieser Aufsätze charakterisierte er Sigmund Freud als menschenverachtend, irreligiös und selbstzerstörerisch und bot dafür zwei Erklärungen: Zum einen habe sich der Begründer der Psychoanalyse aufgrund karmischer Schuld den Dämonen Ahriman und Luzifer verschrieben, zum anderen sei Freud Jude gewesen, was König zu dem Urteil bringt: „Er kann sich von der Blutsgemeinschaft des jüdischen Volkes weder gedanklich noch triebmäßig befreien und fällt dadurch immer wieder in uralte Vorstellungen zurück, die für seine Zeit keinerlei Geltung mehr haben.“ Die Aufsätze von König, darunter der über Freud, wurden Waldorflehrern 1998 als Erzählstoff für die achte Klasse empfohlen. Im November und Dezember 1965 hielt König drei Vorträge zum Thema „Geschichte und Schicksal des jüdischen Volkes“. Zunächst referierte er die gängige anthroposophische Auffassung, die Juden hätten ihre Mission erfüllt und weigerten sich, Christus anzuerkennen. Er zitiert Steiner zustimmend, wonach die Zionisten schlimmer seien als die Antisemiten. Und er interpretiert den Holocaust als karmischen Ausgleich: Durch den Verrat des Judas habe ein „Drama“ begonnen, das zur Kreuzigung Christi führte. „So etwas Ähnliches musste wieder geschehen, es war sozusagen eingeschrieben in das Menschheitskarma. Und so wenig wir auch heute begreifen können, was das gewesen ist, dieser Verrat des Judas, so wenig begreifen wir dasjenige, was sich in unserem Jahrhundert vollzogen hat“, erklärte König. In diesem Sinne forderte er Verfolger und Verfolgte, also Nazis und ihre Opfer auf, zu verstehen, „was gespielt hat und noch immer spielt“. Für König war der Holocaust ein karmischer Ausgleich: „Denn es sind Taten, gleich der des Judas; Taten die geschehen mussten. Und der, der sie tat, ist ja viel schlimmer dran als diejenigen, die sie erleiden mussten.“

Anthroposophie im Nationalsozialismus

Die Anthroposophie unterscheidet sich insoweit vom NS-Rassismus, da ihr Ziel nicht ist, minderwertig definierte Menschen zu ermorden oder zu versklaven, sondern sie zu belehren, zu führen und auf den Weg zur Erleuchtung zu leiten. Anthroposophischer Rassismus ist insofern nicht eliminatorisch wie der NS-Faschismus, sondern paternalistisch. Die Geschichte der Anthroposophie während des NS-Faschismus weist viele Parallelen zu anderen völkischen Gruppen auf. Anthroposophische Projekte wurden von Nazigrößen wie Rudolf Hess oder Landwirtschaftsminister Richard Darre protegiert, SS-Führer Heinrich Himmler ließ mit biodynamischen Methoden in Konzentrationslagern experimentieren. Andere wie Martin Bormann, oder Reinhard Heydrich bekämpften die Anthroposophie und ihre Projekte, wobei ökonomische Interessen eine Rolle spielten, denn das Chemiekapital hatte andere Interessen als die biodynamische Landwirtschaft.

Zwerge – Engel – Waldorfschulen

Die Ideologie Rudolf Steiners fließt in die Pädagogik der Waldorfschulen ein. In Schülerheften ist beispielsweise von Atlantis oder den Ariern und ihren Wanderungen die Rede. In den Lehrplan der Waldorfschulen spielen Bilder von Engeln, „wie sie aus den alten Mythenkreisen der Menschheit vorkommen“ ebenso hinein wie die angebliche Existenz von „Zwergen“ und andere Fantasiegestalten.
Da einige Erzieher und Pädagogen, die in diesen Einrichtungen arbeiten auch von staatlichen Universitäten kommen, weshalb ihnen anfänglich der anthroposophische Hintergrund fehlen dürfte, gibt es durchaus Unterschiede in der Umsetzung des Lehrplans. Die Praxis vor Ort in den Waldorfschulen mag sich also unterscheiden, trotzdem bestimmt die Anthroposophie den Charakter aller Waldorfeinrichtungen, wie sich schon anhand der Waldorf-Literatur belegen lässt. Die Schüler müssen zwar die Werke des Meisters nicht auswendig kennen, aber die Lehrer sind auf die anthroposophische Menschenkunde verpflichtet, Lehrplan und Fächer sind davon geprägt und Pädagogen lassen die Ideologie in den Unterricht einfließen. Zugegeben sei, bestimmte Aspekte der Waldorfpädagogik, wie beispielshalbe keine Noten oder kein Sitzenbleiben hätten ohne die dazu vermittelte esoterische Ideologie durchaus ihren ihren Wert.

Antiglobalisiserungsbewegung – Regionalgeld – völkische Lebensreformer

Die Anthroposophen haben es nicht geschafft, zu jener dominanten Massenbewegung zu werden, die Steiner einst prophezeit hatte. Ersatzweise interpretieren manche die globalisierungskritische Bewegung als  anthroposophisch inspiriert. Wie in der Gründungsphase der Grünen mischen Anthroposophen mit, um neue Anhänger zu rekrutieren und ihre Lehren zu verbreiten.  Das Engagement in der globalisierungskritischen Bewegung soll den Zufluss von Staatsgeldern sichern und Waldorfschulen, anthroposophische Betriebe vor Konkurrenz schützen. In der Regionalgeldszene arbeiten Anthroposophen mit Gesellianern bereits seit langer Zeit zusammen, da ihre Weltanschauung  kompatibel ist. Es ist kein Zufall, dass die Waldorfschule in Prien es mit ihrem Lehrer Gellerie war, die als  Erfinder des Schwundgeldes „Der Chiemgauer“ kurzzeitig für Furore sorgte. Was dem einen die Tobin-Steuer, ist dem anderen das Schwundgeld. Das Dorf, die Region oder die Heimat gegen die große weite Welt und transnationale Konzerne. Nicht von ungefähr erinnert das an die deutsch-völkischen Lebensreformer, die Ende des 19. Jahrhunderts einen Gegensatz zwischen heimischer Scholle, dem braven Bauern und der dekadenten, wurzellosen Stadt sowie dem kosmopolitischen Juden konstruierten.

Die gesellschaftliche Funktion der Esoterik

Peter Bierl schreibt in „Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister“: „Ausschlaggebend ist die gesellschaftliche Funktion der Esoterik, von der Anthroposophie eine Strömung ist. Der aktuelle Boom mit all seinen Facetten von Horoskopgläubigkeit, Ufologie, Feng Shui bis zu Reinkarnationstherapien und der Verkündigung eines spirituellen »Neuen Zeitalters« (New Age) ist jene Form massenhafter Regression und autoritärer Zurichtung, die vorzugsweise in der herrschenden Klasse und den akademischen Mittelschichten auftritt. Esoterik verwirft rationales Denken, selbstbestimmtes Handeln und den Gedanken an gesellschaftliche Veränderung zugunsten der abergläubischen Vorstellung, das Leben sei von höheren Mächten schicksalhaft bestimmt, der Mensch werde von Engeln und Dämonen umschwirrt und zappele wie ein Fisch im Netz seines Karmas. Typisch ist die Behauptung, sämtliche Probleme, individueller wie kollektiver, physischer wie psychischer Art, würden aus mangelnder Spiritualität resultieren und seien nicht auf soziale Verhältnisse zurückzuführen. Dieser schlichten Diagnose folgt der Ratschlag, das Individuum möge den transzendentalen größeren Zusammenhang erkennen, der jedes Leid sinnstiftend veredelt, und sich einfügen in eine als göttlich, natürlich oder ganzheitlich verklärte Ordnung. Die penetrant anvisierte Harmonie spricht sensible Gemüter an, die sich über die reale und unbegriffene Atomisierung des Individuums in einer nach den Kategorien von Waren und Konkurrenz funktionierenden Gesellschaft hinwegträumen. Hinter der sanften Fassade der Esoterik verbergen sich gezielte Verblödung, repressive Toleranz sowie rassistische, antisemitische, frauenfeindliche und antidemokratische Ansichten.“

Die erste „staatliche Waldorfschule“ Deutschlands

Die taz erfreut im Übrigen ihre anthroposophischen Leser regelmäßig mit einer anthroposophischen Beilage. In der letzten Ausgabe wirbt  Christian Füller in der taz-Rubrik „Zukunft – Bildung“ für die erste „staatliche Waldorfschule“ Deutschlands, als „Zukunftsmodell für das Bildungswesen“ in Hamburg.

Quelle: Peter Bierl – Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister – Die Anthroposophie  Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik – Konkret Literatur Verlag 2005

 

Erstveröffentlichung in Mission Impossible am 6. Februar 2013

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Die Reservisten des Freitag

Über Sinn und Funktion eine beständigen Gefühls

Über Sinn und Funktion eine beständigen Gefühls

Eigentlich ist das Thema längst abgearbeitet, aber im Zusammenhang mit dem antisemitischen Grass-Gedicht tat sich die antizionistische Wochenzeitung „derFreitag“ mit seinem Herausgeber wieder einmal höchst unrühmlich hervor. Der Herausgeber des Freitag, Jakob Augstein bezeichnete den Satz von Grass, “Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden”, als richtig und dankte Grass dafür und in der Community des „Freitag“ meinte Georg von Grote: “Je öfter ich in Israel war, desto unschuldiger fühlte ich mich.” Henryk M. Broder schrieb darauf auf seiner „Achse des Guten“ in Jakob und seine Brüder: „Und „wenn’s Judenblut vom Messer spritzt“, dann gehts Jakob und seinen Brüdern gleich “nochmal so gut”, dann haben sie ihren Judenknacks endlich überwunden. „

Henryk M. Broder  machte mir den Vorschlag doch auf der „Achse des Guten“ etwas über den „Freitag“ zu schreiben. Da fidelche bereits in Erwägung zog mit Henryk M. Broder ein Buch über den „Freitag“ zu schreiben, mit Uwe Theel als einen wichtigen Protagonisten, dachte ich, dass ich das Angebot gerne annehme. Heraus kam dabei folgendes, was seit vorgestern auf der „Achse des Guten“ (ohne Links) nachzulesen ist:

Die Reservisten des Freitag

Vor zwei Jahren wagte ich mich in Jakob Augsteins „Freitagscommunity“, dem Bloggotop des Meinungsmagazins, den Versuch zu starten, über Antizionismus und Antisemitismus aufzuklären durch eigene Beiträge und Kommentare. Ein gutes halbes Jahr und sieben vielkommentierte Beiträge lang war ich dabei, bis zu meinem Ausschluss im Sommer 2010. Dass sich seitdem nicht viel getan hat in der Ausrichtung des Blattes und seiner Online- Version, zeigen die aktuellen Diskussionen über das „Gedicht“ von Günter Grass.

Über den „derFreitag“, den Augstein 2008 als Marke von einer  ost-west-deutschen linken Zeitungstradition übernommen hatte, wusste ich damals nur, dass er ein israelkritisches Blatt ist, in dem die obligatorischen “jüdischen Kronzeugen” von Uri Avnery, Felicia Langer, Avraham Burg bis Moshe Zuckermann und „Israelkritiker“ von Ludwig Watzal, Norman Paech bis Mohssen Massarrat zu Wort kamen und der „Ressortleiter Politik“ ein gewisser  Lutz Herden ist.

Herden z.B. bezeichnet Israel in seinen Artikeln als Paria-Staat, vergleicht Israel mit dem Apartheitstaat Südafrika, zitiert eine Aussage der PLO, die Zionismus mit Rassismus gleichsetzt,  behauptet, dass die israelische Armee den Gaza-Streifen eingeäschert habe, nachdem sie ihn zuvor jahrelang blockiert und belagert hätte,  schreibt vom “Vernichtungsfeldzug gegen die palästinensische Bevölkerung im Gaza-Streifen”,  fordert eine Verurteilung Israels im Weltsicherheitsrat, weil Israel „die kleine Flottille mit Hilfsgütern für den isolierten und systematisch ausgehungerten Gaza-Streifen in internationalen Gewässern“ aufbrachte, und Lutz Herden beklagt sich, dass „das Existenzrecht Israels in fast jeder Hinsicht über dem Völkerrecht“ steht.
Wenn ein  „Ressortleiter Politik“ eine solche Sicht auf den Nahostkonflikt verbreitet, war fast voraussehbar, wie die dem „Freitag“ seit Anfang 2009 angeschlossene Community der Blogger, welche mit dem Online- und Print-Freitag verknüpft ist, sich mehrheitlich äußern würde. Die überwiegende Feindseligkeit in diesem Forum gegen den Staat Israel war und ist heute noch atemberaubend. In den zahllosen Artikeln dieser Community gegen Israel werden Boykottaufrufe gegen den Judenstaat initiiert und so gut wie jede israelische Verteidigungsmaßnahme wird im Gegensatz zu den Terrorangriffen und Selbstmordattentaten der Hamas und Dschihadisten aufs schärfste verurteilt. Durch meine Beiträge gegen Antisemitismus geriet ich in der „FC“ genannten Schreiberschaft rasch unter Beschuss.

Folgende Reihung von Kommentaren im Bloggerbereich (in originaler Orthografie) ist durchaus beispielhaft für die Tendenz dieser Community: „… Jeder weiß es: Israel hat den Palästinensern ihr Land genommen. Sie sollten sich dafür, nach 60 Jahren Unrecht, bei den Palästinensern entschuldigen und es als natürlich anerkennen, dass so etwas zu einer agressiven Gegenwehr führt – gerade sie müssten es eigentlich verstehen. s gibt keinen Grund, weniger von Israel zu verlangen. …“ (Fro), „Israel ist ein Staat, der systematisch Tausende von Menschen umbringt,  obdachlos macht, Familien auseinander reißt und bei Menschen, die nicht  sterben Traumata herbeiführt“ (BOT), „Der Zionismus ist rein ideologisch der Zwillingsbruder des nationaldeutschen Imperialismus“ (zelotti), „Ich könnte Ihnen jetzt Opferzahlen aufführen und noch so Zeugs, aber ich will es wirklich nicht mehr. 1,5 Millionen (oder waren es mehr – weniger?) im Gaza-Streifen eingeschlossene Menschen, die KEINERLEI Fluchtmöglichkeit hatten, zusammenzuschiessen,das war wirklich ne tolle Leistung. Sind eigentlich inzwischen alle dort verhungert? Man hört ja nichts mehr?“ (thinktankgirl), “Wenn ein Terrorist eine Bombe auf einen israelischen Bus schmeißt, wird er keine Unschuldigen treffen” (Fritz Teich, mittlerweile durch die Moderation der Community gelöscht), „abgesehen davon, dass es in Hama nicht sehr viel heimeliger ausgesehen haben wird als in Bergen-Belsen und in Sinjar nicht sehr viel appetitlicher als in Dresden” (Rahab),  “Man kann die Free Gaza Kampagne online unterstützen und einen Aufruf unterzeichnen, der das Ende der völkerrechtswidrigen Blockade fordert.  Auch Spenden sind willkommen“ (Freiheitsliebender), “die Einstaatenlösung ist das einzig Mögliche und muss unterstützt werden!!“ (Emma in Uniform), „Ist der Rassismus irgendwiedings zu rechtfertigen, den M. Begin und Gurion an den Tag legten?“ (Emma in Uniform).

Es gibt natürlich auch heute Blogger in diesem Forum, die dem obligaten linken Antisemitismus entgegentreten. Ob sie noch mit solchen Beleidigungen rechnen müssen (geduldet von der Redaktion, entgegen den eigenen AGB)? Etwa: bezahlter Propaganda-Schreiberling (thinktankgirl), rechtes Torpedo (Uwe Theel), männer stehen auf nem balkon und holen sich einen runter (Rahab), Du Wicht! (TomGard), du betreibst „Selektion“! in meinen augen trittst du hier in der fc als ein dr. mengele und ein eichmann auf (Rahab), einfältiges Kerlchen (Magda), dagegen fällt dir und gremliza auch nix besseres ein als der vorschlag, frauen sollten sich doch ihrerseits auch zu durchfickerinnen emanzipieren (Rahab)

Kaum verwunderlich war und ist in dieser seit Februar 2009 sich in die Welt verbreitende Community, dass die antisemitischen und sozialdarwinistischen Theorien auch von Silvio Gesell als „emanzipatorisch“ (thinktankgirl) gefeiert werden oder Rudolf Steiner „für die guten Dinge, die er der Welt geschenkt hat“ (Wurzelrassentheorien etwa) gedankt wird (Ehrlicher). Abgerundet wird das Bild durch die Trauer des Freitags-Herausgebers zum Tod von Osama Bin Laden und wie jüngst, sein Dank an Grass für sein israelfeindliches Gedicht.

So verwunderlich es ist, mit welcher Inbrunst diese Leute 65 Jahre nach Auschwitz gegen Juden agitieren, so unmöglich scheint es fanatische Antizionisten und Esoteriker von ihrem Wahn zu befreien. Die Flakhelfergeneration um Günter Grass muss sich jedenfalls um Nachwuchs nicht sorgen, weil die deutschen Weltfriedensrichter nach dem deutschen Massenmord an den Juden Israel mehr denn je mit Lob und Tadel  beiseite stehen, damit das Opfer nicht rückfällig werde.

Das Anschreiben gegen und immer wieder Benennen von Antizionismus, Israelhass  und Schuldabwehrantisemitismus ist eine „Mission Impossible“. Betrieben werden muss sie aber trotzdem!

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_reservisten_des_freitag/

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Grass und der antisemitische Spießerstammtisch

Günter Grass, Literaturnobelpreisträger und Mitglied der Waffen-SS hat ein antisemitisches „Gedicht“ in der israelkritischen „Süddeutschen Zeitung“ veröffentlicht, nachdem er bereits im Sommer letzten Jahres auf sich aufmerksam machte, als er  in Israel von sechs Millionen durch die Sowjetunion liquidierter deutscher Kriegsgefangenen sprach. Tatsächlich gerieten etwa drei Millionen deutsche Soldaten in sowjetische Kriegsgefangenschaft, von denen etwa 1,1 Millionen nicht überlebten. Was Günter Grass mit der Zahl „sechs Millionen“ bezwecken wollte, liegt auf der Hand. Nachdem Grass seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS bis zum Jahre 2006 verschwiegen hatte, wollte er mit seiner „Anklage“ gegen Israel  nicht mehr länger schweigen.

In seinem „Gedicht“ behauptet Grass, neben vielen anderen Lügen und Dummheiten, Israel wolle den Iran auslöschen und die Atommacht Israel gefährde den ohnehin brüchigen Weltfrieden. Abgesehen davon, dass Israel den Iran nicht „auslöschen“ könnte, hat Israel im Gegensatz zum Iran nie angedroht irgendein Land „auszulöschen“. Revolutionsführer Chamenei hat Israel als „Krebsgeschwür“, das zu beseitigen sei, bezeichnet. Ahmadinejad will bekanntlich das zionistische Gebilde von der Landkarte entfernen. Entsprechende Aussagen von iranischen Verantwortlichen ließen sich beliebig fortsetzen. Grass unterschlägt in seinem „Gedicht“, dass der klerikalfaschistische Iran antisemitische Terrorgruppen wie die palästinensische Hamas und die libanesische Hisbollah, die das Existenzrechts Israels ablehnen und den jüdischen Staat bekämpfen, unterstützt und die eigene Bevölkerung mit terroristischen Methoden unterdrückt. Der angebliche Tabubruch von Grass ist keiner, täglich wird seit Jahrzehnten in der deutschen Berichterstattung  überwiegend gegen den Staat Israel gehetzt. Das „Gedicht“ wird zwar in der deutschen Rezeption überwiegend kritisiert, aber das „Volk“ steht mehrheitlich hinter seinem Dichter.

Mit „man wird ja wohl noch mal sagen dürfen“ und „einige meiner besten Freunde sind Juden“ beginnen meist die Einlassungen von „Israelkritikeren“. Bei Sigmar Gabriel, der kürzlich Israel ein „Apartheid-Regime, für das es keinerlei Rechtfertigung gibt” nannte, war es nicht anders. Vor drei Monaten rief der von Palästinenserpräsident und Fatah-Vorsitzenden Mahmud Abbas ernannte Mufti der Palästinensischen Autonomiebehörde, Muhammad Hussein zur Ermordung aller Juden auf. Grass, Gabriel und ihr „Volk“ schwiegen dazu. Geschwiegen  haben Grass, Gabriel auch als vor drei Wochen im französischen Toulouse der islamistische Terrorist Mohammed Merah in einer jüdischen Schule drei jüdische Kinder und einen jüdischen Lehrer jeweils mit einem aufgesetzten Kopfschuss ermordet hat. Nach seiner Tat sagte Mohammed Merah: „Ich wollte Rache nehmen für die palästinensischen Kinder“. Antisemitismus ist nicht nur in den islamistischen Communitys die vorherrschende Ideologie, Antizionismus ist längst in der Mitte der europäischen, insbesondere der deutschen Gesellschaft angekommen. Laut einer EU-Umfrage aus dem Jahre 2003 sehen über 65 Prozent der Deutschen Israel als die größte Gefahr für den Weltfrieden. In Zeiten von Wirtschaftkrisen und Schuldenkrisen, mit der damit einhergehenden Befürchtung sozialen Abstiegs, ist die Sehnsucht nach Sündenböcken größer den je. Seit 2000 Jahren sind Juden für die Rolle des Sündenbocks auserkoren, der jüdische Staat Israel, der „Jude unter den Staaten“, ist weltweit der einzige Staat, dessen Existenzrecht öffentlich angezweifelt wird.

Vor vielen Jahrzehnten sprach Dieter Kunzelmann vom „Judenknacks“, den es zu überwinden gelte und legte 1969 durch die „Tupamaros West-Berlin“ eine Bombe im jüdischen Gemeindehaus in Berlin. Die „Vorherrschaft des Judenkomplexes“ in der Linken ist längst bei vielen „Genossen“ gebrochen, auf der Rechten gab es diese „Vorherrschaft“ nie. Antisemitische und antizionistische Ideologie wie sie aktuell in allen gesellschaftlichen Schichten Einzug hält, spielte sich früher so offen nur an den Rändern des politischen Spektrums ab. Wenn aktuell der SPD Vorsitzende und ein deutscher Literaturnobelpreisträger gegen den Judenstaat hetzen, dann fühlt sich natürlich erst recht der antisemitische Stammtisch berufen in die Offensive zu gehen. In Jakob Augsteins antizionistischer „Freitagscommunity“ bindet ein Georg von Grote das „Grass-Gedicht“ in einen Artikel ein und schreibt: „Über die Jahrhunderte der Diaspora hat sich bei Juden – und ich sag jetzt bewußt Juden und nicht Israelis – ein fast schizophrener Verfolgungswahn entwickelt. Verständlich bei dem, was da über Jahrhunderte und in Deutschland passiert ist. Aber für die Zukunft nicht gerade förderlich.“ Sein „Werk“ schließt Grote im „Freitag“ mit folgenden bedeutungsschweren Worten ab: “Grass hat nun den Anfang gemacht. Wir sollten mitmachen!“ So wittert der antisemitische Spießer-Stammtisch endlich seine Chance und bläst zum vermeintlich letzten Gefecht.

Bereits 1982 warnte Wolfgang Pohrt vor Weltfriedensrichtern wie Grass, Gabriel und Co : „Vormundschaft und Sorgerecht für das Opfer werden dem Täter zugesprochen. Mit den Verbrechen, die Deutschland an den Juden und an der Menschheit beging, hat es sich eigenem Selbstverständnis gemäß das Vorrecht, die Auszeichnung und die Ehre erworben, fortan besondere Verantwortung zu tragen. Der Massenmord an den Juden verpflichte, so meint man, Deutschland dazu, Israel mit Lob und Tadel moralisch beizustehen, damit das Opfer nicht rückfällig werde. Zwei angezettelte Weltkriege böten, so meint man weiter, die besten Startbedingungen, wenn es um den ersten Platz unter den Weltfriedensrichtern und Weltfriedensstiftern geht — frei nach der jesuitischen Devise, dass nur ein großer Sünder das Zeug zum großen Moralisten habe“

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Mohammed Merah und die antizionistische Ideologie

  • “Wenn ein Terrorist eine Bombe auf einen israelischen Bus schmeißt, wird er keine Unschuldigen treffen” – Fritz Teich in Jakob Augsteins „Freitagscommunity“
  • „Das ist ein Apartheid-Regime, für das es keinerlei Rechtfertigung gibt.“ – Sigmar Gabriel, SPD-Vorsitzender
  • „Ich wollte Rache nehmen für die palästinensischen Kinder“ – Mohammed Merah, Islamist in Toulouse
  • „Ich erkenne bisher trotz der Brutalität der Tat keine neue Dimension eines Antisemitismus in Europa“ – Wolfgang Benz im „Hamburger Abendblatt“

Treitschke, Achmadienjad und die AntizionistenIm französischen Toulouse hat vor einer Woche der islamistische Terrorist Mohammed Merah in einer jüdischen Schule drei jüdische Kinder und einen jüdischen Lehrer jeweils mit einem aufgesetzten Kopfschuss ermordet. Einem angeschossenen jüdischen Mädchen lief er hinterher, packte es an den Haaren um es mit angelegter Pistole hinzurichten. Zuvor hat der Gotteskrieger muslimische Angehörige der französischen Armee, zwei Fallschirmspringer in Montauban und einen Soldaten in zivil in Toulouse ermordet. Mohammed Merah sagte der französischen Polizei, er wollte Rache für die palästinensischen Kinder und er wollte auch Rache nehmen an der französischen Armee, wegen ihrer Interventionen im Ausland“. Ideologisch hat sich Merah offensichtlich an den islamistischen antizionistischen Terroristen des Nahen Ostens orientiert. In deren Einbildung sind Juden Freiwild, das es abzuschießen gilt und integrierte Muslime, die in westlichen Armeen dienen, gelten ihnen als Verräter. Seine bestialischen Taten, die er nach eigenen Angaben für Allah beging, hat der Antizionist mit einer Kamera gefilmt um sie später der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Mörder von Toulouse hat sich selbst zudem als Al-Qaida-Mitglied bezeichnet. Inwieweit Merah von seinem Umfeld, beispielsweise von seinem Bruder unterstützt wurde, muss die französische Polizei noch ermitteln.

Der eliminatorische Antisemitismus ist seit Jahrzehnten auch in Europa auf dem Vormarsch. In Frankreich wurden Juden ermordet, weil sie Juden waren. Die Abstände der antisemitischen Morde werden immer kürzer. Im Jahr 2006 wurde Ilan Hamili aus Paris von einer Gruppe muslimischer Einwanderer über einen Zeitraum von drei Wochen zu Tode gefoltert. In Dänemark wurden vor einigen Jahren zwei Israelis angeschossen weil sie aus Israel kamen. Wegen Sicherheitsbedenken weigerte sich in Dänemark eine Schule jüdische Kinder anzunehmen. In vielen Ländern Europas werden Synagogen und jüdische Einrichtungen geschändet. Rechtsradikale Antisemiten planten einen Bombenanschlag auf das jüdische Münchner Kulturzentrum. Die Entmenschlichung von Juden, die Verteufelung des Staates Israel wird nicht nur in den islamistischen und dschihadistischen Milieus betrieben, Antisemitismus ist längst in der Mitte der europäischen Gesellschaften angekommen. Die Hemmschwelle gegen den Staat Israel zu hetzen, Juden zu dämonisieren und  Juden zu töten wird kontinuierlich herabsetzt. Mohammed Merah verfügte über eine Ideologie, die ihm eine Richtung gab, die Grundpfeiler seiner Ideologie waren Islamismus und Antizionismus.

Im Jahre 2003 hielten 59 Prozent der Europäer und 65 Prozent der Deutschen laut einer Umfrage der EU Israel für »die größte Gefahr für den Weltfrieden«.  Laut einer Umfrage der BBC aus dem Jahre 2007 positionierten sich 77 Prozent der Deutschen eindeutig negativ gegenüber Israel, das jeden Deutschen und Österreicher allein durch seine Existenz an Auschwitz und Majdanek, Treblinka und Sobibor erinnert. Israel führe einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser“, meinten im Jahre 2010 57,3% der Deutschen. So verwundert es nicht, das in Deutschland eine Frau Strafe zahlen muss weil sie öffentlich eine Israelfahne gezeigt hat, dass  in Duisburg unter massiver Polizeigewalt eine Israelfahne aus einer privaten Wohnung entfernt wurde, dass in Hamburg der Film von Claude Lanzmann „Warum Israel“ von „linken“ Antizionisten verhindert wurde, dass in diversen Internetforen täglich gegen den Staat Israel gehetzt wird, dass in Deutschland Boykottaufrufe gegen israelische Waren initiiert werden und der Bau der iranischen Atombombe von deutschen Firmen unterstützt und internationale Maßnahmen dagegen von deutschen Regierungen unterlaufen werden.

Sigmar Gabriels antisemitischer Apartheidvergleich sollte Israel als rassistisches und unmoralisches Regime delegitimieren. Mit seinem Apartheidvergleich ignoriert Gabriel die Sicherheitsabwägungen der israelischen Regierung und den hundertjährigen Terrorismus gegen Juden in Palästina. In Hebron leben 500 Juden und 200.000 arabische Palästinenser, ohne Polizeischutz würden diese 500 Juden keine Woche überleben, was der SPD-Vorsitzende genau wissen dürfte. Sigmar Gabriel sollte sich die Frage stellen warum Palästinenser in Ost-Jerusalem leben dürfen, aber Juden nicht in Hebron. Sigmar Gabriel ist Politprofi genug, hat genügend Berater, er kennt mit Sicherheit die Antisemitismusstudie der Bundesregierung, um kalkulieren zu können was ihm und seiner SPD sein Apartheidvergleich an Wählerstimmen bringen wird.

Die in Israel lebenden Araber sind privilegiert im Gegensatz zu den Arabern in den angrenzenden Nachbarländern. Sie besitzen demokratische Rechte, staatlichen Schutz für körperliche Unversehrtheit, eine Gesundheitsversorgung auf höchstem Niveau, Schulbildung und vieles mehr in der einzigen Demokratie des Nahen Ostens. Homosexuelle, unverheiratete Liebespaare, Araber die den Ausgleich mit den Israelis suchen, die in Frieden mit Israel leben wollen, müssen außerhalb Israels damit rechnen von Hamas, Sittenwächtern und ähnlichen Djihad-Organisationen vom Leben in den Tod befördert zu werden. Dies alles übersehen wohlweislich die fanatischen europäischen Antizionisten, von daher ist ihre Parteinahme für die Palästinenser vermutlich nur eine vorgeschobene „Argumentation“. Mit ihrem Antizionismus  versuchen sie vergeblich ihren Antisemitismus zu verschleiern, die Lebensumstände der Palästinenser dürften sie mehr oder weniger nicht tangieren.

Der islamistische Mörder der jüdischen Kinder in Frankreich, der iranische Präsident, der während er sein Atomprogramm forciert, den jüdischen Staat mit einem Krebsgeschwür vergleicht und der fordert dieses Krebsgeschwür zu entfernen, die zahllosen antizionistischen Deutschen in den Onlineforen des Internets und in den Leserbriefen von der „SZ“ bis zur „Jungen Freiheit“,  die islamistischen Terrororganisationen von der Hamas bis zur Hisbollah und die deutschen Politiker von Hermann Dierkes, Jürgen Möllemann, Norbert Blüm bis Sigmar Gabriel mit ihren antisemitischen Aussagen und Boykottaufrufen gegen den jüdischen Zwergstaat haben in ihrer antizionistischen Ideologie eine menschenverachtende Gemeinsamkeit. Im 19. Jahrhundert entfachte Heinrich von Treitschke den „Berliner Antisemitismusstreit“. Treitschkes Ausspruch „Die Juden sind unser Unglück“ wurde zum geflügelten Wort, das einige Jahrzehnte später im nationalsozialistischen „Stürmer“ wöchentlich abgedruckt wurde. Antizionisten und Antisemiten sind verantwortlich nicht nur für ihre Taten, sondern auch für ihre Worte.  Wie sagte Sartre vor Jahr und Tag in seinen “Überlegungen zur Judenfrage”: “Was der Antisemit wünscht und vorbereitet, ist der Tod des Juden” Den geistigen „Brüdern und Schwestern“ von Mohammed Merah sei also gesagt: Es gibt keinen ehrbaren Antisemitismus.

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