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Die Ermordung von Eyal Yifrach, Gilad Shaer und Naftali Frenkel im Angesicht der deutschen Barmherzigkeit für die Palästinenser und deren Ideologie

ehebron

Eyal Yifrach, Gilad Shaer und Naftali Frenkel und die Freude palästinensischer Kinder und Karikaturisten über ihre Entführung

30  Kilometer nördlich von Hebron wurden am 12. Juni die drei israelischen Schüler Eyal Yifrach, Gilad Shaer und Naftali Frenkel von Mitgliedern der islamfaschistischen Hamas entführt. Einer der entführten Jugendlichen konnte noch per Handy einen Hilferuf absenden. Die beiden Hauptverdächtigen, die Hamasmitglieder Amer Abu Ayscha und Marwan Kawasme sind seit dem Tag der Entführung untergetaucht. Die Mutter von einem der beiden mutmaßlichen Entführer erklärte, sie „seit solz auf die Taten ihres Sohnes“ und das sie ihn „im Geiste des Jihads erzogen habe. Unmittelbar nach der Entführung feierten Palästinenser öffentlich mit Süßigkeiten die Entführung und verherrlichen die Gewalt gegen die wehrlosen Opfer. Drei Finger stehen symbolisch für die drei Entführten und diese Geste macht die Runde bei den Palästinensern. Bei der groß angelegten Suchaktion unter dem Namen „Brother’s Keeper“ im Westjordanland hatte die israelische Armee über 300 mutmaßliche Terroristen festgenommen und dabei über 1000 Häuser und Orte durchsucht, dabei Waffenlager und Geheimverstecke für Entführungsopfer gefunden. Nach 18 Tagen der Ungewissheit wurden gestern die Leichen der drei gekidnappten jüdischen Teenager in der Nähe der Stadt Halhul gefunden. Als die Leichen abtransportiert werden sollten wurde der Ambulanzwagen von einem palästinensischen Mob angegriffen und die Scheiben des Wagens eingeschlagen. Große Teile der palästinensischen Gesellschaft stehen offenbar geschlossen hinter den antisemitischen Enführern und Mördern.

Sollten die islamfaschistischen Terroristen lebend gefasst werden wird sich die palästinensische Gesellschaft rührend um sie kümmern. Gemäß den Gesetzen der Palästinensischen Autonomiebehörde erhält jeder Häftling, der wegen terroristischer Gewalt verurteilt worden ist, im Gegensatz zu gewöhnlichen Kriminellen, ein monatliches Mindestgehalt von etwa 300 Euro. Bis zu 3.000 Euro kann ein Häftling, wenn er genügend Juden ermordet hat, beziehen. Das Durchschnittseinkommen eines Palästinensers liegt etwa bei 470 Euro. Während der Haftzeit finanziert die Behörde auch den Lebensunterhalt der Angehörigen des Gefangenen. Sobald der Judenmörder freikommt kann er mit großzügigen Abfindungen und weiteren Monatsgehältern seiner palästinensischen Regierung rechnen.  Laut Angaben der Autonomiebehörde wurden allein im Jahr 2012 umgerechnet etwa 55 Millionen Euro an die Häftlinge und etwa die gleiche Summe an deren Angehörige überwiesen. Das entspricht etwa 16 Prozent der ausländischen Zuwendungen an die Palästinenser für den Aufbau ihres künftigen Staates. Weitere Summen werden vom Wohlfahrtsministerium und aus anderen Quellen an die Angehörigen von Selbstmordattentätern gezahlt. Mit ihren millionenschweren Hilfsgeldern an die palästinensische Autonomiebehörde finanzieren somit die westlichen Staaten wie Deutschland oder die USA den Terror gegen Israel.

In dem Staat in dem der Judenmord bisher am effektivsten organisiert und durchgeführt wurde, ist in den entsprechenden Massenmedien mit ihren Leserspalten so gut wie keine Solidarität mit den jüdischen Opfern zu erkennen. Im Gegenteil, die Opfer werden wieder einmal zu Tätern gemacht. Die israelische Regierung wird dafür verurteilt die Täter zu suchen. Susanne Kaul unterstellt (wie auch andere Lohnschreiber)  Israels Regierungschef Netanjahu in der TAZ die Entführung für seine Zwecke auszunutzen. Die Tagesschau erzeugte den Anschein, dass es sich nur “mutmaßlich” um eine Entführung handelt und dass die Jungen vielleicht nur “verschwunden” seien. Kein Wort in der Tagesschau über die öffentlich zur Schau gestellte Freude der palästinensischen Bevölkerung über die Entführung. Julia Amalia Heyer behauptet im Spiegel wahrheitswidrig dass „drei junge Sieder“ entführt worden wären und meint zudem: „Seit längerem befindet sich die Bewegung in einer derart unkomfortablen Lage, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie tatsächlich für die Entführung verantwortlich zeichnet, eher gering scheint. Denn damit würden die Islamisten nicht nur die so junge wie fragile Versöhnung mit den “Fatah-Brüdern” gefährden, sondern auch, und zwar massiv, die Bevölkerung im Gazastreifen, die bereits seit Monaten darbt.” Obwohl der Führer der Hamas Ismail Haniyya ständig die Entführung von Juden fordert um wie im Fall Gilad Schalit palästinensische Terroristen freizupressen kann Frau Heyer nicht glauben, dass die Hamas zu diesem Mittel greifen könnte. Nach langen Monaten der Abstinenz von „Israelkritik“ meldete sich der Herausgeber des „israelkritischen Freitags„, der vom Simon Wiesental Center ausgezeichnete Journalist Jakob Augstein in Spiegel Online zu Wort: “ Israels früherer Botschafter in Deutschland Schimon Stein hat darum in einem Zeitungsartikel geschrieben, seit der palästinensischen “Versöhnung” sei es “das Ziel Jerusalems, einen Keil in die palästinensische Regierung zu treiben und sie international zu diskreditieren”. Wie ginge das besser, als durch die Beschuldigung der Hamas, drei israelische Jugendliche entführt zu haben? Aber umgekehrt wird auch ein Schuh daraus: Es macht für die Hamas in Wahrheit gar keinen Sinn, ausgerechnet jetzt die Regierung zu destabilisieren, in die sie gerade eingetreten ist. Es sind nur die Hardliner auf beiden Seiten – palästinensische und israelische – die vom Verschwinden der drei Jugendlichen profitieren werden. Und der Nahe Osten kommt einem Frieden wieder einmal keinen Schritt näher.” Noch einen Schritt weiter geht eine besorgte Leserbriefschreiberin in der TAZ: „ich frag mal ganz ganz vorsichtig an, wie sich DIG verhalten wird, sollte sich herausstellen, dass die zwei jugendlichen und der eine erwachsene NICHT von palästinensern entführt wurden, sondern – unaussprechlich? – von radikalen siedlern. hält DIG dann mahnwachen für die getöteten, verletzten, verschleppten palästinenserinnen? startet es eine sammlung, um aufgesprengte haustüren und land/wirtschaftliche schäden ersetzen zu helfen?“

Es bleibt festzuhalten: Die Entführung und Ermordung von jüdischen Kindern, weil sie jüdische Kinder sind, geht dem deutschen Mainstream nicht an die Nieren. Es ist die „unangemessene“ Verfolgung von antisemitischen, menschenverachtenden, einen islamistischen Gottesstaat anstrebenden Terroristen, die sie fassungslos macht.  Mahnend meinte Außenminister Frank-Walter Steinmeier in einer Presseerklärung: „Wir hoffen, dass trotz des unendlichen Schmerzes über den Verlust dieser drei jungen Menschen das Streben nach Frieden das Handeln in den kommenden Tagen bestimmt“. Die Hamas entführt und ermordet drei Jugendliche, die “Palästinenser” feiern das Verbrechen und die Mörder, doch Steinmeiser erhebt seinen Zeigefinger gegen Israel. Parteichef Sigmar Gabriel, der einst Israel auf seiner Facebookseite ein „Apartheid-Regime, für das es keinerlei Rechtfertigung gibt“ nannte, dürfte mit seinem Parteifreund zufrieden sein.

Als Hans Martin Schleyer von der RAF entführt und anschließend ermordet wurde hörten sich die bundesdeutschen Presserklärungen, die Artikel der Mainstreampresse, sowie die Leserbriefe dergleichen anders an. Ob es daran gelegen haben mag, dass der damalige Arbeitgeberpräsident kein jüdisches Kind, sondern während des 2. Weltkrieges als SS-Untersturmführer in Böhmen und Mähren für die Arisierung der tschechischen Wirtschaft und die Beschaffung von Zwangsarbeitern für das Deutsche Reich zuständig war? Franz Josef Strauß wollte jedenfalls damals mit großen Teilen der deutschen Bevölkerung die Gefangenen der RAF an die Wand stellen und erschießen lassen und Bundeskanzler Helmut Schmidt zeigte kein Interesse über einen Frieden mit der RAF zu verhandeln und wurde weder von seinem Außenminister noch von irgendwelchen Journalisten dazu aufgefordert.

Am 27. Juni 1976 entführten die linksradikalen deutschen Terroristen Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann mit zwei palästinensischen Kämpfern, der „Volksfront zur Befreiung Palästinas“, ein Flugzeug der Air France über Athen mit 250 Passagieren an Bord. In Entebbe selektierte Wilfried Böse in bekannter deutscher Tradition 107 Juden von 143 Nicht-Juden. Mit der „Operation Thunderbolt“ befreite Israel damals die entführten Juden, wobei alle Entführer ums Leben kamen. Deutsche „Israelkritiker“ kritisierten damals die israelische Befreiungsaktion als „flagrante Verletzung der Souveränität Ugandas“, vergleichbar wie heute die Suche nach den entführten Jugendlichen und der Versuch der Ergreifung der Terroristen von „ehrbaren Antisemiten“ und vermeintlichen „Friedensfreunden“ kritisiert wird.

Die islamistische Hamas nahm den Mord von radikalen Israelis an dem palästinensischen Jugendlichen Mohammed Abu Chder  zum Anlass Israel mit einem Raketenteppich zu übersähen. Weil die israelische Regierung nun zurückschießt und die Raketenabschussrampen versucht zu zerstören, sind die Antisemiten dieser Welt fassungslos und ihre „Israelkritik“ wird wieder einmal zu Obsession.

Wie sagte Sartre vor Jahr und Tag in seinen “Überlegungen zur Judenfrage”: “Was der Antisemit wünscht und vorbereitet, ist der Tod des Juden.”

 

Erstveröffentlichung in Mission Impossible

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Theodor Herzl und der „ehrbare“ Antizionismus

israelIm Jahre 1895 begann Theodor Herzl (1860-1904) mit den Vorarbeiten zu seiner programmatischen Schrift „Der Judenstaat – Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage“. Die Dreyfus-Affäre in Frankreich und der dadurch sichtbar werdende Antisemitismus, die Wahl des offenen Antisemiten Karl Lueger zum Wiener Bürgermeister und die Entwicklungen in Deutschland gelten als entscheidende Gründe dafür, dass Theodor Herzl den Zionismus entwickelte. In einem Brief an Albert Rothschild schreibt Herzl: „Ich versuche dem Antisemitismus dort beizukommen, wo er entstanden ist und wo er noch seinen Hauptsitz hat: in Deutschland. Ich halte die Judenfrage für äußerst ernst. Wer glaubt, dass die Judenhetze eine vorübergehende Mode sei, irrt schwer.“ Die Judenpogrome in Russland zwischen 1903 und 1906 mit mehr als zweitausend ermordeter russische Juden, die vielen weltweiten antisemitischen Schriften, die Judenverfolgung in Deutschland und der Holocaust betätigten die Weitsicht Theodor Herzls. Der Zionismus ist deshalb zweifellos die Reaktion auf den seit Jahrhunderten bis zu unserer Zeit herrschenden Antisemitismus.

1897 versammelten sich die jüdischen Delegierten der unterschiedlichen zionistischen Strömungen zu einem Kongress in Basel und verabschiedeten ihr Programm, einleitend mit dem Satz: „Der Zionismus erstrebt für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich rechtlichen Heimstätte in Palästina.“ Innerhalb der zionistischen Bewegung gab es verschiedene Strömungen und Richtungsstreitigkeiten. Ab 1900 entwickelte sich vor allem von Russland aus ein sozialistischer Zionismus, der später die Gründerjahre Israels mit seiner Kibbuz- und Arbeiterbewegung prägte. Anfang des 19. Jahrhunderts lebten knapp 300.000 Menschen, inklusive dem alten jüdischen Jischuw  im unterbevölkerten und wirtschaftlich stagnierenden Palästina. Nach antijüdischen Pogromen in Russland kam es ab 1881 zur ersten Alijah mit circa 70.000 jüdischen Immigranten nach Palästina. 1923 teilten die Briten das Land „Palästina“ in zwei administrative Zonen. Der arabisch-palästinensische Staat Transjordanien, knapp 80 Prozent der Landfläche Palästinas, das heutige Jordanien, wurde abgetrennt. In Jordanien dürfen sich bis heute keine Juden niederlassen. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts waren antisemitische Übergriffe in Palästina keine Seltenheit. Nach arabischen antijüdischen Pogromen wurde die Hagana, eine zionistische Organisation zum Schutz für die jüdische Zivilbevölkerung gegründet. Wegen ihrer moderaten Haltung spaltete sich 1931 die rechte Gruppe Irgun ab und beantwortete Terror mit Gegenterror. Beispielsweise während des „Hebron-Massakers“ am 23. August 1929, das unter dem Zeichen des muslimischen  Schlachtrufs, „das Gesetz Mohammads wird mit dem Schwert durchgesetzt“ stand, kamen 67 jüdische Zivilisten ums Leben.  In Safed wurden zur selben Zeit 45 Juden ermordet, insgesamt wurde durch das vom Großmufti von Jerusalem, Amin al-Husseini, dem unumschränkten Führer der „Palästinenser“,  inszenierte Blutvergießen in diesen Tagen 133 Juden ermordet und 339 verletzt. Während Hagana, Irgun, Palmach, die jüdische Brigade und alle anderen zionistischen Organisationen auf der Seite der Alliierten gegen Nazideutschland kämpften, kollaborierten der Mufti von Jerusalem und seine Kämpfer mit Hitler und seiner Ideologie.

1948 war das Ziel Theodor Herzls erreicht, der Judenstaat Israel war gegründet. Endlich existierte ein Land in dem Jüdinnen und Juden nicht länger der Verfolgung ausgesetzt waren. Für die meisten Juden kam diese Rettung allerdings zu spät. Millionen Menschen konnten dem europäischen Antisemitismus, den der deutsche Nationalsozialismus in Auschwitz in ein Vernichtungsprogramm umwandelte, nicht entkommen. Die arabischen antizionistischen Nachbarn akzeptierten freilich  das Existenzrecht Israels nicht und überfielen, vereinigt mit ehemaligen, geflohenen deutschen Nazis den neugegründeten Staat der Juden. Dieser vom Antisemitismus geprägte Krieg gegen Israel hält bis heute an. Für jeden Juden in der Welt, so Jean Améry,  ist der Bestand des kleinen Judenstaates eine existentielle Frage, denn in Israel haben die Juden, den „aufrechten Gang“ gelernt und wenn es einen Staat gibt der ein Existenzrecht besitzt, dann heißt dieser Staat Israel.  Jean Améry war in  den 1970er Jahren einer der ersten der linken Antisemitismus, also Antizionismus entschieden bekämpfte.

Nach 1945 konnte Antisemitismus, zumindest in Europa nicht mehr offen artikuliert werden, so brach sich ein vermeintlich ehrbarer Antizionismus die Bahn. „Die Definition des Antizionismus ist ziemlich einfach. Antizionismus ist die Überzeugung, dass jedes Volk der Welt das Recht auf einen eigenen und souveränen Nationalstaat hat, mit Ausnahme des jüdischen. Der Antizionismus ist kein Antinationalismus, sondern eben allein und ausschließlich gegen den jüdischen Nationalismus gerichtet“, schreibt Felix Bartels in seinem lesenswerten Artikel „Nahost! Nahost! oder Zur Romantik des Weltfriedens. Antizionisten engagieren sich selbstverständlich nicht für die Abschaffung der Nationalstaaten Deutschlands, Frankreichs der Türkei oder gar Irans oder Syriens. Andererseits und des Weiteren sehr inkonsequent ist den meisten Antizionisten der antisemitische Nationalismus der palästinensischen Blut und Boden-Bewegungen von Hamas bis Fatah eine Herzensangelegenheit. Antizionisten macht es fassungslos, dass den zweiundzwanzig bestehenden arabischen Nationalstaaten ein jüdischer von der Größe Hessens, also 1,5 Promille der Fläche der Staaten der Arabischen Liga hinzugefügt wurde. Während es für die meisten Antizionisten feststeht, dass Juden weder ein Volk noch eine Nation sind, reden sie von den Palästinensern beinahe ausschließlich und pathetisch vom „Recht auf Boden“ für das „palästinensische Volk“. In der antizionistischen Propaganda sind es nicht die Menschen die befreit werden müssen, sondern vielmehr der palästinensische Boden, der von den ungläubigen Juden „gereinigt“ werden müsse.

Antizionismus richtet sich von daher nicht im Allgemeinen gegen Rassismus, Nationalismus, Faschismus, Militarismus und Imperialismus, sondern ausdrücklich und exklusiv gegen Zionismus. Antizionisten verurteilen in ihrem Ressentiment den Zionismus als Rassismus. Hingegen ist der Umstand, dass in Jordanien laut jordanischer Verfassung bis heute keine Juden leben dürfen, für sie kein Grund verbal zu intervenieren. Der antizionistisch, islamisch dominierte Menschenrechtsrat der UN lässt beispielsweise keine Kritik an der menschenverachtenden Gesetzgebung der Scharia zu, denn Kritik an der Scharia ist Kritik an der islamischen Religion und damit Rassismus.

Viele Antizionisten haben ein verkürztes und oberflächliches Verständnis von  Imperialismus und Kapitalismus. Der Nationalsozialismus wird in diesen Kreisen meist darauf reduziert eine besonders abscheuliche, von den aggressivsten Fraktionen der Bourgeoisie dominierte Form von Klassenherrschaft zu sein. Die Frage an Antizionisten ob ihre Kollaboration mit diversen Diktatoren, völkischen Nationalisten und Antisemiten nicht irgendwie ein ungutes Gefühl bei ihnen hervorrufe, wird so gut wie nie von ihnen beantwortet.

Einer der eifrigsten Antizionisten war der Nazi-Ideologe Alfred Rosenberg. In  seinen Büchern „Der staatsfeindliche Zionismus“ (1922), „Der Weltverschwörerprozeß zu Basel“ (1927) oder „Die Protokole der Weisen von Zion und die jüdische Weltpolitk“ legte er größtenteils die Grundlagen für den aktuellen Antizionismus. Bekanntlich exportierte Nazideutschland seinen speziellen Antisemitismus ab 1935 in die arabische Welt. Der sogenannte arabische Aufstand in Palästina wurde von Nazideutschland finanziert. Die palästinensische Nationalbewegung hat von daher seine Wurzeln im Antizionismus der deutschen Nationalsozialisten. Die antisemitische Weltanschauung der palästinensischen Nationalbewegung begründet sich auf Amin al-Husaini. Spätestens seit 1929 war  der Großmufti von Jerusalem der „politische Führer der Palästinenser“ und damit Gründervater der palästinensischen Nationalbewegung.  „Tötet die Juden, wo immer ihr sie findet […]“ rief der Mufti über die deutsche Sendeanstalt in Berlin am 1.3.1944 nicht zum ersten und einzigen Male seinen muslimischen Glaubensbrüdern zu.

Die meisten deutschen Antizionisten leugnen freilich jede ideologische Gemeinsamkeit mit Alfred Rosenberg oder Amin al-Husaini, wie Antizionisten sich auch nicht oder kaum mit dem arabischen Antisemitismus auseinandersetzen möchten. Deutsche Antizionisten sind anfällig für die spezifischen Zwänge des deutschen Nationalismus, ihre Weigerung sich mit der belasteten Vergangenheit auseinanderzusetzen ist ebenso sprichwörtlich wie ihr manichäisches Weltbild des Antiimperialismus. Antizionisten sind zumeist außerstande ihr eigenes Bedürfnis nach kollektiver und damit potentiell nationaler Identität zu reflektieren. Sie haben gelernt, von wem und aus welchen Gründen auch immer, dass die USA und Israel für alles Unheil dieser Welt verantwortlich und dass selbstverständlich die Juden selbst schuld am Antisemitismus in ihrer Region sind.

So gut wie alle Antizionisten fordern die „Einstaatenlösung“ für Palästina, weil sie wissen, dass die Juden durch den demographischen Faktor in wenigen Jahren, sollten sie bis dahin überlebt haben, zu Dhimmis degradiert werden würden, weshalb es auch nicht weiter verwundert, dass Antizionisten ein „Rückkehrrecht“ für Palästinenser nach Israel fordern obwohl die nie in Israel gelebt haben. Der deutsche Antizionist Wilfried Böse selektierte, nachdem er mit anderen Antizionisten ein französisches Flugzeug entführte,  1976 in Entebbe Juden von Nichtjuden. Wilfried Böse war der Auffassung, „er sei kein Nazi, er sei Idealist, er bereite die Weltrevolution vor“. Für Antizionisten ist eine Welt ohne Israel das erstrebenswerteste  Ziel aller Ziele.

Groteskerweise gibt es auch antizionistische Juden. Für einige ultra-orthodoxe Juden ist die gegen den Willen Gottes vollzogene Staatsgründung Israels eine Gotteslästerung.  Diese jüdischen Antizionisten pflegen am israelischen Unabhängigkeitstag schwarze Fahnen als Zeichen der Trauer aus ihren Fenstern zu hängen, obwohl es auch immer wieder in ihren Vierteln zu arabischen Anschlägen gegen Juden kam. In Beit Yisrael einem Stadtviertel von Jerusalem leben beinahe ausschließlich strenggläubige jüdische Antizionisten. Am 2. März 2002 verübten die Al Aksa-Brigaden der Fatah ganz bewusst einen Selbstmordanschlag gegen antizionistische Juden in Beit Yisrael, wobei zehn Juden, darunter Kinder und Säuglinge getötet und weitere dreißig teilweise schwer verletzt wurden. In Ramallah zogen daraufhin hunderte von Palästinensern feiernd und siegestrunken auf die Straßen. Die Angriffe und antisemitischen Morde von Beit Yisrael belegen die feindliche Haltung dieser Palästinenser gegenüber allen Juden, egal ob sie nun Antizionisten oder Zionisten sind.

Antizionisten sind erschüttert wenn in Hebron einem palästinensischen Steinewerfer ein Arm gebrochen wird oder die israelische Armee auf tausendfachen Raketenbeschuss der Hamas militärisch reagiert. Als letzte Woche das syrische Militär ein palästinensisches Flüchtlingslager bombardierte und 25 Tote Palästinenser hinterließ oder als 1982 Assad in der syrischen Stadt Hama einen Aufstand der Muslimbrüder durch Artellerie und Bomben mit fünfzehntausend Toten niederschlug war von fassungslosen Protesten der Antizionisten nichts zu hören, denn wie der Name schon sagt, Antizionisten sind auf Israel fokussiert.Inwieweit sekundärer Antisemitismus bei deutschen Antizionisten mit eine Rolle spielt ist nicht einfach zu beweisen, außer wenn sie wie Norman Paech  es ausdrückte „wegen dem Leid der Palästinenser  aus dem ‚Schatten Hitlers‘ heraustreten dürfen“.

Felix Bartels meint nicht zu Unrecht: „Ein vernunftbegabter Mensch redet mit Antizionisten wie der Arzt mit seinen Patienten. Es ist mehr ein Reden zum Zwecke der Anschauung. Die eigentliche Überlegung findet später statt. Übrigens ist es ethisch durchaus vertretbar, Antizionisten, wenn man schon mit ihnen redet, auf eine Couch zu setzen und Geld nach Stunden zu nehmen.“

Das Problem dabei ist nur, dass der antizionistische Wahnsinn nicht in kleinen Zirkeln stattfindet,  sondern längst in der Mehrheitsgesellschaft angekommen ist, wie folgende Umfrageergebnisse zeigen: Das Meinungsforschungsinstitut EOS Gallup Europe hatte im Auftrag der EU-Kommission 2003 eine Umfrage durchgeführt. In Deutschland hielten 65 Prozent der Befragten Israel für „die größte Gefahr für den Weltfrieden“.  In einer weiteren EU-Umfrage 2004 erklärten über die Hälfte der Bundesbürger: „Was der Staat Israel heute mit den Palästinensern macht, ist im Prinzip auch nichts anderes als das, was die Nazis im Dritten Reich mit den Juden gemacht haben.“ 2007 positionierten sich laut einer BBC-Umfrage 77 % der Deutschen eindeutig negativ gegenüber Israel das jeden Deutschen und Österreicher alleine durch seine Existenz an Auschwitz und Majdanek, an Treblinka und Sobibor erinnert.  Laut einer Studie aus dem Jahre 2011 der Fakultät für Erziehungswissenschaft am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung ärgerten sich 63 % der Deutschen im Jahre 2008 darüber, dass ihnen die Verbrechen der Nazis noch heute vorgehalten würden und 57.3 % der Deutschen waren im Jahr 2010 der Meinung, dass Israel einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser führe. Die Mehrheit der Deutschen steht hinter dem „Gedicht von Grass. Laut FTD-Umfrage halten 57% der Deutschen die Israel-Thesen von Günter Grass für richtig und 27% für diskutabel. 84 % ist eine klare Mehrheit.

Israel ist ein kapitalistischer Staat, mit allen Fehlern die kapitalistische Staaten nur haben können, angefangen von sozialer Ungerechtigkeit bis zu dem zu großen Einfluss der Religion auf die Politik. Trotz alledem ist Israel die Insel der Aufklärung im Nahen Osten. Israel ist das Land das den verfolgten Juden dieser Welt Zuflucht gewährt. Nach der riskanten aber erfolgreichen Geiselbefreiung von Entebbe sagte einer der Organisatoren Moshe “Muki” Betser: „Ich sehe in Entebbe das Wesen des Zionismus“, hätten wir vor dem Zweiten Weltkrieg einen Staat und eine Armee gehabt, hätte es den Holocaust in Deutschland so nicht gegeben.“ Seit seiner Gründung sammeln sich die feindlichen Armeen und Terroristen um Israel und selbst die zügellosesten Stimmen aus den arabischen Ländern werden von der Weltgemeinschaft ignoriert.

Eines steht fest: Der Antizionismus ist ein von Grund auf reaktionäres Phänomen, er ist die eine Seite einer irrationalen Medaille, die andere Seite heißt Antisemitismus. Es scheint aktuell so zu sein als ob die Welt vorbereitet werden müsse, weil die Welt es so will, auf das zu bereitende Auschwitz II am Mittelmeer.

Quellen: Felix Bartels -Nahost! Nahost! oder Zur Romantik des Weltfriedens | Alexandra Kurth –  Insel der Aufklärung, Israel im Kontext | Karl Selent – Ein Gläschen Yarden-Wein auf den israelischen Golan | Jean Amèry – Zwischen Vietnam und Israel | Leon Poliakov – Vom Antizionismus zum Antisemitismus

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„Operation Thunderbolt“ und der deutsche „Heimatvertriebenenverband“

Israelische Fallschirmjäger stürmen aus dem Herkules TransporterAm 27. Juni 1976 entführten die linksradikalen deutschen Terroristen Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann mit zwei palästinensischen Kämpfern, der „Volksfront zur Befreiung Palästinas“, ein Flugzeug der Air France über Athen mit 250 Passagieren an Bord. Geplant und angeordnet wurde die Aktion vom Militärchef der PFLP, dem Kinderarzt Abu Hani. Nach einem Zwischenstopp in Bengasi wurde der französische Pilot gezwungen, die Maschine auf dem Flughafen Entebbe in Uganda zu landen. In Entebbe wurden die Geiseln von der ugandischen Armee und sechs weiteren palästinensischen Terroristen empfangen. Die ugandische Armee übernahm für eine Nacht die Bewachung der Geiseln, damit sich die Entführer etwas ausruhen konnten.

In Entebbe erreichten Antizionismus und Judenhass einen neuen zwischenzeitlichen Höhepunkt. In dem Moment, als Wilfried Böse Juden von Nicht-Juden trennte, war nichts mehr wie es vorher war. Die „Revolutionären Zellen“  zerbrachen moralisch an den Ereignissen von Entebbe und lösten sich 1991 auf.  Am Dienstag, den 29. Juni 1976, um kurz vor 19 Uhr, beginnt der „antiimperialistische Kämpfer“ Wilfried Böse die erste deutsche Selektion an Juden nach 1945.  „Wenn Sie ihren Namen hören stehen Sie auf und gehen in den Nebenraum“, sagte Wilfried Böse nachdem er an dem Tisch, auf dem die Pässe der Passagiere lagen, platzgenommen hatte.  Eine israelische Frau mit eintätowierter Lagernummer brach in Tränen aus, als wieder jüdische Namen mit deutschem Akzent verlesen wurden, während die 28-jährige Pädagogikstudentin aus Hannover, Brigitte Kuhlmann, eiskalt mit einer Handgranate bewaffnet am Eingang des Nebenraumes stand. Die verbliebenen 143 nichtjüdischen Geiseln und die französische Crew wurden freigelassen. Kapitän, Michel Bacos, und seine Crew lehnten ihre Freilassung ab, da sie sich allen Passagieren verantwortlich fühlten. Für dieses Verhalten wurde Bacos später von der Air France bestraft und von seinen Aufgaben entbunden. Die 103 jüdischen Geiseln (83 Israelis sowie 20 französische Juden) wurden in dem mit Sprengsätzen gesicherten Terminal von Entebbe, mit der Drohung in drei Tagen erschossen zu werden, weiter gefangen gehalten. Während dieser Gefangenschaft hatten die meisten Geiseln Durchfall und Erbrechen, die Toiletten waren verdreckt, da es in den Leitungen kein Wasser gab. Idi Amin besuchte die Geiseln täglich, verbunden mit bizarren Auftritten und grotesken Reden. Während der Selektion zeigten jüdische Geiseln ihre eintätowierten „Auschwitz-Häftlingsnummern“ und erklärten Wilfried Böse, dass seine Handlungen identisch mit den Taten der Nazis sind. Wilfried Böse meinte, „er sei kein Nazi, er sei Idealist, er bereite die Weltrevolution vor“. Laut Wilfried Böse führe der imperialistische Staat Israel einen dauernden Expansionskrieg gegen die Palästinenser und seine Nachbarn. Die Forderung der „Revolutionäre“ war die Freilassung von anfangs 53, später über 70 Inhaftierten aus Gefängnissen in Israel, Frankreich, Deutschland und der Schweiz, sowie fünf Millionen US-Dollar von der französischen Regierung für die Rückgabe des Flugzeuges.

Nachdem Schimon Peres, der israelische Verteidigungsminister, vier Herkules Transportflugzeuge und zwei Boeing 707, wegen der achtsündigen Flugzeit und dem damit verbundenen Zeitdrucks, vorsichtshalber schon in die Luft geschickt hatte, gab am 3. Juli Ministerpräsident Jitzchak Rabin, der bis zuletzt auf eine diplomatische Lösung hoffte, nach einer turbulenten Kabinettsitzung, der israelischen Armee grünes Licht für die „Operation Thunderbolt“. Zuvor sammelten Militär und „Mossad“ mehrere Tage Informationen über den Flughafen in Entebbe. Die israelische Spezialeinheit trainierte mehrfach die geplante Rettungsaktion in einer mittels Attrappen  nachgebauten „Transithalle“.  Kenia erlaubte die Landung der beiden Boeing  Maschinen und das Auftanken für den Rückflug der vier Herkules Transportmaschinen. In einem der Transportflugzeuge wurde ein schwarzer Mercedes mitgeführt, mit welchem die Ankunft Idi Amins vorgetäuscht werden sollte. Die eigentlichen, 90-minütigen, Kampfhandlungen begannen mitten in der Nacht, als  Jonathan Netanjahus Männer in die Transithalle eindrangen. Über Megafone riefen die israelischen Soldaten, dass sich die Geiseln auf den Boden liegen sollen. Für kurze Zeit brach ein Chaos aus. Mütter warfen sich schützend über ihre Kinder. Schüsse flogen über die Köpfe der Geiseln, die Palästinenser feuerten wild zurück, Böse und Kuhlmann waren bereits tot. Drei Geiseln wurden getötet. Am Ende der Aktion eröffneten, die mittlerweile eingetroffenen ugandischen Truppen das Feuer auf die israelischen Befreier, wobei Oberstleutnant Netanjahu, ein Bruder des aktuellen israelischen Ministerpräsidenten, getötet wurde. Die 75-jährige Dora Bloch, die Auschwitz überlebte,  hatte drei Tage zuvor schwere Atemprobleme und befand sich deshalb in einem Krankenhaus in Kampala. Sie wurde am folgenden Tag von ugandischen Soldaten ermordet. 45 ugandische Soldaten wurden während des Angriffs getötet, alle ugandischen Kampfjets, die sich auf dem Flugfeld befanden, wurden am Boden zerstört um die anschließende Flucht zu gewährleisten. Libyens Staatschef Gaddafi schickte kurz darauf seinem bedrückten Freund Idi Amin zwanzig Mirage-Jäger. Für Israel war die Rettungsaktion die Neudefinition des Staates Israel. Wilfried Böses Selektion berührte den Gründungsmythos des jüdischen Staates. „Ich sehe in Entebbe das Wesen des Zionismus“, sagt Muki Betzer, einer der Kommandeure der „Operation Donnerschlag“. „Hätten wir vor dem Zweiten Weltkrieg einen Staat und eine Armee gehabt, hätte es den Holocaust in Deutschland so nicht gegeben.“ Wilfried Böses und Brigitte Kuhlmanns „Denken“, sowie ihre  Geschichtsvergessenheit bezüglich des Nahostkonfliktes, lebt in großen Teilen der Deutschen, vor allem der „Linken“ weiter.

Von der britischen Aufteilung  Palästinas 1923 in ein „judenfreies“ Transjordanien, von den Verbindungen der Palästinenser mit dem Nationalsozialismus, während des „Arabischen Aufstandes“ 1936 bis 1939 und lange darüber hinaus, von der faschistoiden, antisemitischen Politik des Großmuftis von Jerusalem, vom Angriff 1948 der arabischen Staaten auf den neugegründeten Staat Israel, vom Jom-Kippur-Krieg 1973, den arabischen Aggressionen vor dem 6-Tage Krieg bis zu dem einzigartigen, vererbbaren Flüchtlingsstatus der palästinensischen Flüchtlinge von 1948 wollten Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann nichts wissen. Das 1970 der jordanische König Hussein den Aufstand der Palästinenser in Jordanien niederschlagen und dabei ungefähr 5000 Palästinenser töten ließ, in dem er unter anderem palästinensische Flüchtlingslager in Amman bombardierte, interessierte die „Revolutionären Zellen“, wie ihre aktuellen antizionistischen Adepten wenig. Heutzutage regen sich „Israelkritiker“ über den Sperrzaun auf, der palästinensische Selbstmordattentäter und Terroristen abhalten soll, israelische Zivilisten zu ermorden. Sie bezeichnen ihn als „Schandmauer“! Mit Hilfe dieser „Schandmauer“ werden, so meinen diese „Israelkritiker“, die Palästinenser im Gazastreifen oder in der Westbank wie in einem großen „Freiluftkonzentrationslager“ oder wie in einem „Ghetto“ gehalten. Sie verurteilen jede legitime israelische Abwehrreaktion gegen Raketenbeschuss oder Waffenschmuggel  als „faschistische Barbarei“, während islamistischer Terror bagatellisiert oder gerechtfertigt wird. Dass sich Israel nicht einen einzigen verlorenen Krieg leisten kann, weil die weitere Existenz des jüdischen Staates damit Makulatur wäre und es für die jüdischen Bewohner Israels keine Möglichkeit zu einer Flucht gäbe, ist für Antizionisten und Israelgegner ohnehin kein Problem. Nach „Entebbe“ hatten die „Revolutionären Zellen“ vor,  Heinz Galinski, den damaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Berlin zu entführen, was nur durch Hans-Joachim Kleins Intervention verhindert wurde! Die „Operation Thunderbolt“ mit der ihr vorausgegangenen Flugzeugentführung und anschließenden Selektion wurde mehrmals verfilmt. Horst Buchholz und Klaus Kinski brillierten in der Rolle des Wilfried Böse. In mehreren westdeutschen Kinos, die den Film „Unternehmen Entebbe“ spielten,  legten die „Revolutionären Zellen“ Feuer. Diese Brandstiftungen sollten eine Warnung an Kinobesitzer und Zuschauer gegen die angebliche „rassistische Hetze“ sein. Der damalige UN-Generalsekretär und Ex-Nazi Kurt Waldheim verurteilte 1976, unter dem Beifall großer Teile der westdeutschen Linken, die israelische Befreiungsaktion als ernsthafte Verletzung der Souveränität des Mitgliedsstaates Uganda. Die deutsche Öffentlichkeit und große Teile der „Linken“ wissen bis heute, im Gegensatz zu den Ereignissen um die „Landshut“ in Mogadischu, kaum etwas über die Geschehnisse um die „Operation Thunderbolt“, was nicht weiter verwundert, in Entebbe wurde ihnen der Spiegel vorgehalten.

Der Antizionismus, den Wilfried Böse mit seinem Leben bezahlte, ist eine Möglichkeit nicht nur für Linke und „Heimatbewegte“, sich von ihrer „phantasierten“ Schuld zu befreien. Das heutige Linkparteimitglied Norman Paech sprach in den 1990er Jahren davon, dass er endlich „von der Aura der Kollektivschuld“ erlöst wurde, als er Mitte der 1960er Jahre nach Israel fuhr und dort das Leid der Palästinenser sah. Denn nun konnte er aus dem „Schatten Hitlers“ heraustreten. Von den eigenen Schuldgefühlen wurde er deswegen befreit, weil er erkannt zu haben glaubte, dass die Israelis genauso schlimm seien wie die Deutschen. Dieses Ziel sich von der „Aura der Kollektivschuld“ zu erlösen, klagen NPD, „Neue Rechte“, sowie ihre Parteiorgane „Nationalzeitung“ und  „Junge Freiheit“ auch heute ein. Wolfgang Pohrt schrieb einst sinngemäß: “Es ist nicht die Glorie Herzls die über Israel schwebt, sondern der traumatisierende Schatten Hitlers, und aus diesem Vergessen erhebt sich der Antisemitismus in neuer Gestalt. Da es in Deutschland aber kaum noch Juden gibt, richtet sich dieser Hass auf Israel. Die Solidarität mit der PLO ist eine Parteinahme für einen „großen militanten Heimatvertriebenenverband“ und Ausdruck des Bedürfnisses, die beschädigte nationale Identität wiederherzustellen.“ So wird der Nationalsozialismus gerne in diesen Kreisen mit dem Staat Israel gleichgesetzt. In einer Erklärung der „Revolutionären Zellen“ steht:“ Die Zionisten haben unheilvolle Lehren aus ihrer Verfolgung gezogen; sie haben gut gelernt und verfolgen, unterdrücken, vertreiben, beuten die Palästinenser und Araber heute aus, wie sie einst selbst verfolgt wurden.“ Mit diesem Vergleich entschwindet die Singularität von Auschwitz. Die deutschen Verbrechen werden reingewaschen, da doch angeblich die Opfer der Deutschen auch nicht besser seien. Die Opfer werden zu Tätern gemacht. Mit diesen Ansichten steht die „antizionistische Linke“ der „Neuen Rechten“ in nichts nach. Der „alte rechte“ und der neue „linke Antisemitismus“ bewegen sich aufeinander zu. Mit ihrer Schuldumkehr, mit ihrer Verharmlosung des Nationalsozialismus und ihrer Ablehnung des Staates Israels sind sich Paech, Kuhlmann und Böse mit dem überwiegenden Teil der deutschen Bevölkerung einig.  Die Speerspitze dieses „Denkens“ um die nationalbolschewistischen, antizionistischen Zeitschriften „Junge Welt“, „Junge Freiheit“ und „derFreitag“, mit ihren „jüdischen Kronzeugen“ Moshe Zuckermann, Avraham Burg und Felicia Langer ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Unter den bürgerlichen Zeitungen präsentiert sich seit langer Zeit die „Süddeutsche Zeitung“ als die „israelkritischste“.  Wenn es um Israels Verteidigungsmaßnahmen geht, herrscht im „Hause des Henkers“ ohnehin eine nationale Einigkeit wie sie in keinem anderen Politikfeld auch nur annähernd erreichbar ist. Beispielsweise die antisemitische Walser-Rede 1998 in der Paulskirche, die Verhinderung des Lanzmanns Films, „Warum Israel“ in Hamburg, Norbert Blüms Aussage vom „hemmungslosen Vernichtungskrieg“, Israels gegen die Palästinenser, der einstimmige Bundestagsbeschluss gegen Israel nach den Vorfällen auf der „Mavi Marmara“ belegen dies eindrucksvoll. Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignaz Bubis, der als einer der wenigen energisch gegen Walser protestierte, wollte in Israel, nicht in Deutschland beerdigt werden. Die antisemitischen Auffassungen der Deutschen waren, laut Daniel Jonah Goldhagen, die zentrale Triebkraft für den Holocaust. Die Vernichtung der Juden war nicht nur das Projekt von „Nazis“ oder SS-Männern, sie war ein  „nationales Projekt“ der Deutschen, das 1945 von den Alliierten gestoppt wurde. Der seit der deutschen Wiedervereinigung immer fiebriger werdende Antizionismus, dieser „unschuldige, ehrbare Antisemitismus“ ist unerlässlich für die „Wiedergutwerdung“ der Deutschen.

Jean Améry schrieb 1976 in „Der ehrbare Antisemitismus“: „Und spreche ich von Zuflucht, fällt schon ein weiteres Stichwort. Denn es geht in der Tat um mehr als nur den aufrechten Gang. Israel ist nicht nur das Land, in dem der Jude sich nicht mehr im Sinne Sartres das Eigenbild vom Feinde aufprägen lässt; es ist auch das virtuelle Obdach für alle erniedrigten und beleidigten Juden der Welt. Man denke nur an die Juden der Sowjetunion und anderer Ostblockländer, für die ein Ausreisevisum nach Israel die letzte Hoffnung schon Verzweifelnder ist, ein Leben in Würde und Anstand zu führen. […] Der ehrbare Antisemit hat ein beneidenswert reines Gewissen, ein meerstilles Gemüt. Er fühlt sich zudem, was seinem Gewissensfrieden noch zuträglich ist, im Einverständnis mit der geschichtlichen Entwicklung. Erwacht er gelegentlich aus der Dumpfheit seines Dämmerns, stellt er die rituellen Fragen. Ob Israel denn nicht ein expansionistischer Staat sei, ein imperialistischer Vorposten. Ob es nicht durch den „Immobilismus“, seiner Politik das Ungemach, das von allen Seiten hereinbricht, selbst verursacht habe. Ob nicht die ganze zionistische Idee die Erbsünde des Kolonialismus trage und damit jeder mit diesem Lande solidarische Jude selber schuldhaft werde. Hier lohnt es kaum noch zu diskutieren. Israels Expansion war die Folge des kriegerischen arabischen Fanatismus, der schon 1948 nichts anderes den Juden versprach, als sie „ins Meer zu werfen.“

Quellen: Jean Améry  – Aufsätze zu Politik und Zeitgeschichte  |  Eike Geisel – Die Banalität der Guten  |  William Stevenson – 90 Minuten in Entebbe  |  Wolfgang Pohrt – Gewalt und Politik. Ausgewählte Reden & Schriften

Parallel veröffentlicht unter: Mission Impossible

Siehe auch: Lizas Welt – Undank ist der Welten Lohn

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