Beiträge getaggt mit Freitag

Ist "der Freitag" eine antisemitische Zeitung?

Eines vorweg, ich fühle mich der Linken im weiteren und weitesten Sinne, und ganz besonders der protestierenden äußersten Linken, auf weiten Strecken verbunden. Seit über 30 Jahren bin ich Konkret Leser und fühle mich von daher der Aufklärung und der kritischen Selbstreflektion verpflichtet. Kritische Selbstreflektion heißt auch das eigene Umfeld kritisch zu hinterfragen. Eines meiner Ziele war linken Antisemitismus im Allgemeinen und speziell im „Freitag“ aufzudecken und zu belegen, was mir, so meine ich,  eindrucksvoll gelang. In Westdeutschland gibt es Linken Antisemitismus spätestens seit dem 6-Tage-Krieg von 1967. Jean Amérys Text “Der ehrbare Antisemitismus“ beschreibt dieses Phänomen hervorragend. Einst war der Antisemitismus der Sozialismus der dummen Kerle. Heute steht er im Begriff, ein integrierender Bestandteil des Sozialismus schlechthin zu werden, und so macht jeder Sozialist sich selber freien Willens zum dummen Kerl. Die emotionelle Infrastruktur ist da, vor allem in Deutschland, wie ich meine, auch in der Freitags-Community. Der Antizionismus ist ein von Grund auf reaktionäres Phänomen, das von den revolutionären progressistischen antikolonialistischen Phrasen über Israel verschleiert wird. Wer behauptet, das er wohl Antizionist sei, aber beileibe nichts gegen Juden sagen wolle, macht sich und anderen, in der Freitags-Community und anderswo, etwas vor. Ich stimme folgenden Sätzen von Thomas Haury zu: „Als gesellschaftlich geprägte Individuen sind die Linken potentiell so nationalistisch und antisemitisch wie die sie umgebende Gesellschaft, als in Deutschland aufgewachsene sind sie ebenso anfällig für die spezifischen Zwänge des deutschen Nationalismus, für die Verweigerung der Auseinandersetzung mit der belasteten Vergangenheit und für die symptomatische Wiederkehr des Verdrängten in Form eines sekundären Antisemitismus. Es wäre die Aufgabe einer als radikal sich begreifenden und historisch reflektierenden politischen Linken, sich der (selbst-) kritischen Auseinandersetzung zu stellen: Das eigene Bedürfnis nach kollektiver und damit potentiell nationaler Identität reflektieren, das die gesellschaftlichen Verhältnisse verdinglichende antiimperialistische Weltbild als ideologisches und falsches zu kritisieren, den Antizionismus als das aufzuweisen und zu denunzieren, was er ist, in nicht weiter als „links“ durchgehen zu lassen – das muss zum grundlegenden Selbstverständnis einer Linken werden, die sich der Aufklärung und Kritik verpflichtet weiß.“ Als ich mich vor vielen Monaten auf den Seiten der iranischen Lobbyorganisation CASMII bewegte und durch quälte, Texte von Mohssen Massarrat, Werner Ruf, Lutz Herden, Norman Paech  und Ali Fathollah-Nejad, und anderen „Islamverstehern“ und „Israelhassern“ las, wurde mir das klassische Phänomen des Antisemitismus  aus linker Sicht nochmal deutlich vor Augen geführt. Viele der hier schreibenden Autoren schreiben auch im „Freitag“. Die Artikel im Freitag über den Nahostkonflikt, beispielsweise von Ludwig Watzal, Uri Avnery oder Lutz Herden, sprechen eine deutliche Sprache. So schrieb Ludwig Watzal am 21.03.2003: “Vieles deutet darauf hin, dass die israelische Regierung im Schatten eines Irak-Krieges die Palästinenser vertreiben will.“ Uri Avnery meinte am 16.01.2009 über die Hamas: “Und das angesichts einer so mächtigen Militärmaschine wie der israelischen, es wirkt wie ein phantastischer Sieg, wie ein Sieg des Geistes über das Material.“ und Lutz Herden schrieb am 31.5.10: unter anderem: “Manchmal entsteht der Eindruck, es sitzen fanatische Antisemiten in der Regierung des Premiers Netanjahu, die Israel um jeden Preis schaden wollen.“

Auf den Online Seiten des „Freitag“ gibt es die Möglichkeit in einem Forum mit verschiedenen Menschen zu diskutieren. In den AGB steht u. a. „ Insbesondere verpflichtet sich der Nutzer, keine Inhalte zu verfassen oder zu verbreiten, die rassistisch, beleidigend, obszön, vulgär, sexuell orientiert, abscheulich oder bedrohlich sind oder sonst gegen ein Gesetz verstoßen würden. In diesem Freitag-Forum wird die faschistoide Hamas von vielen Bloggern hofiert, der Raketenbeschuss auf Israel verharmlost, Israel das Selbstverteidigungsrecht abgesprochen, de facto das Existenzrecht Israels bestritten. Meiner Meinung wurde teilweise der Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt. Der Antizionismus und der Nationalismus vieler Freitagsblogger ist Bestätigung für die vorhin zitierten Sätze Thomas Haurys. Sobald die, von der Redaktion geschützten „Hamasversteher“ nicht mehr weiter wissen, gibt es Diffamierungen in der Art wie, „Antideutsche raus“, „schreib in der Bahamas“ oder „gib deinen deutschen Pass ab“. Dieser Nationalismus verbunden mit blindem Antizionismus gibt Andockstellen zu rechter Ideologie. Diese Andockstellen sind längst angenommen und der Schritt zur Volksfront und Querfront, wie beispielsweise Jürgen Elsässers Volksinitiative bereits vollzogen. Wer dagegen anschreibt wird mit rassistischen, beleidigenden, obszönen, vulgären, sexuell orientierten, abscheulichen und bedrohlichen Kommentaren „belohnt“. Bemerkenswert dabei, die Freitag-Redaktion bestraft nicht die Blogger die gegen die eigenen AGB verstoßen sondern im Gegenteil, diejenigen die gegen Antisemitismus anschreiben. Auf meinen offenen Brief bekam ich viele Antworten. Durch den Facebook Eintrag der Konkret-Redaktion mit dem Titel: „Verstößt Bloggen gegen Antisemitismus gegen die AGB des „Freitag“?“ und durch einige Mails meinerseits bekam ich viele Rückmeldungen, überwiegend mit der Botschaft, „alles schön und gut, aber was hast Du von der Freitag-Redaktion anderes erwartet.“ Einige Konkret Autoren baten mich in diesem Blog nicht namentlich aufgeführt zu werden, stimmten mir freilich inhaltlich in allem zu. Konkret-Autor Stefan Frank gab mir sein Einverständnis, er schrieb mir in einer Mail: “Was Sie schreiben, ist alles sehr richtig, und Ihr Kampf gegen den Antisemitismus sehr wichtig, insbesondere, weil sie die Gefechte ins Hinterland des Feindes tragen. Nun wundere ich mich allerdings, dass Sie sich darüber zu wundern scheinen, dass der Feind sich das nicht länger bieten lassen will. […] Das ist ja so, als würde man erwarten, in einem Blog der katholischen Kirche den Papst kritisieren zu dürfen, finden Sie nicht? Eine andere Frage wäre, warum müssen sich die „Israelkritiker“ so häufig auf Lügen und Verleumdungen herablassen. Der Freitags-Blogger „Columbus“ (Christoph Leusch) schrieb in mein Améry Blog: „Ihre Gewährsleute, Herr Fiedelche, plädieren für „Austreibung“ und „Umsiedlung“ der Palästinenser, zumindest weiß ich das von dem ominösen Herrn Tarach.“ Später wiederholte er die unverschämte Lüge, die den Straftatbestand der Verleumdung erfüllt, in meinem Slanský Blog: „…Gesinnungsaufsätzen von Grigat und Tarach vollgerungst. Tarach ist ja ein glühender Verehrer der Umsiedlungslehre. Die Palästinenser in die Wüste oder irgendwo nach Arabien.“ Jeder der Tilman Tarachs Buch der ewige Sündenbock gelesen hat, weiß dass diese Verleumdungen von „Columbus“ infam waren. Ich schrieb dies mehrfach in verschiedenen Gegenkommentaren. Konkret-Autor Tilman Tarach hat das Blog mitgelesen und die Freitag-Redaktion mehrmals auf die Verleumdungen von „Columbus“ aufmerksam gemacht. Nach Wochen reagierte die Redaktion, löschte, wie so oft, die Kommentarstränge ohne mich oder andere User über die Maßnahme zu informieren, geschweige denn die unhaltbaren Lügen von „Columbus“ richtigzustellen oder zu beanstanden. Korrekte journalistische Moderation sieht anders aus! Erschwerend kommt hinzu, dass Christoph Leusch „Publizist“ im „Freitag“  ist, also für einige seiner Beiträge, wenn auch geringe, Honorare erhält.  Aktuell unterstellt Freitags-Bloggerin „Rahab“ absolut wahrheitswidrig dem Text von Tilman Tarach und der Zeitschrift konkret sie würden für ein „Groß-Israel“ eintreten. Die Antisemiten bloggen weiter im „Freitag“, während die Gegner der Antisemiten von der Freitag-Redaktion durch deaktivieren, mundtot gemacht wurden und werden. Die Bloggerin „reflexione galore“  wurde letzte Woche von der Redaktion deaktiviert, kurz nachdem sie in Manfred Breitenbergers Blog „fidelche“ gegen „tinktankgirl“ verteidigt hat, was wenig Gutes für die Zukunft erhoffen lässt. Dies sind sicherlich sehr problematische Vorgänge für eine angeblich „linke“ Zeitung. In einem Blog von „Rahab“ wurden die Ausschlüsse von Rainer Kühn und mir noch einmal angesprochen, was durch die Redaktion durch die Sperrung der Kommentarfunktion sehr schnell unterbunden wurde. In dem Zusammenhang stelle ich ausdrücklich fest, ich habe zu keinem Zeitpunkt gegen AGB oder Netiquette verstoßen. Weder, für jeden nachlesbar, im Forum, noch durch Emails oder PNs an die Redaktion oder andere User. Ich Gegensatz dazu, verstoßen hunderte von Kommentaren meiner politischen Gegner gegen AGB oder Netiquette. Dies lässt nur den Schluss zu, dass mein Ausschluss politische Gründe gehabt hat.

Natürlich verdanke ich dem „Freitag“ auch einiges. Ich hatte selten so viel Spaß wie beim Schreiben und Lesen in meinem Religionsblog. Ich hätte nichts über die vielen interessanten Thesen von klugen Leuten erfahren, nichts über exotische Bibelexegese und nicht zuletzt hätte ich Rainer Kühn nicht kennengelernt. Deshalb auch ein kleiner Dank an den „Freitag“. Da es in der Community auch aufrechte, aufgeklärte Menschen gibt, die gegen Antisemitismus, Rassismus und Eugenik anschreiben, kann man den „Freitag“ nicht als antisemitische Zeitung bezeichnen, ob dies nun einer „Feigenblattfunktion“ gleichkommt oder nicht. Dazu kommt, dass einige Redakteure des „Freitag“ mir durch Emails zu erkennen gaben, dass sie mit meiner Position übereinstimmen, sie den „Kampf“ aber längst aufgegeben haben. Die Anwälte von Jakob Augstein müssen also nicht nervös werden. Ich beantworte die Frage: „Ist der Freitag eine antisemitische Zeitung?“, mit nein. Meine Begründung ist, solange Blogger wie „oca“ Aufklärung über die Vorgänge fordern dürfen, solange „Hermanitou“, Louis Levi oder „Manfred Breitenberger“ noch schreiben dürfen, solange es noch mindestens einen Schreiber in dem Forum gibt, der gegen überzogene Israelkritik anschreibt, solange Georg Fülberth noch im „Freitag“ schreibt, ist die Frage zu verneinen. Die beschriebenen Vorgänge bleiben ungeachtet dessen, sehr problematisch für eine „linke“ Zeitung. Eine Zeitung die antisemitische Israelgegner schützt, die die Menschenzuchttheorien, den Antisemitismus und die Eugenik von Silivo Gesell, den Antisemitismus und Rassismus von Rudolf Steiner duldet und gegen meine Argumentation schützt, kann schwerlich das Prädikat „linke Zeitung“ für sich beanspruchen. Hätte Jean Améry die Texte von „Rahab“, „thinktankgirl“, „Columbus“, „Uwe Theel“, „Phineas Freek“ und Co. gelesen und die Reaktionen der „linken Wochenzeitung Freitag“ wahrgenommen, dann hätte meiner Meinung, vermutlich „seine  Auschwitznummer geschmerzt.“  „Seine Auschwitznummer 172 364, schrieb er einst, lese sich kürzer als der Pentateuch oder der Talmud und gebe zudem gründlicher als diese Auskunft über eine jüdische Existenz.

Update 30.6.2010:
Gestern bekam ich um 16 Uhr eine Gruß-Nachricht von Konkret-Herausgeber Hermann L. Gremliza, die ich meiner Leserschaft nicht vorenthalten möchte:
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Lieber  fidelche,
zurück von einer fernen Insel schnell einen Gruß, mit dem ich mich Stefan Franks Antwort anschließe.
Wer mit Paech oder Watzal diskutieren will, soll es tun.
Ich geh solange Sarah Silverman gucken.

Ihr Gremliza
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Gastbeitrag Dr. Boedele – Deaktiviert mich!

Am 1.6.2010 um 20:37 platzierte Dr. Boedele sein erstes Blog in der Freitags Community. Exakt 30 Minuten später wurde er von der Freitag Redaktion deaktiviert. Der „Oskar Maria Graf“ der Freitags Community setzte damit Maßstäbe. Sein Text ist es wert, hier nochmals präsentiert zu werden:
Blog von Dr.Boedele 01.06.2010 | 20:37

Deaktiviert mich!

„Der Freitag – Das Meinungsmedium“ und „Mitglied werden und sofort Ihre Meinung“ schreiben“, so wird geworben und so ist es zu lesen auf der Website des angeblich linken „Meinungsmediums“. Große Worte von kleinen Freigeistern. Die genannten werbenden Worte geben leider nur den Anschein von Moral, einer „die man nur im Munde führt“. Verschwiegen dabei wird, dass in praxi aber nicht „Ihre“ sondern nur bestimmte und communitygenehme Meinungen toleriert werden und deren AGB-Wörter „beleidigend“, „obszön“, „vulgär“, „sexuell orientiert“, „abscheulich“ oder „bedrohlich“ nur im Sinne einiger „Freitagslieblinge“ ausgelegt werden.
So geschehen bei der Deaktivierung des Nutzerkontos von „Rainer Kühn“, so jetzt wieder bei „fidelche“, denn weder hatten diese beiden „gegen ein Gesetz verstoßen“ noch waren sie „rassistisch“ aufgetreten. Ggf. wurde mit gleicher Münze heimgezahlt, wie es die Schützlinge des Freitags zu zahlen gewohnt sind. In der „Causa fidelche“ wurde, wie nachgelesen werden kann, lediglich aus dem Kontext gerissen zitiert und eine konjekturale Variation angeboten, die, wie auch im Fall des Afghanistanheimkehrers „Bundeshorst“, durchaus als „Hauptlesart“ bezeichnet werden kann. Allein dies war für gewisse „Freitagsmimosen“ zuviel Gegenwind. Die Proponentin hätte ganz einfach sagen können: „Nein, meine Worte sind folgendermaßen zu verstehen: …“ Aber Katzenklo! Sie und deren „Zitierkartell“ riefen lieber nach ihrer „Leibgarde“. Die Freitags-Protegés können schmutzige Wäsche waschen wie`s beliebt, fühlen sie Ihre „Dreckbrühe“ fremdverkeimt, genügt ein Wink und der Zensor inszeniert den „beleidigten Köhler“, mit dem Unterschied, dass sich die Machtverhältnisse hier diametral zum „Grüßaugust“ verhalten. Diese auffällige Disparität spricht nicht für den Freitag, der sich zwar gerne als „politisch links“ verorten lässt, aber sofort einzieht, was man auf gut laizistisch den Schwanz nennt, wenn Linke Ernst machen mit einer Aufklärung, die sich nicht auf formelle Verbalblüten reduzieren lässt. Dass solch einäugiges Vorgehen nicht ohne politische Häutung durchzuhalten ist und der Freitag mehr und mehr zur Tauschbörse für Worthülsen verkommt, ist schade. Meinungsvielfalt ist eben auch nur der Plural von Meinungseinfalt!

Deaktiviert also die Werke des „linken Geistes“! Er selber wird unauslöschlich sein, wie eure Schmach! (Alle anständigen Zeitungen werden um Abdruck dieses Briefes ersucht. dr.b.)

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